Philipp Emanuel von Fellenberg zu lehren. Von 1822 bis 1823 lehrt er an
Pestalozzis Anstalt in Yverdon, 1823 kommt er an die Kantonsschule in
Aarau. Dort lehrt er bis 1835. Er wird trotz erfolgreicher Lehrtätigkeit nicht
mehr berufen, fällt den ideologischen Auseinandersetzungen des Verfassungs-
kampfes im Kanton zum Opfer. Also wendet sich Kaiser nach Graubünden,
wo er an der katholischen Kantonsschule Disentis lehrt und 1837 deren
Rektor wird. Bereits 1840 reist er mit einer Liechtensteiner Delegation nach
Wien, um dem Fürsten einen Forderungskatalog zu überreichen. 1848 prä-
sidiert er den revolutionären Landesausschuss, legt einen Verfassungsent-
wurf vor und wird als Abgeordneter für das Fürstentum Liechtenstein in die
Paulskirche entsandt. 1842 wird Kaiser an die katholische Kantonsschule
Chur geholt, 1849/50 als deren Rektor. Als die evangelische mit der katho-
lischen Kantonsschule fusioniert, wird Kaiser 1850 Vizerektor. Er hat als
Erzieher und Lehrer grossen Erfolg, bekommt auch das Kantonsbürgerrecht
von Vigens. Kaiser stirbt im Amt am 23. Feber 1864, zwei Jahre nach Franz
Joseph Oehri.*
Der k. k. Beamte und Vorarlberger Landeshistoriker Joseph Bergmann (1796
bis 1872) besucht von 1808 bis 1809 am Feldkircher Gymnasium die gleiche
Klasse wie Kaiser und Oehri. Auch findet sich der spätere Liechtensteiner
Landvogt Johann Michael Menzinger (1792-1877) an derselben Anstalt.°
Diese Akteure haben einen ähnlichen Lebensweg und treffen 1848 wieder
zusammen.
Universität und Ausprägung politischen Empfindens
Beide Liechtensteiner ziehen nach Wien, wo sie zuerst den philosophischen
Kurs der Universität besuchen. Beide sind unbefriedigt von der spät-
absolutistischen Reglementierung der Studien. Ein einigermassen freies
Hochschulstudium mit differenziertem Fächerkanon existiert nicht. Erst die
Universitätsreform unter Leo Thun-Hohenstein in Folge der bürgerlichen
Revolution von 1848 ändert die Situation.® «Um die Rechte zu hören ging er
[Oehri] von den damaligen Unterrichtszuständen im Kaiserstaate wenig be-
friedigt, nach Landshut [...].»’ Peter Kaiser wandte sich nach Freiburg i. Br.,®
wo auch Johann Michael Menzinger studierte.
Freiburg genoss als Universität einen guten und liberalen Ruf im süddeut-
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