verheerenden Wirkungen dieser schrecklichen Seuche noch
nicht ibren Höhepunkt erreicht haben. Um so mehr ist
mit größler Achtsamkeit der Viehverkehr zu überwachen,
um unsere Gegend vor einer neuen Gnschleppung zu
bewahren.
Bietor Emanuel hat einen großen Rumor in die
Welt gemacht. Als ihm die Deputaten zum neuen
Jahre gratulirten, antwortete er: „Ich bitte M nur
um EineS: werfen Sie die Armee-Organisation nicht
um. Sparsamkeit ist vonnöthen, ich weiß es, aber auf
die Armee angewendet, kann sie verhängnißvoll werden.
ES könnte sich ereignen, daß die Armee von einem
Augenblicke zum andern berufen würde, nicht blos die
Grenzen ztt vertheidigen, sondern neuen Ruhm auf neuem
Schlachtfelde zu erwerben." Hält der König den Aus
bruch der orientalischen Frage für so nahe und gedenkt
er dabei etwas zu fischen? oder was steckt hinter seinem
allarmirenden Neujahrsgruß?
Eine der merkwürdigsten Persönlichkeiten, die j
je gelebt haben, ist wohl ohne Zweifel Hr. M'Kava-
nagh, englisches Parlamentsmitglied. Wir haben hier
einen Mann vor uns, der ohne Arme und Beine ge
boren — er hat statt derselben nur einige Zoll lange
Stumpen ohne Hände oder Füße, Finger und Zehen
— sich als kühner Reiter, trefflicher Schütze (?), als
Zeichner und selbst als Schriftsteller bekannt gemacht
hat. Der Kopf zeigt nämlich schöne Züge, in denen sich
die Intelligenz und ungewöhnliche geistige Energie aus
geprägt findet, die den Sieg über die UnVollkommenheiten
deS Körpers errungen hat. Herr M'Kavanagh steht
jetzt im 43. Lebensjahre, ist verheirathet und Vater ei
ner zahlreichen Familie von schönen Kindern. Seine
geistreiche Unterhaltung wird gerühmt, und eine kürzlich
von ihm veröffentlichte Beschreibung einer von ihm in
seiner Nacht gemachten Reise, mit seinen eigenen Zeich
nungen illustrirt, legt sicherlich Zeugniß von nicht ge
wöhnlicher Begabung ab. Beim Schreiben und Zeich
nen nimmt er die Feder in den Mund und leitet sie
mit dem Stumpen seines Armes, wobei er es zu einer
erstaunlichen Fertigkeit gebracht hat. Zu Pferd sitzt er
in einer Art Korbsattel und lenkt das Thier mit über
raschender Leichtigkeit. Am größten aber dürfte er in
seiner Fahrgeschicklichkeit mit dem Viergespann sein. Von
Ferne hört man schon das Knallen seiner Peitsche, wenn
seine Pferde in schärfster Gangart mit ihm da herjagen.
Die Arbeiter der Seidenindustrie in Lyon befinden
sich sehr übel. Die größten Häuser lassen kaum den
3ten Theil ihrer Webstühle arbeiten, der einzige Artikel,
der noch geht und einigen Gewinn abwirft, ist die Seide
für die Regenschirme. Die Bemühungen der Kaiserin
Eugenie, die bunten, kostbaren Seidenstoffe wieder in
Mode zu bringen, waren ohne Erfolg. Hunderttausend
Arbeiter seufzen unter dem Zepter der Tyrannin Mode.
Wieder einmal hat die Mutterliebe ein Wunder
vollbracht. In dem sächsischen Grenzdorfe Ponikaü
wurde im Pfarrhofe ein Brunnen gegraben; am 8. De
zember stürzte die untere Verschalung ein und begrub
ein Vruderpaar, Muschtet, in der Tiefe von 25 Ellen.
Der Jammer war groß, Maurer und Bergleute legten
Hand aK, M BrMv5zu ietten. Siei Hrubeti NndFM
beiteten erfolglos bis zum 15. Dezember; dann ordnete
das benachbarte Gerichtsamt Großenhain die Verschüt
tung des BrunnenS und eine Todtenfeier an. Nein,
sagte die Mutter, ich will meine Söhne wenigstens auf
beitt Kirchhof beerdigt sehen. Es wurde weiter gegraben,
wieder ohne Erfolg. Die Gemeinde erklärte, es macht
uns zu viel Kosten, der Brunnen muß zugeworfen wer
den. Alle Angehörigen, sogar die Frauen der Verschüt
teten, stimmen zu. nur die Wutter nicht. Ich lasse meine
braven Söhne auf meine Kosten ausgraben, sagt sie und
dabei bleibt sie. Ein Maurermeister arbeitet weiter, aber
nur am Tage; denn Niemand hält es für möglich, daß
in der Brunnentlefe noch Leben ist : ,^sie sind erstickt, er
drückt oder verhungert!" Aber bei Gott ist kein Ding
unmöglich. Am 19. Dezember Nachmittags öffnet der
Maurer eine kleine Spalte des untern Holzwerks und
hört von unten rufen: wir leben! Ein Grausen
überfällt Alle, die's hören. Alles legt Hand an und
Abends werden die Brüder aus ihrem Grabe hrraufge-
wunden. „Ach Gott, das war eine lange Nacht!" war
das erste Wort des Einen, der andere war sprachlos.
Die Versammelten stimmen mit gerührter Stimme das
Lied an: Nun danket alle Gott! — Das gebrochene
Schalwerk hatte ein Schutzdach über den Brüdern ge
bildet, in welchem sie kauernd sitzen mußten. Ihre Nah
rung war während der elf Tage ein Päckchen Tabak
und das von oben eindringende, im Pfeifen köpfe aufge
fangene Regenwasser. Sie haben regelmäßig das Mit
tag- und Abendläuten und das Läuten zum Gottesdienst
gehört, sie haben die Arbeiter über ihren Köpfen spreche^
hören und gaben sich verloren, als die Bergleute sagten :
„hier ist alle Mühe vergebens, es ist am besten, den
Brunnen zuzuschütten." In ihrem Grabe stärkten sie
ihre Seele durch Singen des Liedes: „Ach Gott, verlaß
mich nicht!" Die Brüder leben und haben ihre Ret
tung nächst Gott der Mutterliebe zu verdanken.
Der Kurfürst von Hessen führt mit seinem ältesten
Sohn, dem Prinzen von Hanau, Krieg. Er hatte ihm
das Schloß Völkershausen geschenkt und es ihm wieder
abgesprochen, als der Prinz in preußische Dienste trat.
Der junge Herr kehrt sich nicht daran und nun treiben
bald die prinzlichen Forstschutzdiener die kurfürstlichen,
bald diese jene mit Knütteln aus dem Gutswalde. Die
Minderzahl muß jedesmal Reißaus nehmen. Die blauen
Augen und blutigen Köpfe zählen nach Dutzenden. Die
zahlreichen Holzarbeiter nehmen ebenfalls Partei, bald
für David, bald für Absolon.
In Hamburg ist der'Scbiffsrheder R. M. Sloman
gestorben. Vor 50 Jahren kam er mit leeren Taschen
nach Hamburg; jetzt fahren t 8 prachtvolle Segelschiffe
aus dem Meere, die ihm gehören, und in seinen Truhen
liegen Millionen. Die Zahl der Auswanderer, die et
von 1848—1866 nach Amerika und Australien beför
dert hat, beträgt l 32,800.
— Im Nürnberger Korrespondent wird berichtet, daß
dort eine Versicherungsgesellschaft für Krankheitsfälle
besteht mit 1073 Mitgliedern M 3904 Köpfen. So-
vach 3 bis 4 Köpfe für jeden Hals.