Volltext: Öffentliche Aufgabenerfüllung im Kleinstaat

Fallstudien zur Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben in Liechtenstein lichkeit von der Pflegerealität unserer Zeit machen." (Thiede 1990, S. 70). Allerdings stellt die intrafamiliäre Bewältigung der Pflege mitun­ ter eine grosse Belastung dar.114 Wenn das familiäre Auffangnetz fehlt oder nicht hält, so sind 
externe Bewältigungsformen gefordert. Die Lücke zwischen fehlender häus­ licher Betreuung und stationärer Unterbringung können nachbarschaft­ liche Hilfsstrukturen, aber vor allem professionelle 
ambulante Dienste wie etwa die Hauskrankenpflege oder die Haushaltshilfe füllen. Da­ durch wird es dem Pflegebedürftigen ermöglicht, in seiner gewohnten Umgebung zu verbleiben. Auch in bezug auf 
ambulante Dienste kann mit Fug und Recht noch von einer - wenn auch eingeschränkten - Freiwilligkeit der Nachfrage- äusserung ausgegangen werden. Wenn hingegen über stationäre Unter­ bringung diskutiert wird, so verschiebt sich meist die Diktion von Nachfrage auf Bedarfsermittlung. Dies deutet darauf hin, dass die statio­ näre Unterbringung von vielen Pflegebedürftigen nicht sonderlich geschätzt wird und dass Dritte (Sozialbürokratie, Angehörige) die stationäre Unterbringung (bei bestimmten Pflegegraden) als adäquate Betreuungsform ansehen. Diese Bedarfsermittlung hängt natürlich damit zusammen, dass die Bereitstellung stationärer Strukturen quasi die Pflichtaufgabe im Pflege­ bereich darstellt, wohingegen der Aufbau und die Unterstützung ambu­ lanter Strukturen als "Kür" interpretiert werden könnte. Wenn alle Stricke reissen, gilt es jedenfalls, eine letzte Betreuungsform, die sta­ tionäre, bereitzuhalten. Diese Haltung resultiert wohl aus dem Um­ stand, dass der Pflegebereich - noch immer - im Sozialhilferecht veran­ kert ist und die Gewährung der Sozialhilfe auf dem Fürsorgeprinzip beruht (siehe vorhergehender Abschnitt). Angesichts dessen wird es verständlich, dass die meisten Analysen zur Pflegebewältigung mit der Feststellung beziehungsweise der Pro­ gnose des 
Bedarfes an stationären Einrichtungen beginnen. Diesen Prognosen wird ein Abriss der demographischen Rahmenbedingungen 1,4 "Drei Aspekte der Belastung wurden unterschieden: die physische und psychische Be­ lastung der Pflegebedürftigen selbst, die ohne Hilfe Dritter i.d.R. nicht zu bewältigen ist; die physische und psychische Belastung der pflegenden Personen, die die Bewälti­ gungsfähigkeit dieser Menschen zwar individuell unterschiedlich beansprucht, einen Teil der Pflegepersonen jedoch eindeutig überfordert; schliesslich die Belastung der Be­ ziehungen innerhalb der Familie beziehungsweise des Haushalts-Verbandes, in dem die Pflege vollzogen wird." (Thiede 1990, S. 24) 220
	        

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