Volltext: Die Normenkontrolle im liechtensteinischen Recht auf der Grundlage der Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes

Die gutachterliche Tätigkeit des Staatsgerichtshofes komme.109 Dazu trägt auch bei, dass Gutachten allein schon durch das Gewicht der Sachkunde und Autorität des Staatsgerichtshofes und durch die innere Uberzeugungskraft seiner Argumente beträchtliche Wirkung erzielen. In diesem Sinn ist denn die Erstattung von Rechts­ gutachten auch schon als "Seitenstück" zur urteilsförmigen Normen­ kontrolle bezeichnet worden.110 In der Praxis tritt das Gutachten viel­ fach als Ersatz für die abstrakte Normenkontrolle, und zwar sowohl in der präventiven als auch in der repressiven Ausformung, auf.111 Der Staatsgerichtshof ist sichtlich bemüht, diesen Eindruck nicht aufkom­ men zu lassen. Er versucht sich daher gegenüber dem Gesetzgeber ab­ zugrenzen, indem er unter Berufung auf Art. 16 StGHG vorgibt, er könne über die Verfassungsmässigkeit beziehungsweise Verfassungs­ widrigkeit eines bestehenden Gesetzes kein Gutachten erstellen.112 Auch sei eine weitgehende, allgemeine authentische Interpretation dem Ge­ setzgeber vorbehalten.113 Diesen Standpunkt hält er aber in seiner Praxis nicht konsequent durch. Es ist Zugegebenermassen schwierig, wie dies Fallbeispiele verdeutlichen können,114 eine Trennlinie zwischen einer 109 StGH 1984/5/V, Urteil vom 25. April 1985, LES 4/1985, S. 103 (104) und StGH 1985/11, Urteil vom 2. Mai 1988, LES 3/1988, S. 94 (97). 110 Norbert Holzer, Präventive Normenkontrolle durch das Bundesverfassungsgericht, S. 173 f.; Johann Brandstätter, Verfassungsgerichtsbarkeit im Fürstentum Liechtenstein, S. 103, rechnet die Gutachten zum Bereich der präventiven Normenkontrolle. 111 So wenn der Staatsgerichtshof in einem Gutachten den Gesetzgeber anhält, ein Gesetz zu ändern bzw. einen Gesetzesentwurf anders zu gestalten. Vgl. etwa die Empfehlun­ gen zur Klarstellung von Begriffen in StGH 1960/1, Gutachten vom 23. März 1960, ELG 1955 bis 1961, S. 133 (134 f.), oder StGH 1961/2, Gutachten vom 14. Dezember 1961, ELG 1962 bis 1966, S. 179 (184). Zu den nachteiligen Folgen dieses Vorgehens für die abstrakte Normenkontrolle nach Art. 24 StGHG siehe hinten S. 106 f. 112 StGH 1969/1, Entscheidung vom 13. Juli 1970, ELG 1967 bis 1972, S. 251 (256). 115 StGH 1982/36, Gutachten vom 1. Dezember 1982, LES 4/1983, S. 107, und StGH 1976/6, Gutachten vom 10. Januar 1977, ELG 1973 bis 1978, S. 407 (409). 1,4 Fälle repressiver Normenkontrolle: StGH-Gutachten vom 21. November 1955, ELG 1955 bis 1961, S. 107 ff.; StGH-Gutachten vom 1. September 1958, ELG 1955 bis 1961, S. 129 ff.; StGH 1960/5, Gutachten vom 5. Mai 1960, ELG 1955 bis 1961, S. 144 f.; dies trifft zum Beispiel nicht zu auf: StGH 1981/9, Gutachten vom 28. August 1981, LES 1982, S. 119 ff., zu Fragendes Gesetzes betreffend die Industriekammer vom 25. Februar 1947; Fälle präventiver Normenkontrolle: StGH 1960/11, Gutachten vom 11. August 1960, ELG 1955 bis 1961, S. 177 ff.; St GH 1961/3, Gutachten vom 27. Juni 1961, ELG 1962 bis 1966, S. 184 ff.; StGH 1964/3, Gutachten vom 22. Oktober 1964, ELG 1962 bis 1966, S. 222 ff.; StGH 1966/1, Gutachten vom 6. Juni 1966, ELG 1962 bis 1966, S. 227 ff.; StGH 1968/6, Gutachten vom 28. Mai 1969, ELG 1967 bis 1972, S. 248 ff.; StGH 1972/3, Gut­ achten vom 6. Juli 1972, ELG 1973 bis 1978, S. 344 ff.; StGH 1978/7, Gutachten vom 12. Juni 1978 (nicht veröffentlicht); StGH 1983/11, Gutachten vom 30. April 1984 (nicht . veröffentlicht). Diese Fälle sind auch wiedergegeben im Anhang 3. 97
	        

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