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Allerhand Neuigkeiten.
Die längst befürchtete Nachricht, daß der Kaiser
Max in Merico von den siegenden Republikanern er
schossen worden sei, hat sich bestätigt. Am 19. Juni
geschah die Hinrichtung. Der „Moniteur" schreibt hie
rüber: „Der unglückliche Prinz, der vor vier Jahren
von allen Mächten Europa's als rechtmäßiger Herrscher
von Mericö anerkannt worden war, hatte nach dem
Abzüge der französischen Armee dieses Land nicht ver
lassen wollen. Trotz der Gefahren deß Unternehmens,
hatte er es als Ehrensache angesehen, eine letzte An
strengung zu machen, um die zu retten, die sich seiner
Person angeschlossen und seiner Sache ergeben gezeigt
hatten. Indem er sich muthig an die Spitze seiner An
hänger stellte, hatte er eine ziemlich zahlreiche Armee zu
sammengebracht. Er befand sich zu Queretaro in einer
beinahe nneinnehmbaren Stellung und selbst im Falle
einer Niederlage konnte er sich mit seinen Truppen durch
das Gebirge nach dem Meere zurückziehen. Allein er
rechnete ohne den Verrath Ein Mann, Namens Lo
pez, der sein Vertrauen sich zu erschleichen gewußt, hat
gegen eine Summe Geldes den Kaiser während seines
Schlafes niederträchtiger Weise verrathen. Die Ermor
dung des Kaisers Maximilian hat einen allgemeinen
Schrei des Entsetzens hervorgerufen. Diese von Juarez
angeordnete ehrlose Handlung drückt der Stirne der
Männer, die sich die Vertreter der mericanischen Repu
blik nennen, ein unauslöschliches Schandmal auf. Der
Verdammungsspruch aller civilisirten Nationen wird die
erste Züchtigung einer Regierung sein, an deren Spitze
ein solches Oberhaupt steht."
Die Gemahlin Maximilians, die Kaiserin Charlotte,
lebt gegenwärtig in Miramare (Oestreich) und ist, wie
es scheint, unheilbarem Stumpfsinne verfallen.
Wie die Curse am besten beweisen, hatte sich das
Vertrauen in Oestreich wieder bedeutend gehoben und
man durfte sich wohl der Erwartung hingeben, bei ei
nem Fortschreiten freiheitlicher Politik werde sich das
Reich wieder kräftigen. Es muß aber doch noch man
cher Widerstand gebrochen werden. Denn, wie ein
Franzose schreibt, sei die kaiserliche Familie mit der jetzi
gen liberalen Richtung unzufrieden, auch die Aristokratie
sei Hrn. v. Beust feindlich, der selbst am deutschen
Parlamentarismus nur schwachen Beistand finde.
Daß die Einigung NorddeutsHlands nicht die
Freiheit bedeute, kommt in immer sich mehrenden Er
scheinungen an den Tag. Alles steuert darauf hin, aus
dem vergrößerten Preußen ein wohl centralisirtes, von
Berlin aus regiertes Reich zu schaffen. Und man hat
es damit sehr eilig und verfährt dabei mit schonungs
loser Verhöhnung jedes bestehenden Rechts und Gesetzes.
Frankfurt, Kurhessen, Hannover müssen preußische
Gerichtsordnung, Kalender- und Zeitungsstempel anneh
men, die Landesfonde werden mit den altpreußischen
ohne Weiteres vereinigt :c. ' Auch ' die Jnseratensteuer,
wie sie in Oestreich und bei uns besteht, wird einge
führt und Frankfurt hat insbesondere noch den Verlust
seiner altberühmten oder berüchtigten Classenlotterien zu
beklagen, während die Berliner Lotterie, sowie die Spiel
höllen in Wiesbaden, Ems :c. ruhig fortbestehen blei
ben. -- Zu alldem gesellt sich dann die höhere Steuer
last, sowie in Städten, welche keine Easerne haben, die
Einquartierung. — Auch an persönlichen Quälereien
läßt es die preußische Polizei nicht fehlen, wie z. B. in
Hannover, wo einem Wirthe befohlen wurde, binnen ei
ner Stunde einen betenden Engel, welcher an Stelle
der Büste des ehemaligen Königs Georg gesetzt war,
sowie andere auf die königliche Familie bezügliche Kupfer
stiche zu entfernen. Hätte Preußen den annectirten
Landestheilen ihre Sondergesetze und eingewohnten Ver
waltungsnormen belassen, der Wechsel des Regiments
wäre kaum empfunden und keine Gehässigkeit gegen die
neue Regierung erregt worden. — Noch einmal: diese
Art deutscher Einheit ist das Grab der Freiheit.
Es wird versichert, Kaiser Napoleon werde in die
sem Jahre einen Besuch in Wien machen. Soviel steht
anderseits fest, daß Kaiser Franz Joseph trotz Merico
doch die Pariser Ausstellung besuchen wird.
Die preußische Junkerzeitung befaßte sich jüngst mit
der Sonntagsfeier und meinte, „die Obrigkeit selbst
müsse mit gutem Beispiel vorangehen, der „Fiscus" vor
allen andern sich selbst das Staatsgewissen recht schär
fen u. s. w. — Ganz schön; die Steuern laufen übri
gens auch am Sonntag fort, man kann sie jedoch mit
einem bekannten Hofprediger als ein Gott wohlgefälli
ges Opfer betrachten. Die größte Störung veranlaßt
indeß die „Obrigkeit", wenn sie am Sabbath eine
Schlacht engagirt, wie z. B. am 22. Juli 18K6. Die
Wahrheit ist, daß der Staat sich um den lieben Gott
bekümmert und an ihn appellirt, so lang es des Staa
tes Interesse ist. Im andern Fall sagt man einfach:
Lieber Herrgott, sei so gut und laß uns machen; da
von verstehst du nichts." Daß die meisten Privatleute
es ebenso halten, wird übrigens damit nicht bestritten.
(Allg. Ztg.)
Der schlimme Ausgang der mexikanischen Erpedition
hat der napoleonischen Regierung einen schweren
Schlag zugefühlt. In den Verhandlungen der gesetzge
benden Versammlung hat besonders Jules Zavre, der
ein beredter Gegner der kaiserlichen Regierung, dieser
vie schärfsten Hiebe ertheilt. In der mericanischen Sache
seien 700 Millionen vergeudet und eine entsetzliche An
zahl von Menschenleben geopfert worden. Das sei ein
Verbrechen welches die kaiserliche Regierung begangen
habe, und wofür man die Minister in einem freien
Lande in Anklagestand setzen würde. Jules Favre ent
hüllt auch die wahren Ansichten Napoleons welche er
unter dem mericanischen Feldzuge verborgen hielt: es
galt zunächst der nordamerikanischen Republik. Nebstdem
sind die Franzosen auch mit der preußischen Frage viel
beschäftigt. Die sich schnell vollziehende Einigung Nord-
deutschlandS gilt ihnen fortwährend als eine Demüthi
gung oder eine Verkleinerung Frankreichs — diese fort
währenden Eifersüchteleien werden nicht zur Ruhe kom
men; und trotz des Londoner Garantievertrags und der
Neutralität Luxemburgs stehen wir vielleicht einem fran
zösisch-deutschen Kriege sehr nahe.