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starke Verbindung zwischen Landwirtschaft und
Gewerbe typisch, welche im Oberlande ausgespro
chener ist, als im Unterland, das einen rein
landwirtschaftlichen Charakter hat. Von den ein
heimischen Familien sind wenige, die nicht ihr
Stück Ackerland oder Wiesland haben. In der
Gemeinde Vaduz wurde diese Bindung an das
Land während des Krieges durch umfangreiche
Rodungen und Verteilung des urbarisierten
Landes unter die Einwohner gefördert.
Die liechtensteinische Volkswirtschaft verzeich
net überschüssige Produktion in Vieh.
Wein und Holz. Im Jahre 1921 gelangten 1769
Stück V i e h zur Ausfuhr. Bis zum Jahre 1918
nahmen Oesterreich und Deutschland weitaus den
größten Teil auf. Die Weinausfuhr war
ebenfalls beträchtlich. Ueber diese und die Holz
ausfuhr sind wir zahlenmäßig nicht unter
richtet. Die Milchausfuhr und der Kar
toffelexport hat im Unterland lokale
Bedeutung, ebenso etwas Streue ausfuhr.
Als weiteres Aktivum in der liechtensteinischen
Wirtschastsbilanz muß der bisher noch wenig
entwickelte Fremdenverkehr gebucht wer
den. Ebenso ist die Auswanderung, we
nigstens die temporäre, die früher eine
sehr große Bedeutung hatte und die heute wieder
im Zunehmen begriffen ist, als Aktivum einzu
stellen. Die im Lande vorhandenen Wasser
kräfte sind erst lokal und zu einem kleinen
Teil ausgenützt. Einen bedeutenden Aktivposten
stellt der Verdienst aus den Fabriken dar,
welcher heute infolge des Wegfalles früher zum
Teil verwendeter ausländischer Arbeitskräfte in
höherem Maße als ehedem Liechtenstein zufällt.
Auf der P a s s i v s e i t e der liechtensteini
schen Wirtschastsbilanz steht im Wesentlichen nur
die Einfuhr an vorwiegend pflanzlichen Nah
rungsmitteln und von Bedarfsgegenständen. Die
Verschuldung an das Ausland ist gering.
Fasten wir auf Grund dieser Darlegungen
die Bedürfnisse der liechtensteinischen Volkswirt
schaft zusammen, so muß folgendes gesagt wer
den: Liechtenstein muß versuchen, die S e l b st -
Versorgung an pflanzlichen Nahrungsmit
teln zu heben. Durch planmäßige Güter-
zufammenlegung u. durch großangelegte
Melioration überschüssigen Streuelandes
können die Erträge des Landes an solchen ge
hoben werden. Dies ist aber eine l a n g f r i -
st i g e und kapitalerheischende Auf
gabe, für welche die Mittel infolge der
Kapitalarmut des Landes erst erarbeitet
werden müssen. Daher muß darauf Bedacht
genommen werden, die Ueberfchüsse der
Ausfuhrzu erhöhen. Vieh-, Wein- und
Holzexport sind zu fördern. Besonders wichtig
ist aber die Unterbringung des liech
tensteinischen Bevölkerungsüber
schusses. Soll dieser dem Lande etwas
abtragen, so müssen die In du str i e n vermehrt
werden oder aber es ist danach zu trachten, die
Saisonauswanderung liechtensteinischer
Arbeitskräfte zu heben oder für liechtensteinische
Arbeitskräfte in ausländischen benachbarten
Fabriken Arbeit zu finden unter Beibehaltung
des Wohnsitzes in Liechtenstein. Endlich ist ein
großes Gewicht auf die F ö r d e r u n g des
Fremdenverkehrs zu legen.
Gewiß kommen für die liechtensteinische
Volkswirtschaft noch andere kapitalbildende Fak
toren in Betracht. Allein wir beschränkten uns
auf jene Punkte, die in einem besonders engen
Zusammenhange mit der Zollfrage stehen.
d) Wie steht es nun mit den fiskalischen
Bedürfnissen? Die Staatsrechnung für
1922 ergab einen Ausgabenüberschuß von
Fr. 196,573.28. Die einzelnen Posten der Rech
nung waren die folgenden:
Einnahmen 1922
Fr-
Pachtgefälle
13,602.90
Mietzinsen
2,822. —
Steuern
44,779.14
Zölle
160,241. 46
Post und Telegraph
71.334.55
Taxen und Stempel
47,322.35
Rückerfatz und Sparkassa
9,000.—
Amortisation Lawena-Werk
8,000.—
Div. Einnahmen
7,553. 38
Durchlaufende Verrechnung
■ 8,063.54
372,719. 32
Ausgaben 1922:
Fr.
Landtag
19,213.19
Administration und Gericht
132,440.62
Schulwesen
108,458. 01
Grenzwache
42,920.05
Post und Telegraph
84,752.11
Verkehrswesen
1,778.26
Sanität
548.30
Landeskultur
71,351. 38
Schuldentilgung
20,000. —
Zinsendienst
40,623.50
Elektrizitätswerk
.
Diversa
32,092.86
Durchlaufende Verrechnung
15,114.19
569,292.60
In der Staatsrechnung figurieren die Zoll
einnahmen mit Summa Fr. 160,241.46. Die