Volltext: Die Normenkontrolle im liechtensteinischen Recht auf der Grundlage der Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes

Verfahrensanforderungen setzt demnach ein Verfahren voraus,15 das Anlass16 zu einer solchen Prü­ fung gibt. So gibt der Staatsgerichtshof in StGH 1987/1817 zu verstehen, dass Bestimmungen, die in einem Verfahren vor dem Staatsgerichtshof anzuwenden sind, und gegen die verfassungsrechtliche Bedenken be­ stehen, gemäss Art. 24 Abs. 3 StGHG von Amts wegen in Prüfung zu ziehen seien. In Ubereinstimmung mit diesen gesetzlichen Verfahrens­ regelungen betont der Staatsgerichtshof in seiner Rechtsprechung, dass der Anstoss zur Verfahrenseröffnung von aussen kommen müsse, er also nicht initiativ werden könne.18 Ist das Verfahren einmal anhängig19 gemacht, ist es weitgehend der Dispositionsbefugnis der Antragsteller entzogen. Diese Aussage bedarf einer differenzierenden Klarstellung, denn der im verfassungsgerichtli­ chen Verfahren massgebliche Untersuchungsgrundsatz20 sagt nichts dar­ über aus, wie sich Dispositions- und Offizialmaxime21 im Normenkon­ trollverfahren zueinander verhalten. Fest steht, dass sowohl die abstrakte als auch die konkrete Normen­ kontrolle einen verfahrenseinleitenden Antrag voraussetzen. Nur die im abstrakten oder konkreten Normenkontrollverfahren Antragsberechtig­ ten können zulässigerweise ein Verfahren beim Staatsgerichtshof in Gang 15 Vgl. etwa StGH-Entscheidung vom 14. November 1949, ELG 1947 bis 1954, S. 221 (222); StGH 1962/1, Entscheidung vom 1. Mai 1962, ELG 1962 bis 1966, S. 191 (194); StGH 1963/3, Entscheidung vom 17. Oktober 1963, ELG 1962 bis 1966, S. 209 (210); StGH 1970/2, Entscheidung vom 11. Januar 1971, ELG 1967 bis 1972, S. 256 (258); StGH 1977/11, Entscheidung vom 25. April 1978 (nicht veröffentlicht); StGH 1988/20, Urteil vom 27. April 1989, LES 3/1989, S. 125 (128); StGH 1989/11, Urteil vom 3. No­ vember 1989, LES 2/1990, S. 68 (70); StGH 1990/10, Urteil vom 22. November 1990, LES 2/1991, S. 40 (42); StGH 1990/17, Urteil vom 29. Oktober 1991, LES 1/1992, S. 12 (15); StGH 1991/14, Urteil vom 23. März 1993, LES 3/1993, S. 73; StGH 1995/15, Ur­ teil vom 31. Oktober 1995, LES 2/1996, S. 61 (64). 16 Dieser Terminus wird in StGH 1985/11 /V, Urteil vom 10. November 1987, LES 3/1988, S. 88 (89), verwendet. 17 StGH 1987/18, Urteil vom2. Mai 1988, LES4/1988,S. 131 (133). Auch in StGH 1985/11/V, Urteil vom 10. November 1987, LES 3/1988, S. 88 (89), ist der Staatsgerichtshof der Auf­ fassung, dass ein Antrag oder ein konkreter Anlass vorliegen müsse, um eine Vorschrift in Prüfung ziehen zu können. Näheres dazu hinten S. 147 f., 169 ff. und 175. 18 Siehe die in Anm. 15 wiedergegebene Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes. " Nach StGH 1984/13, Urteil vom 24. Mai 1985, LES 4/1985, S. 108 (110), ist eine Ange­ legenheit bereits dann ''amtshängig", wenn die Behörde damit befasst wird. Es ist nicht erforderlich, dass sie im Besitz sämtlicher angeforderter Unterlagen ist. 20 Zum Untersuchungsgrundsatz nach LVG siehe Andreas Kley, Grundriss des liechten­ steinischen Verwaltungsrechts, S. 267 ff. 21 Zu diesen Grundtypen des Verfahrens siehe Hans W. Fasching, Zivilprozessrecht, 2. Auflage, Wien 1990, S. 8 ff./Rdnr. 17 f. 122
	        

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