Heimen Umtrieben zu Gunsten des entthronten Georg kiex,
von Polizisten, Verhaftungen, Belagerungszustand?c.
Die Westfalen waren s. Z, sehr schwierig m Preußen
umzuwandeln, die Hannoveraner so ziemlich tnesnbe
Qualität, werden es nicht minder schwierig machen. Die
neben der Einigung Rorddeutschlands hergehende Ver
größerung Preußens ist und bleibt ein politischer Miß
griff, dessen Folgen sich schon jetzt fühlbar machen in
der Kräftigung des Absolutismus und in der Ueberwu-
cherung des gesammten politischen Lebens durch die ein
seitige übertriebene Pstege des E?oldatenthums. Man
lasse sich hier nicht täuschen, die preußische Wehrkraft
ist in ihrer neuern Gestalt nicht so fast ein Volk in
Waffen im guten Sinne dieses Wortes, als ein Volk
in der Caserne, ebenso brauchbar zu Cabinetskriegen wie
ein anderes stehendes Heer,
Allerhand Neuigkeiten.
Liechtenstein. Die ungewöhnliche Kälte in den Ta
gen vom 23. und 24. Mai war auch Hierzuland mit
einzelnen, unter den Regen gemischten Schneeslocken be
gleitet. Die Bergabhänge waren fast bis auf die Thal
sohle herab mit Schnee bedeckt; der Morgen des 24.
brachte in einzelnen Strichen ziemlich starke Reife, welche
an Kartoffeln und Mais empfindlichen Schaden anrich
teten. Der Weinstock, welcher sich üppig entwickelt, hat
jedoch nicht gelitten. Laut Bericht der Feldk. Ztg. warf
es am 24. auf dem Arlberg 5 — 6 Fuß tief Schnee.
Frostschäden hat man jedoch auch in Vorarlberg nicht zu
beklagen. — Dagegen verursachte im Mai ein Hagel
wetter im Kanton Thurgau erheblichen Schaden.
In der Rheincorrection zwischen Oestreich und der
Schweiz läßt sich ein Abkommen hoffen und soll deß
halb am 3. Juni in Bregenz oder Constanz eine inter
nationale Commission zusammentreten.
Schweiz. (Kanton St. Gallen.) Trotz dem
Dränge der Feldarbeiten sind unsere Köpfe auch mit Po
litik beschäftigt und da der meinige nur unbetheiligter
Zuschauer ist, so konnte ich um so besser meine Beobach
tungen machen, will mich aber hier in Kürze fassen.
Bei den Kantonsrathswahlen fanden sehr viele Neuerun
gen statt und sind bedeutend zu Gunsten der Liberalen
ausgefallen.
Sargans räumte den bisherigen Gemeinderath, trennte
das Administrative vom Politischen. Diese kleine Ge
meinde wird fürderhin in den Gemeinde-, Verwaltungs-,
Schul- und Kirchen-Räthen zc., Feuerpolizeicommission,
Mitglieder des allgemeinen und des katholischen „Großen
Rathes", Vermittler und dessen Stellvertreter, Richter,
den verschiedenen Rechnungscomnussären, ferners den
Sekretären und Weibel zc. ein Beamtenheer von gut
ca. 50 Mann auszuweisen haben, so daß der Sarganser
nun gesonnen ist, um nicht immer salutiren zu müssen,
den Hut unter dem Arme zu tragen.
In Ragaz gab's nach alter Sitte wieder Tumult und
es wurde die Gemeindeversammlung vom h. RegierungS-
tathe kassilt.
Mels ließ auch nicht Alles beim Alten, entsprach aber
dennoch einer herumgebotenen preußischen Liste nicht.
Als Bezirksamymnn wurde der bisherige Hr. Jacob
Hächer wieder bestätigt.
Basel. Die Vasler Bierbrauer haben durch den
Aufschlag des Biers von 13 auf 15 Rappen die ge
rechte Entrüstung aller Biertrinker und Arbeitseinstel
lung der Letztern hervorgerufen, sind aber wieder größ
tenteils zum Kreuze gekrochen und kündigen nun im
„Volksfreund" die Preisherabsetzung auf 13 Rappen an.
Die Biertrinker sind wieder zu ihren Herren zurückge
kehrt und beginnen ihre Arbeit mit vermehrter Thätig
keit.
Landamman Heer von Glarus, der eidgenössische Ge
sandte in Berlin und bei den süddeutschen Höfen ernannt,
hat sich zuerst nach Berlin begeben, und wurde dort sehr
freundlich aufgenommen.
— Aus Kaltbrunn kommt die Nachricht, daß, Dank
den jüngern Bürgern der Gemeinde, die den Kopf am
rechten Fleck haben, die von der Genossengemeinde ver
langten 20,000 Fr. als Geschenk für den Bau einer
Buntweberei mit großem Mehr dekridirt wurden.
Glarus. In diesem Kanton eristirt noch die Ein
richtung, daß das Ohmgeld auf Wein und Branntwein
verpachtet wird. Die Pachtsumme pro 1866/67 betrug
33,030 Fr. und ist nun für ein neues' Pachtjahr aus
39,020 Fr. gesteigert worden.
Schwyz. In Schwyz und Umgegend weiden ge
genwärtig über 1000 Kühe aus dem Kanton Uri. Das
Gras gilt per Woche 7 bis 8 Fr. Die Milch zum Kä
sen wird um 11 bis 12 Ms per Maß verkauft.
Au f de m Zürichsee bei Bendlikon. Fremder
zum Kapitän: Sägen Sie mir, was ist denn das für
ein großartiges Gebäude dort über dem See?
Kapitän: Das ist die zürcherische Irrenanstalt.
Fremder: Gibt es denn im Kanton Zürich so schreck
lich viel Narren?
Kapitän: Es hät öppis, aber mer nämed
halt au Fröndi.
Ein Bewohner des Armenhauses Wattwyl lag auf
dem Sterbebett. Der Armenvater, welcher das Ende
des Kranken nahen sah, fragte denselben, ob er nicht
wünsche, daß man ihm noch ein Gebet vorlese, worauf
derselbe antwortete: „Mein letzter Wunsch ist: Gebet
mir noch ein Rügeli Tabak und denn wemmers läddera
lo!" Der Wunsch wurde ihm erfüllt und gemüthlich
schmauchend schied der originelle Mensch hinüber.
Bon der Ausstellung. Großes Aufsehen und all
gemeine Bewunderung erregt die Straßenlokomotive ei
nes französischen Fabrikanten, der mit derselben täglich
in den Längen-Alleen Probefahrten vornimmt. Dieselbe
fährt auf den schlecht chaussirten Wegen mit der Schnel
ligkeit des Pferdegallopps, wendet auf der Stelle und
steht im raschesten Laufe fast augenblicklich stlll.
Ueber die Rangordnung der europäischen
Aussteller in Paris läßt sich ein Sachkundiger
ein Oestreich er — also vernehmen. Frankreich und Eng-
land schreiten voran, letzteres an Massenerzeu'gung, er
steres in allem, was das irdische Dasein verschönert,
!