Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1867)

sion einen speziellen Gesetzentwurf über diesen Gegen 
stand vorzulegen. Diesem Antrage stimmen sämmtliche 
Mitglieder bei. 
Es kommt sodann der Antrag über eine Subvention 
der Nheinbrücke Schaan-Buchs zur Verhandlung. Der 
Abgeordnete Wanger glaubt, daß es über diese Sub 
vention keiner weitern Genehmigung des Landtags be 
dürfe, indem der Landtag in früherer Sitzung beschlossen 
habe, Rheinbrücken seien im Interesse des Landes und 
vom Lande gleichmäßig zu unterstützen. Nun aber seien 
für die Brücke Haag-Bendern bereits ff. ^000 verwil 
ligt, so daß auch die Brücke Schaan-BuchS ohne Wei 
teres auf eine solche Anspruch habe. 
Wolfinger ist gegen die Subvention, weil die In 
teressen des Landes durch die untere Brücke hinlänglich 
gewahrt seien, weil man dann auch andere Brücken noch 
werde subventioniren müssen, und weil es dann zweifel 
haft sei, ob das Land im Stande sei, die nöthigen Mit 
tel für alle diese Brücken aufzubringen. 
Dem entgegnet nun der Präsident, daß der erste 
Beschluß des Landtags in dieser Angelegenheit allerdings 
binde, daß aber dennoch eine spezielle Genehmigung des 
Landtags nöthig sei, einmal aus formalen Gründen, um 
das spez. Recht des Landtags in allen Geldauslagen zu 
wahren, und dann, weil es sich ja auch um die Prü 
fung und Billigung gewisser Bedingungen handelt, von 
deren Vorhandensein die Subvention abhängig gemacht 
werde. 
Der Commissionsantrag auf Bewilligung einer Sub 
vention von fl. ^000 für die Brücke bei Schaan wird 
nun mit 10 gegen 2 St. angenommen. 
Nachdem so die Tagesordnung erschöpft ist, werden 
vom Abgeordneten Wanger noch einige auf die Landes 
vermessung und Grundbuchserneuerung bezügliche Fragen 
angeregt, in welche jedoch der Landtag nicht eingeht. Es 
ist dies die ungewöhnlich hohe Ziffer, welche nach der 
neuen Einrichtung den Maßstab für die Steueranlagen 
bildet, oder das sog. Steuerkapital. Diese hohe Ziffer 
erschwere die Verkeilung und könne zudem in späteren 
Zeiten zu Mißverständnissen über den Bodenwerth des 
Landes Anlaß geben. — Ferner müssen gegenwärtig die 
Gemeindegüter und Waldungen ins Grundbuch einge 
tragen werden, wodurch eine enorme Tarsumme verur 
sacht werde. Es möge hievon Umgang genommen wer 
den, da sie alle Gemeinden gleichmäßig treffe. Hiebet 
wird auch noch erwähnt, daß gegenwärtig bei Zusam 
menziehung von Grundstücken, welche bisher mehrere 
Nummern trugen, dnrch die Landesvermessung aber in 
eine Nummer, verschmolzen werden, dieselben Taren er 
legt werden müssen wie bei einem Besitzwechsel. Dies 
sei wohl im Targesetz begründet und von Interesse für 
die Landeskasse, es sei aber unpraktisch, ja sogar nach 
theilig. Man solle die Zusammenlegung der kleineren 
Grundstücke nicht erschweren, sondern begünstigen. Es 
wird deßhalb vom Abg. Wanger der Antrag gestellt: 
ES ist die f. Regierung zu ersuchen, mit der Tareinhe- 
bung für Zusammenlegung und Trennung von Grund 
stücken und für neue Grundbuchs-Einlagen aus Anlaß 
der Landesvermessung innezuhalten, und auf den künfti 
gen' Landtag einen diesbezüglichen Gesetzentwurf vorzu 
bereiten. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. 
ES erfolgt nun die Wahl des Landesausschusses und 
zwar neben dem Präsidenten als weitere Mitglieder Keß 
ler und Wanger und als Ersatzleute Kirchthaler und 
Marrer. 
Nach Verlesung eines Schreibens des f. Regierungs- 
commissärs, wonach Se. Durchlaucht Austrag ertheilt, 
den diesjährigen Landtag zu schließen, wird die Sitzung 
und damit der Landtag pro 1367 unter dreimaligem 
Hoch auf den Landesfürsten geschlossen. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Der Einfall der Garibaldiner ins römische Gebiet ist 
noch immer das Haupt - Ereigniß. Die Lage Roms ist 
eine sehr schlimme, es heißt, daß in der Stadt selbst schon 
eine Revolution ausgebrochen sei. Die Regierung von 
Italien ist scheinbar ohnmächtig gegenüber den Garibal- 
dinern, Napoleon sendet Schiffe und Truppen, um in 
Rom neuerdings zu interveniren. Darüber herrscht in 
Italien große Aufregung. — Garibaldi ist von seiner 
Ziegeninsel entkommen. Er wurde durch einen jungen 
Mann entführt, worüber dieser folgendes berichtet: Der 
erste Versuch scheiterte, weil ich und mein Gefährte in 
der Nacht vom Freitag den 11. d. nach achtstündiger 
ununterbrochener Schifffahrt im Augenblicke, als wir 
uns der Insel näherten, von den Runden festgehalten 
wurden, die uns für F/scher Hielten und uns wieder los 
ließen. 
Der zweite Versuch gelang ausgezeichnet. Der Ge 
neral entkam von der Insel zwischen Sonnenuntergang 
und Mondaufgang Dienstag den 15.; er entkam allein 
in einem sehr kleinen Boote (von denjenigen, die ge 
wöhnlich von wn Jägern in Sümpfen gebraucht wer 
den), welches gerade, weil man weiß, daß sie in diesen 
Gewässern nicht anwendbar sind, von den Kreuzern als 
ganz unwichtig übersehen wurde. 
Die bayerischen Herren Von Adel in der 1. Kam 
mer sträuben sich gewaltig gegen die preußische Spitze. 
Es handelte sich um Annahme des Zollvertrags mit 
Preußen, d. h. um Erhaltung Bayerns im Zollverein. 
Die Minister baten um unbedingte Annahme, der König 
selber sprach schriftlich seine Wünsche dahin aus, das 
Land rief laut, die Städte, die Kaufleute, die Industri 
ellen schickten Adressen und Gesandte; die Reichsräthe 
glaubten aber bayerischer sein zu müssen als König und 
Minister und das ganze Volk. Sie lehnten den Ver 
trag zwar nicht ab, sagten aber Ja und Nein in einem 
Athem; sie nahmen den Vertrag an unter der Bedin 
gung, daß Bayern das Rechl vorbehalten bleibe, jeden 
einzelnen Beschluß des Zollparlaments zc. 
abzulehnen oder anzunehmen. — Minister Fürst 
Hohenlohe ist sofort nach Berlin abgereist, um zu sehen, 
was zu erreichen ist. Es ist ein schwerer Gang. — 
Regierung und Landtag in Würtemberg stehen lauschend 
auf den Fußspitzen; denn in den nächsten Tagen müssen 
auch sie sich über Annahme oder Ablehnung deS Zoll 
vertrages schlüssig machen.
	        

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