Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1867)

gekauft, wie sie angeboten worden, ohne einen Rappen! 
Abmarktung, so daß es Manchen reute, daß er nicht 
mehr gefordert halte. Es wurde fast alles Vieh ver- 
kauft. 
Glarus hat eine Sammlung für die Cholera-Hilfs 
bedürftigen in Zürich angeordnet und bereits die bedeu 
tende Summe von Fr. 6590 dahin abgehen lassen. 
In Eglisau werden alle ankommenden Fremden ge 
räuchert. Darüber wird ein Schein ausgestellt, wörtlich 
folgenden Inhalts: „Vorweiser dieses ist heute mit 
Chlordämpfen gebräuckt worden. Eglisau den. . Sept. 
1867. I. Kern, Bräucker." 
Ein Heizer ab der Eisenbakn wollte einer Wirtbin 
in Sargans seine zwei Schoppen mit einem Franken 
„aus Zürich" bezahlen, diese aber bekreuzigte sich und 
dieß ihn sammt dem Franken machen, daß er fort 
komme. 
Thurgau. Bei Romanshorn wurde am Montag 
ein Milcvmann, der unbefugter Weise die Bahnlinie 
passirte, von der daherbrausenden Lokomotive erfaßt und 
getödtet. 
Baselland. Dem „Bund" wird aus Reiqoldswyl 
unterm 17. geschu'eben: Seit zwei Tagen haben wir 
Gelegenheit, ein interessantes Naturereigniß auf dem na 
hen Paschwang zu beobachten. Etwa 70 Schritte vom 
Signal in einer kleinen kesselförmigen Vertiefung hat 
sich am Bettag Morgen eine etwa vier Zoll im Durch 
messer haltende Oeffnung gebildet, durch, welche ununter 
brochen Rauch aufsteigt. Ich war letzte Nacht selbst 
Augenzeuge davon und wir machten den Versuch. Was 
ser hinunter zu schütten, was uns jedoch unmöglich 
wurde durch den starken Luftdruck, der sich im Innern 
entwickelt und das Wasser doch aufspritzte. Merkwürdig 
ist ein unterirdisches Brausen, das viel dem Rauschen 
eines unterirdischen Baches gleicht. In der Nabe der 
Oeffnung ist die Hitze so groß, daß dargehaltenes Holz 
zu glimmen anfangt, ohne daß man jedoch , auch bei 
dunkler Nacht, eine andere Helle als den phosphorischen 
Schimmer des Rauches wahrnehmen könnte. 
Der König von Preußen machte auf der Insel Mainau 
im Bodensee einen Besuch beim Großherzog von Baden, 
sodann besuchte er den König von Würtemberg und sah 
sich auf einige Tage die hohenzollern'fchen Lande an. 
Wie sich Könige und solche, die es werden wollen, 
heutzutage amüsiren, darüber bringt die „Zukunft" ein 
kleines Beispiel aus Frankfurt. Der Prinz v. Wales, 
der hoffnungsvolle Erbe der englischen Krone, befand sich 
in Frankfurt und hatte dabei das Gluck, seinen lieben 
Schwager, den König Georgios l. von Griechenland zu 
treffen. Beide Schwäger erschienen in einer Equipage 
vor dem Cafe Milani und zwar in Begleitung eines 
älteren Herrn und zweier reizenden Damen, welche eine 
Zierde des nahegelegenen Bades Homburg bildeten. Die 
Gesellschaft amüsirt sich längere Zeit bei Cognac, be 
schloß aber endlich die Weiterfahrt, bei der König Ge 
orgios sich auf den Bock des Wagens placirte. Eben 
als man im Abfahren begriffen war, ließ derselbe noch 
einmal halten, sprang ins Cafe zurück, .kaufte noch eine 
Flasche, die er der Tasche seines Ueberziehers anvertraute, 
und dann gings weiter. 
Was die Vertilgung edler Rheinweine betrifft, so 
haben sich die Engländer in die schöne Arbeit getheilt. 
Die reichen Männer gebrauchen ihn innerlich, die Frauen 
äußerlich, sie waschen sich mit ihm das Gesicht, um eine 
gute Farbe zu bekommen. Ein einziger kleiner Uebel 
stand hat sich bei fleißiger Praris herausgestellt: die 
Männer bekommen weingrüne Nasen, die Frauen wein 
grüne Gesichter. Das wird den edlen JohanniSberger, 
Rüvee>heimer zc. vor den Frauen retten. 
In Baden-Baden hat Mustapha-Pascha zweimal die 
Bank gesprengt. Abdel Kader, der beim ersten Satz 15 
Fr. gewann, steckte dieselben ganz vergnügt ein mit der 
Bemerkung, er werde sich vom Teufel nicht das zweite 
Mal versuchen lassen. 
Die Stadt Leoben besitzt ein so großes^Kommunal- 
Vermögen, daß alljahrlich unter die Bürger der Stadt 
namhafte Summen von den Revennen vertheilt werden. 
Für das laufende Jahr ist am 20. d. im Leobener 
Wirlbschaftsamte den bürgerlichen Hauebefltzern eine 
Summe von "40,000 fl. ausbezahlt wo»den — ein Be 
weis, daß im letzten Jahre die Eisenindustrie eines be- ^ 
deutenden Aufschwunges sich erfreut hatte, da das Ver 
mögen der Stadt Leoben hauptsächlich in Eisenwerken 
besteht. 
Zu welchen Unthaten ein unwissendes Volk bei außer 
ordentlichen Unglücksfällen sich hinreißen lassen kann, 
zeigte sich bei der heurigen Cholera-Epidemie in Italien. 
Die Bevölkerung von Ardore war längst von blinder 
Furcht vor der Cholera erfaßt und witterte, sobald die 
ersten Fälle der Epidemie sich zeigten, überall Gift und 
absichtliche Ansteckung. Zunächst kehrte sich die Wuth 
gegen den Apotheker des Stadtchens. Der Offizier, wel 
cher die in Ardore liegende Jnsanteriekompagnie befeh 
ligte, suchte die Rasenden mit guten Worten zu besänf 
tigen; vergebens. Der Unglückliche ward das ^Opfer 
seiner wohlgemeinten Bemühungen-; die Menge brachte 
ihn um und warf seinen zerstückelten Leichnam den 
Schweinen vor. Die. Soldaten waren zu schwach, um 
Widerstand zu leisten; 6 von ihnen und 2 Karabinieri 
wurden verwundet. Die Apotheke ward gestürmt und 
in Brand gesteckt, die ganze Familie des Apothekers nie 
dergemetzelt. Außer dem Offiziere fielen noch 20 andere 
Opfer. Beim Herannahen der Truppen flüchtete ein 
Theil der Bevölkerung von dem Schauplatze des Ver 
brechens. Die ganze Umgegend ist in Aufregung und 
mehr als 2000 Nationalgardisten sind auf den Beinen, 
um die flüchtigen Rotten einzufangen. 
Garibaldi hatte sich heimlich an die römische Grenze 
begeben, um mit seinen Schaaren einen Einfall zu thun. 
Die ital. Regierung, welche sich gegenüber Frankreich 
zum Schutze des päpstl^hen Gebietes verpflichtet hatte, 
ließ Garibaldi gefangen nehmen und auf seine Ziegen 
insel bringen. Von drei Kriegsschiffen wurde der ge 
fangene Garibaldi bewacht. Auf einem kleinen Fahr 
zeuge suchte er sich durchzuschleichen, um nach Rom zu 
eilen, wurde entdeckt, eingeholt und wiederum zurückge 
bracht. Garibaldi gedachte die weltliche Herrschaft des 
Papstes umzustoßen, waS ihm viele verargen; nebenbei 
will er aber Italien frei machen von dem demüthigenden
	        

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