Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1867)

Liechtensteiner Kandeszeitnng. 
üukter 
Vaduz, Samstag 
Rro. I A. 
1. Juni 18K7. 
Dieses Blatt erscheint in der Regel monatlich 3mal und kostet ganzjährig l fl. 50 kr. Einrückungsgebühr für die gespal 
tene Zeile 4 Nkr Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion — in Feldkirch bei der löbl. Wagnerischen Buch 
handlung oder bei der k. k. Post. Die Redaktion besorgt auch Bestellungen auf das liechtenst. Landesgesetzblatt. 
Landtagsverhandlungen. 
Sechster Landtag, 3. Sitzung. 
Vaduz, am 31. Mai 1867. 
Die Tagesordnung dieser Sitzung, worüber in näch 
ster Nr. Bericht erstattet wird, ist folgende: 
1) Berathung und Beschlußfassung über die Commis. 
sionsantrage den Gesetzentwurf die Rekrutenaus 
hebung für die Jahre 1867 und 1868 betreffend. 
2) Berathung und Beschlußfassung der Eommissions- 
anträge über die Regierungsvorlage eine Unter 
stützung aus der Landeskasse für dringliche Wuhr- 
bauten in der Schaaner Unterau betreffend. 
3) Berathung und Beschlußfassung über die Petition 
der Gemeinden Eschen und Gamprin um Conces 
sion und Unterstützung zum Bau einer Brücke 
über den Rhein bei Bendern-Haag. 
4) Berathung und Beschlußfassung über die Regie 
rungsvorlage wegen Errichtung einer Telegraphen 
station in Vaduz. 
5) Berathung und Beschlußfassung betreffend die Ge 
nehmigung der Staatsrechnung vom Jahre !866. 
k) Berathung und Beschlußfassung betreffend einen 
Pensionsbetrag aus der Lanveskasse für den ehe 
maligen fürstl. Bundestagsgesandten Freiherrn von 
Linde. 
7) Beschlußfassung über die Commissionsanträge be 
treffend die Sparkasseverwültung im Jahre 1866, 
deßgleichen über die Verwaltung der öffentlichen 
Fonde in diesem Jahr. 
8) Berathung und Beschlußfassung über die Voran 
schläge der Ausgaben und der Einnahmen der 
Staatsgemeinde fürs Jahr 1868. 
9) Beschlußfassung über das Gesuch des Kassenver 
walters Urbanek um Gehaltserhöhung, deßgleichen 
über die Bitte des Regierungs-Sekretärs Rhein- 
bcrger um Gehaltsverbesserung. 
10) Beschlußfassung über die Bitte des fürstl. Hofka- 
planS Deflorin in Schaan um Erlaß der Präsen 
tationstare — deßgleichen über das Gesuch deS 
Schlossers Marock in Triefen um Nachlaß des 
Restes seiner Gewerbesteuer für 1866. 
Die verehrten Landtagsmitglieder werden aufgefordert, 
zu diesen Verhandlungen vollzählig und rechtzeitig zu 
erscheinen. 
Vaduz, den 2^. Mai 1867. 
DaS Präsidium. 
Vaduz, 29. Mai. 
Die politischen Nachrichten seit Abschluß des Vertrags 
wegen Luxemburgs sind wieder äußerst trocken. Die Po 
litik ist alsbald langweilig, wenn nicht eine brennende 
Frage auf der Tagesordnung steht. Am meisten Auf 
merksamkeit schenkt man dem Entwicklungsgange der 
Verhandlungen im Wiener und ungarischen Reichstag. 
Die Thronrede des Kaisers bei Eröffnung des Ersteren 
wird von auswärtigen Blättern vielfach besprochen und 
man hegt allgemein die besten Hoffnungen für die Wie 
dergeburt Oestreichs. Daß diese Hoffnungen sich erfül 
len mögen! —- Wie viel mal wurden die Völker 
Oestreichs schon getäuscht! Doch die Lage des Reiches 
ist gegenwärtig eine so ernste, daß ein trügliches Pup 
penspiel mit eonstimtionellen Einrichtungen nicht mehr 
ausreicht um ein halbes Dasein zu erhalten; es bedarf 
ernstlicher und aufrichtiger Pflege der Freiheit und der 
materiellen Interessen. 
Die norddeutsche Reichseinheit macht sich den ehema 
ligen Kleinstaaten bereits recht fühlbar durch die unge 
heure Steuerlast; im Herzogthum Meiningen z. B. U 
mehr als früher, und dabei Aufhebung von Aemtern, 
Ersparungen an gemeinnützigen Anstalten: Alles um den 
Militarismus zu heben. Man hört davon, es werde 
sogar in Folge Geldmangel die alte und berühmte Uni 
versität Jena „aufgelassen". Das steht ganz „spanisch" 
her. Um Geld zu gewinnen hat die spanische Landes 
mutter, die Königin Jsabella, 4 Universitäten aufgeho- 
ben. (Je dümmer das Volk, desto besser für die regie 
renden Häupter. Dem einfältigen dummen Volk hat 
man zu allen Zeiten das Fell über die Ohren gezogen. 
Sobald sich aber das Volk seine „eigenen Gedanken" 
macht über dies und das, was die Staatsweisheit aus 
gebrütet, dann wird das Regieren im Interesse Einzel 
ner, eine sauere Arbeit.) In der östr. Thronrede war 
auch so etwas wie die Drohung, welche Bismarck dem 
norddeutschen Parlamente seiner Zeit hingeworfen hat. 
Es hieß, beeilt euch die Forderungen der Krone gut zu 
heißen, oder es kann wieder eine Zeit des Hoffens 
und Harrens für Euch kommen mit all ihren trüben 
Erfahrungen. — Die intelligenten Norddeutschen gingen 
in die Falle und sind nun unter dem Korporalstocke: 
ob die minder intelligent sein sollenden Wiener Reichs 
räthe (weil südostdeutsche) auch so gefügig sein werden? 
Das preußische Regiment scheint am wenigsten den 
Hannoveranern zu behagen, denn es verlautet von ge-
	        

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