Volltext: Das Fürstentum Liechtenstein von aussen betrachtet

Die Vorstellungen der Anrainer 'Österreich' oder 'die Schweiz') heute stehen? 1 würde bedeuten* sie sind einander ganz nahe, und 10 würde bedeuten, sie sind ganz weit vonein­ ander entfernt." Obwohl sie ausserordentlich grosse Sympathien zu Liechtenstein äusserten und eine überaus detailreiche Vorstellung des Fürstentums zu Protokoll gaben, zeigten sich die Vorarlberger in dieser Frage unsicher. Es fiel ihnen schwer, die emotionale Entfernung zwischen Osterreich und Liechtenstein zu bestimmen: Einige wählten Stufe zwei oder drei, einige die unverbindliche Mitte, die übrigen verstreuten sich über die ganze Skala. Als Mittelwert kam dabei die scheinbar aussagelose 5,0 her­ aus. Wichtiger als dieser Mittelwert sind aber die starken Unterschiede bei dieser Frage: Sie zeigen, dass sich in der öffentlichen Meinung Öster­ reichs noch keine einheitlichen Auffassungen über das neue Verhältnis zu Liechtenstein herausgebildet haben. Dabei spielen selbstverständlich nicht allein die politischen Veränderungen Liechtensteins eine Rolle, sondern auch die veränderte Rolle Österreichs in der internationalen Po­ litik. Auch die Österreicher, die ja seit dem 1. Januar 1995 zur EU ge­ hören, müssen erst noch ein Gefühl für den neuen Standort ihres Landes finden, bevor sie dazu übergehen können, die Entfernung dieses Stand­ orts zu anderen Landmarken zu bestimmen (Tabelle 41). Ganz anders reagierten hier die Bewohner der schweizerischen Nach­ barkantone, deren räumliche Entfernung zu Liechtenstein ja eher noch grösser ist als die der Vorarlberger. Zwei Drittel von ihnen wählten ohne zu zögern eine der ersten drei Stufen und bekundeten damit eine sehr grosse Nähe. Als Durchschnittswert ergab sich 3,2. Bei der Interpretation dieses Ergebnisses gilt es zu bedenken, dass die meisten Schweizer Anrainer die besondere Nähe zwischen der Eidge­ nossenschaft und Liechtenstein durchaus im Wissen um die EWR-Mit- gliedschaft des Fürstentums wählten: Auch jenen, die hier eine der ersten drei Stufen ansteuerten, war diese Tatsache genauso bewusst wie dem Rest. Ganz offensichtlich sehen sie also durch die neue politische Rolle des Fürstentums die traditionell engen Beziehungen zur Schweiz nicht gefährdet. Auch wenn sich rein formal einiges ändert, scheinen sie zu denken, bleibe die alte Freundschaft mit Liechtenstein davon unberührt. Das Fürstentum besitzt also bei den Schweizern ein beträchtliches Ver­ trauenskapital. Seine Bewegung in ein internationales Umfeld wird hier von der Bevölkerung ohne das Gefühl eines Abrückens von der Schweiz verfolgt. 107
	        

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