lin. Der König von Preußen war dem König Von
Sachsen bis Großbeeren entgegengefahren uno stieg
rasch aus dem Wagen. König Johann ging ihm lang
sam entgegen mit über der Brust gekreuzten Armen (!)
und gesenktem Haupte und redete ihn an! Großmäch
tigster König und Herr! Der König von Preußen ant
wortete nichts und schloß ihn rasch in seine Arme.
Marschall Randon ist Kriegsminister und Graf
GolH preußischer Gesandter in Paris. Neulich sollen
sie über die Neubildung des französischen HeereS und
über die Hinterladungsgewehre folgendes Gespräch ge
führt haben. G. Ich gratulire, Herr Marschall, Sie
machen es uns ja nach. R. Frankreich braucht es Nie
mand nachzumachen, am wenigsten Solchen, die es schon
oft geschlagen hat; wir sind mit unsern alten Gewehren
noch iltt^ Stande, die Preußen mit ihren Zündnadeln zu
besiegen. G. Aber, Herr Marschall, Sie drücken sich
ja ganz undiplomatisch aus. R. Das ist mir gleichgül
tig, ich spreche die Sprache des Soldaten.
Die Verfassung des norddeutschen Bundes um
faßt das gesammte Handels- und Verkehrswesen. Ein
Bunoesrath und die Nationalvertretung üben die Ge
setzgebung aus. Preußen hat die Leitung des Bundes.
Die Bundesgewalt vollzieht die Kriegserklärung, die Ab-
schließung von Verträgen und die Ernennung von Ge
sandten. Der König von Preußen ist Oberbefehlshaber
der Land- und Seemacht des Bundes und ordnet die
Kriegsbereitschaft an. Kiel und Jahdebusen sind Bun
deskriegshäfen. Eröffnung des Reichstages t5. Februar.
Der arme Kaiser Max wird in Meriko zurückge-
halten, der Leser hat die Wahl, ob von den Franzosen
oder ob von den Mexikanern. Die Pariser deuten so
gar, wenn sie von ihm sprechen, geheimnißvoll auf die
Stirn. Ein Wunder wäre es nicht.
Die stehenden Heere in Deutschland kosten so viel
Geld, daß viele aus dem Kriege heimkehrende Krie
ger auf die Privatwohlthätigkeit angewiesen sind. In
bayrischen Städten wurden Soldaten angetroffen, wel
che in den Häusern milde Gaben ansprachen; aus den
Spitälern :c. entlassene Soldaten genossen die einzige
Begünstigung, daß sie auf der Eisenbahn um halbes
Geld fuhrein wer kein Geld zum Fahren hatte, kehrte
auf dem Schüstersrappen heim. In Berlin finden Haus
für Haus Sammlungen für Reservisten und Landwehr
männer statt, die arbeitslos und in größter Noth sind.
Eine thüring'sche Zeitung schreibt: „Als der Herzog
P0N Eobnrg in den Krieg zog, nahm er von seiner
Umgebung mit den Worten Abschied: „Als Ihr Herzog
gehe ich jetzt von Zhnen, als preußischer Landrath kom
me ich vielleicht zurück." Der Gedanke, zu Gunsten
Preußens abzudanken, liegt dem Herzog, wie aus Go-
tba der „M. Z." mitgetheilt wird, nicht zu fern, die
Ausführung aber noch etwas ferner; denn er will es
nur dann thun, wenn keine liberale Zeitung in Preußen
mehr gemaßregelt, kein liberaler Beamter mehr verfolgt
wird und kein liberaler Communalbeamter unbestätigt
bleibt. — Kann lange währen bis dabin.
In Rünkbofen wachte der Pachtet Nachts auf, er
hörte feine Pferde wiehern; er lief in den Stall, daS
schönste Pferd war fort. Rasch sattelte er ^den Kame
raden und schlug die Straße nach Bern ein; er hörte
eine Zeitlang den Hufschlag des gestohlenen Pferdes, vor
Bern aber war alles still und ärgerlich stellte er sein
Pferd im Gasthof zum Kreuz ein. Da wiehert es in
dem Stall drinnen, und sein eignes Rößlein antwortete:
die Kameraden hatten sich gefunden, der Dieb aber war
entflohen.
Wallis. Der Ertrag der-Weinernte übertraf auch
hier selbst die kühnsten Erwartungen sowohl rücksichtlich
der Quantität als der Qualität. Der Absatz der äch
ten Walliser Sorten im Lande selbst und gegen die Furka
und Grimmsel zu ist dieses Jahr um so größer, als von
Italien her gar kein Wein eingeführt wird. Diesjäh
riges Gewächs findet sich zu 40-^-45 Cent, die eidgen.
Maß von den bessern Sorten genug; dagegen sind die
alten Weine ziemlich gesucht und es werden hohe Preise
gefordert.
Herr Jetter, Schmid in Schaffhausen, besitzt ein Ge-
heimnchtel, Pferde, welche sich nicht beschlagen lassen
wollen, zu bändigen, so daß sie wie die willigsten sich
fügen. Zetter genießt für diese seine Kunst eines ver
breiteten Rufes. Letzte Woche wurde er nach Glarus
beschieden, um ein aus Konstantinopel gebrachtes junges
Pferd, an dem schon eine Anzahl Hufkünstler ihre Mü
he vergeblich verwendet hatten, zu beschlagen. Auch
hier war Jetter siegreich.
Aus Rio Janeiro in Brasilien sind 94,090 Säcke
Kaffee abgesendet worden. Davon gingen nach der Elbe
und dem Canal 6900, "nach der Ostsee 2600 und nach
Nordamerika 67,660 Säcke. Der Vorrath hat um
10,000 Säcke zugenommen. Die Kaffeepreise sind in
Folge davon zurückgegangen, worüber sich die Kaffee
schwestern freuen werden.
Der beste „Dung".
Es war einmal ein Oekonom,
Wollt' Alles weislich kennen;
Dabei er war einfältig-fromm,
That Pfiffikus sich nennen.
Was in den Büchern alles stand
Vom „Bauren" las er Band für Band.
Holzasche, Kreide, Gyps sogar,
Oelbrod und Tresterkuchen,
Guano! . . . that er Jahr für Jahr
In Wies und Feld versuchen.
Und dennoch ging ihm alles krumm —
War denn das Männlein etwa dumm?
Kurz — es verging kein Monat schier,
Daß nicht mit Pfanöbotbnefen
Die Weibel kamen in's Revier
Und ihn zum Zahlen riefen.
Und, weil das sehr verdroß den Mann.
Er auf ein neues Mittel sann.
Er rüstet sein Kartoffelfeld
Im Frühling ohne Rasten ;
Mich", ruft er, „muß dies Jahr die Welt