Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1867)

Liechtensteiner Landeszeitung. 
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Vaduz, Samstag 
Rro. S4 
2. November 1867. 
Dieses Blatt erscheint in der Regel monatlich Smal und kostet ganzjährig t fl. so kr. EinrückungSgebühr für die gespal 
tene Zeile -t Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion — in Feldkirch bei der löbl. Wagner'schen Buch 
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Landtagsverhandlungen. 
6. Sitzung. Vaduz, 23. Oct. 1867. 
(Fortsetzung.) 
Man hat das Institut der Feiertage selbst nicht an 
gegriffen, sondern man hat nur hervorgehoben, daß un 
sere Leute mehr Zeit zur Arbeit haben müssen. 
Wiederum erhob man sich nun von clericaler Seite 
für die Feiertage, insbesondere durch eine Kritik des 
Commissionsberichts. 1. Ist im Bericht die Rede, daß 
eine übermäßige Zahl von Feiertagen die Ursache der 
Armuth sei. Man glaubt das nicht. Es werden nur 
Tage weniger verlangt. In 10 Tagen kann unser 
Volk weder arm noch reich werden. Wir seien keine 
Fabriksbevölkerung. Der Bauer schaut aufs Wetter. 
Ist es schönes Wetter, so arbeitet er über die Zeit, steht 
schon um 2 Uhr auf. Seine Arbeit muß gethan sein, 
es bleibt keine zurück. Er ist froh, wenn in solcher Zeit 
ein Feiertag kommt. Und 10 Tage mehr sind kein 
Uebermaß. 2. Eine Motivirung des Antrags muß be 
sonders bekämpft werden. Es heißt, im östr. Staate 
verursache ein einziger Feiertag einen Arbeitsverlust von 
12 Mill. fl. Das ist ein Sophisma — oder man 
sollte es der östr. Regierung anempfehlen, das Volk ein 
mal ein ganzes Jahr ununterbrochen arbeiten zu lassen 
alle Sonn- und Feiertage, so könnte das Reich ,in 1 
Jahr 6—800 Mill. fl. Schulden aus diesem Verdienste 
abmindern. 3. Die Gründe, welche gegen die Feiertage 
sprechen, sprechen auch gegen die Sonntage, also müsse 
man auch diese abschaffen. 4. Die als Muster vorge« 
ührten Länder und Staaten gehen uns nichts an. Wir 
md ein Bestandtheil der Diözese Chur, von ca. 64000 
Katholiken. Diese alle sind mit dem gegenwärtigen Zu 
stande zufrieden, nur wir wollen etwas ertra haben. 
Wenn die ganze Diözese es wolle, so könne man sich 
eher zur Abminderung verstehen, um so mehr, da ja 
auch in früherer Zeit, noch bei Mannesdenken, 20 Feier 
tage abgeschafft worden seien. 5. Es sei anzuerkennen, 
daß man sich an die geistl. Oberbehörde wende. Doch 
schaue der Pferdefuß ein wenig vor. Man fragt den 
Bischof, wenn der aber nicht will, nun dann wollen 
wir. Das steht sehr schön, und ist der Commission zu 
diesem zu gratuliren. 6. Es ist gesagt, das Land sei 
arm und unser Feldbau möge die Bevölkerung nicht er 
nähren. Das ist wahr. Unser Feldbau leidet aber ge 
wiß nicht unter den Feiertagen. Es gibt Jndulgenzen, 
wodurch es dem Bauer auch am Sonntage erlaubt wird, 
sich mit Einbringung seiner Früchte zu beschäftigen.' Im 
Uebrigen sei es eine Täuschung, wenn man meine, der 
Bauer könne zu wenig arbeiten. Der Bauer sei kein 
Ochs, das Volk verlange keine Reduktion der Feiertage. 
7. Am Commissionsberichte sei noch auszusetzen, wenn 
es heiße, daß durch eine Verminderung der Feiertage die 
bestehenden um so besser gefeiert würden. Das sei nicht 
wahr. Uebung mache auch hier den Meister. Was 
man selten thue, mache man deßhalb nicht besser. Der 
jenige beichte nicht besser, der alle Jahr Imal beichte, 
und jener nicht schlechter, der es alle Monat thue. 8. 
Ist gesagt, der Clerus verschließe sich selbst der Einsicht 
nicht, daß eine Reduktion der Feiertage noththue. Das 
ist eine Verleumdung. Der Clerus hat nicht gesprochen, 
es wurde nicht gefragt. Im Ganzen möge man nur so 
fortfahren, es Werde auch diese Frage dazu beitragen, 
dem Ansehen des Landtags den Kragen vollends umzu 
drehen. 
Diese Kritik wird nun zunächst vom Referenten zu 
rückgewiesen, insofern man das Referat als die persön 
lichen Ideen des Referenten angreife; im Referate seien 
die Ansichten der Commission theilweis niedergelegt, oder 
man habe sich auf Stimmen aus der Presse bezogen. 
Dit Annahme von. 12 Mill. fl. für Arbeitsverlust bei 
einem östr. Feiertage sei auf statistische Beweise gegrün 
det, und Statistiker seien ziemlich sicher in ihren Be 
hauptungen, man werde ihren Beweisen durch Zahlen 
kaum etwas anhaben. — Auch der Clerus habe gespro 
chen — man beziehe sich hier auf den katholischen Cle 
rus im Allgemeinen. So habe ja der Bischof von St. 
Gallen 6 Feiertage freiwillig abschaffen wollen, auch in 
Spanien wurden sie erst kürzlich vermindert, in dem ka 
tholischen Bayern hat man dusselbe vor. 
Bon anderer Seite wurde erwidert, das Volk habe 
jede Ansicht, die man haben wolle. Bei einem clerica- 
len Herrn spricht man für die Feiertage, bei einem 
nichtclericalen findet man es sehr schön, wenn einige 
Feiertage abgeschafft würden. Man solle nur die Ur 
theile des Volkes hören, wenn im Sommer nach länge 
rer Regenzeit einmal ein schöner Feiertag kommt, der 
den Leuten die Hände bindet. Man spricht dann nichts 
weniger als erbaulich von den Heiligen. Warum hat 
man denn schon 26 Feiertage abgeschafft? oder hat man 
damals unrecht gehandelt? Wenn doch die Zahl der 
Feiertage für die solide Feier so eindringlich spricht, wa-
	        

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