Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1867)

Liechtensteiner Kandeszeitung. 
Fünfter lakrxauK. 
Vaduz. Samstag 
Nro. I O. 
20. April 1867. 
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Landtagsverhandlungen. 
Sechster Landtag. 1. Sitzung. 
Vaduz, 15. April 1867. 
Um i/z 10 Uhr versammelten sich die Landtagsabge 
ordneten im Sitzungssaale. 
Zuerst wird die Wahl des Bureau vorgenommen, 
und zwar 
Dr. Schädler als Präsident, 
Erni als Vieepräsident, 
Fischer und Gmelch als Schriftführer. 
Hierauf verliest Herr Landesverweser v. Hausen als 
landesfürstl. Kommissar folgende höchste Entschließung 
Sr. Durchlaucht: 
An meinen Landesverweser Karl v. Hausen zu Vaduz. 
Um den Gang der Landtagsverhandlungen zu be 
schleunigen, ertheile Ich den Landtagspräsidentenwahlen 
fiu- die heurige LandtagSperiode Aon kttl 
Meine Genehmigung, soferne hiezu dieselben Landtags 
mitglieder vorgeschlagen werden sollten, welche im ver 
flossenen Jahre mit diesem Amte betraut waren. 
Wien am 8. April 1867. 
Johann. 
und eröffnet alsdann den Landtag mit Bekanntgabe ei 
nes Handschreibens Sr. Durchlaucht des Landesfürsten: 
Geehrte Landtagsabgeordnete! 
In dieser Stunde, wo Sie sich neuerlich versammeln 
um unter dem Schutze der Verfassung für die Interes 
sen des Fürstenthums in berathender und entscheidender 
Weise zu wirken, heiße Ich Sie auf das herzlichste 
willkommen. 
Hat im heurigen Jahre die Eröffnung des Landtages 
früher statt, so drängen hiezu mancherlei Umstände, de 
ren Wichtigkeit die betreffenden Regierungsvorlagen selbst 
rechtfertigen werden. 
Nebst mehreren Gesetzentwürfen, von denen Ich je 
nen wegen Feststellung der Kirchen- und Pfrundbaulast 
dann jenen wegen Regelung der Alpenwirthschaft be 
sonders hervorhebe, wird über Meinen Austrag die 
fürstliche Regierung auch Ihr Gutachten über Angele 
genheiten einholen, rücksichtlich welcher es Mein Wunsch 
ist, sich vorerst der Ansichten der Landesvertretung zu 
vergewissern, ehevor zur Ausarbeitung der einschlägigen 
Gesetze selbst geschritten werden soll. Hiezu gehören : 
Die Errichtung einer öffentlichen Versorgungsanstalt 
für erwerbsunfähige arme LaNdesangehötige, die Auf 
stellung eines Telegraphenamtes in Vaduz, die Erbau 
ung einer Rheinbrücke. 
Auch der zwischen Oestreich und der Schweiz ange 
bahnte Zoll- und Handelsvertrag wird seinerzeit den Ge 
genstand Ihrer eingehenden Berathungen'bilden müssen, 
indem nach Artikel 13 des liechtensteinisch-östreichischen 
Zolleinigungsvertrages die Ratification desselben von der 
vorausgegangenen Zustimmung Meiner Regierung ab 
hängig erscheint. 
Das zur Vorlage gelangende Landesbudget für das 
Jahr 1868 liefert den Beweis des Bestehens eines ge 
ordneten Staatshaushaltes, denn es findet daS Lan- 
deserforderniß durch die ordentlichen Einnahmsquellen 
seine vollständige Deckung, und es dürsten daher dem 
Vorhaben der Regierung, den mit dem heurigen Jahre 
verbleibenden Kassenrest des Landesfondes zur Reali- 
sirung öffentlicher und gemeinnütziger Zwecke zu verwen 
den, keine gegründeten Bedenken entgegengestellt werden 
können. , 
Schreiten S5e nun, geehrte Landtagsabgeordneten, 
mit demselben aufopfernden Eifer, wie dies bisher der 
Fall war, zur Lösung Ihrer Aufgabe, widmen Sie den 
diesjährigen Regierungsvorlagen jene unparteiische Be, 
urtheilung, welche von Ihnen Ihr Fürst und die Be 
völkerung voraussetzt, tragen Sie aber auch der gedeih 
lichen Entwickelung, deren sich Liechtenstein in volkswirth- 
schastlicher Beziehung erfreut, gehörige Rechnung. 
Hiemit erkläre Ich den Landtag für eröffnet. 
Johann. 
Aufgefordert durch den Präsidenten erhebt sich die Ver 
sammlung zu. einem 3maligen Hoch auf den Fürsten. 
Herr Landesverweser v. Hausen legt sofort mehrere 
Schriftstücke auf den Tisch des Präsidenten, welche als 
bald vom Sekretär vorgelesen werden. 
DaS erste Schreiben betrifft die Einrichtung einer 
Telegraphenstation in Vaduz, wie folgt: 
Durch die erfreuliche Thatsache der Hebung der hier- 
ländigen industriellen Thätigkeit tritt auch im Fürsten- 
thume allmählig die Nothwendigkeit der Errichtung ei 
ner Telegraphenleitung in den Vordergrund. 
Die fürstl. Regierung glaubte es daher den An 
forderungen der Gegenwart schuldig zu sein, die Frage 
über die baldige Beischaffung dieses modernen Verkehrs 
mittels in ErwägMg zu ziehen. 
Die jüngste Anwesenheit des Gefertigten in Wien 
gab demselben eine günstige Gelegenheit, bei dem kais. 
östr. Handelsministerium mündlich Erkundigung einzu^ 
ziehen, ob und unter welchen Bedingungen die Herfiel-
	        

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