Volltext: Öffentliche Aufgabenerfüllung im Kleinstaat

Der Beitrag der Public-Choice-Theorie Der 
Fürst greift nicht direkt in die Aufgabenwahrnehmung ein. Lediglich mit den Thronreden hat der Fürst in der Vergangenheit eine Art "Initialzündung" für seines Erachtens in Angriff zu nehmende Auf­ gabenbereiche gegeben (Sozialversicherung, aktive Aussenpolitik; siehe Heeb 1998). Zur weiteren Strukturierung der Ausführungen wird zuerst die direkte Demokratie (Einfluss des Volkes über Abstimmungen) und anschliessend die repräsentative Demokratie (Einfluss von Landtag, Regierung, Bürokratie, Verbänden) behandelt. Ein besonderes Problem der Willensbildung in Kleinstaaten ist die Elitenkonnektivität (vgl. Geser 1993, S. 60 ff.). Die Elite ist naturgemäss sehr klein und verflochten. Sigfusson (1998) spricht in diesem Zusam­ menhang von 
an old boy's network, das in Kleinstaaten viel ausgeprägter als in grösseren Staaten sei: 
"Their senior politicians and businessmen have often known each other since nursery school."36 Die Beteiligten treffen sich sehr häufig. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, durch infor­ melle Verfahren Vorhaben und Projekte zu beschleunigen. Da sich der Kleinstaat aus Gründen der Existenzsicherung andau­ ernde interne Konflikte nicht leisten kann, kommt der 
Konfliktvermei­ dung ein bedeutsamer Stellenwert zu, während in grossen Staaten Me­ chanismen der Konfliktaustragung und -beilegung besonders etabliert sind (Geser 1993, S. 53). Bei der politischen Willensbildung geht unter diesen Umständen 
Kooperation vor Konkurrenz, was sich in langjähri­ gen politischen Koalitionsbindungen und in bedeutsamem 
log-rolling (Stimmentausch) bei Ressourcen- und Stellenzuteilungen eindeutig aus­ gabenerhöhend niederschlagen müsste. Diese Art von politischer Kooperation kann naturgemäss auch zu ei­ nem "Faulbett" führen, weil die Konkurrenz fehlt, oder - noch schlim­ mer - zu einem etwas sorglosen Umgang der Elite mit der Macht. Es muss an dieser Stelle nun offenbleiben, ob es im Kleinstaat, trotz der vie­ len Vorteile, die man gewöhnlich mit dezentralen Staaten verbindet (Überschaubarkeit, Präferenzadäquanz, geringere Einigungskosten, höhere Innovationsfähigkeit), zusätzlich noch einer internen Dezentra­ lisierung bedarf. Beim Symposium des Liechtenstein-Instituts wurde als 36 Die Autoren haben Thor Sigfusson im Zusammenhang mit dieser Arbeit kontaktiert: Sigfusson, der in der Zeitschrift "The Economist", Jan 3rd 1998 mit dem Buch "The Ministate in Turbulence" zitiert wird, teilt mit, dass die entsprechende Publikation zur Zeit nur auf isländisch vorliegt. 65
	        

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