Volltext: Die Normenkontrolle im liechtensteinischen Recht auf der Grundlage der Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes

Gegenstand, Umfang und Massstab der Normenkontrolle 2. Verfassungsgesetze a) Begriffliches Zu den Gesetzen sind neben den einfachen Gesetzen39 auch die Verfas­ sungsgesetze zu zählen. Dies ergibt sich aus dem Kontext der Art. 64 ff. und 111 Abs. 2 der Verfassung. Die Bestimmung von Art. 64 der Verfas­ sung, der das Initiativrecht bei der Gesetzgebung regelt, bezieht sich unübersehbar auch auf die Verfassungsgesetzgebung40. Auch in diesem Rechtsbereich wird zwischen einem formellen und einem materiellen Verfassungsbegriff unterschieden. Der formelle Ver­ fassungsbegriff umfasst die Sätze der geschriebenen Verfassung, die gegenüber dem einfachen Gesetz erschwert abänderbar sind.41 Das Zustandekommen von Verfassungsgesetzen ist an erschwerte Bedin­ gungen geknüpft.42 Unter dem Begriff der Verfassung im materiellen Sinn versteht man die Regelung bestimmter "grundlegender" Fragen 39 Diese Umschreibung ist in Lehre und Rechtsprechung geläufig. Vgl. etwa die Entschei­ dung des Staatsgerichtshofes vom 14. November 1949, ELG von 1947 bis 1954, S. 221 (223), in der er davon spricht, dass die Gewerbeordnung (Verordnung vom 26. März 1942) ein "einfaches Gesetz" und kein "Verfassungsgesetz" sei. Vgl. im weiteren StGH 1982/13, Gutachten vom 16. Juni 1981, LES 1982, S. 126 (127); StGH 1982/1 bis 25, Urteil vom 28. April 1982, LES 3/1983, S. 69 (73); StGH 1982/37, Urteil vom 1. De­ zember 1982, LES 4/1983, S. 112 (114/115); StGH 1983/6, Urteil vom 15. Dezember 1983, LES 3/1984, S. 73 (74); StGH 1984/14, Urteil vom 28. Mai 1986, LES 2/1987, S. 36 (39); StGH 1985/14, Urteil vom 28. Oktober 1986, LES 2/1987, S. 43 (44); StGH 1985/11/V, Urteil vom 10. November 1987, LES 3/1988, S. 88 (89); StGH 1990/4, Urteil vom 22. November 1990, LES 2/1991, S. 25 (27); StGH 1990/10, Urteil vom 22. November 1990, LES 2/1991, S.40 (43). 40 Die Bezeichnung "Verfassungsgesetz" verwendet der Staatsgerichtshof etwa im Gut­ achten vom 27. März 1957, ELG 1955 bis 1961, S. 115 (117); Gutachten vom 5. Mai 1960, ELG 1955 bis 1961, S. 144, in StGH 1982/37, Urteil vom 1. Dezember 1982 als In­ stanzgericht in Amtshaftungssachen, LES 4/1983, S. 112 (115); StGH 1985/11/V, LES 3/1988, S. 88 (89); StGH 1989/10, Urteil vom 2. November 1989, LES 2/1990, S. 63 (67). Vgl. auch Andreas Kley, Grundriss des liechtensteinischen Verwaltungsrechts, S. 40/ Anm. 14; Gerard Batliner, Einführung in das liechtensteinische Verfassungsrecht S. 22; Martin Batliner, Die politischen Volksrechte im Fürstentum Liechtenstein, S. 140. Vgl. schliesslich die im LR-Register 1996/97 unter den Ziff. 101, 102.1 und 102.2 genannten Verfassungsgesetze. 41 Vgl. etwa die StGH-Entscheidung vom 16. Juni 1954, ELG 1947 bis 1954, S. 266 (270) und Nikiaus Müller, Die Rechtsprechung des Bundesgerichts zum Grundsatz der ver­ fassungskonformen Auslegung, S. 65. 42 Vgl. Art. 66 Abs. 2 und 111 Abs. 2 LV. 218
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.