Schlosse hielt erZin einem mit 4 prächtigen Jsabellen
bespannten Wagen.
In Griechenland sind die^Rachkommen des erfin
dungsreichen Odysseus noch nicht ausgestorben, wie fol
gendes Beispiel zeigt. Ein griechischer Dampfer „Pan-
hellenion", der seinen Landsleuten auf Candia Lebens
mittel und Waffen bringen sollte, flüchtete sich, von
zwei türkischen Fregatten Lerfolgt, in den Hafen von
Cerigo; die Türken belagerten den Hafen. Was that
der Grieche? Er fütterte seine Dampfmaschine mit
feuchtem Heu und machte einen furchtbaren Rauch. Die
Türken sagten: oho, der Grieche hyzt und will entflie
hen! Sie heizten ihre MafchinetzMenfalls, um Jagd
auf ihn zu machen. Der Grieche fuhr drei Tage lang
fort, feine Maschine mit Heu, die Türken ihre Maschine
mit Kohlen zu heizen. Am vierten Tag war ihr Dampf
dünner geworden und ihr Kohlenvorrath zu Ende ge
gangen. Nun feuerte ^er Grieche mit Kohlen, fuhr
den Türken an der Nase vorbei und erreichte Candia.
In der Kammer in Paris hat der alte kleine Thiers
eine große Rede gehalten und die Eifersucht Frankreichs
gegen Preußen eifrig geschürt. Er deutet an, daß
Preußen im vorigen Jahre Frankreich von der ersten
Stelle in Europa verdrängt, daß Bismarck den Napo
leon überlistet habe. Er klagt die Regierung Frank
reichs an, daß sie keine Politik voriges Jahr gehabt,
daß sie geschwankt und irgend eine günstige Wendung
abgewartet habe, die nicht gekommen sei; das sei der
Triumph Preußens geworden. Frankreich müsse sich
jetzt mit England, Oestreich, Holland, Belgien, Däne
mark und Schweden verbünden, um ferneres Unheil zu
verhüten; es dürfe nicht einen einzigen Fehler mehr
machen u. f. w. — Als die Versammlung auseinander
ging, äußerte Jemand: „ Es ist wahr, Herr Thiers weiß
alle Interessen zu sichern, aber er möchte aus Frank
reich den Gensdarmen Europas machen."
Laut „Thurg. Ztg." befinden sich auf der Gutswirth
schaft in Triboltingen zwei vielbewunderte Prachtexem
plare von Ochsen. Sie wurden vor etwa 8 Monaten
von dem jetzigen Besitzer um die Summe von 144 Kro
nenthaler oder 815 Fr. ab dem Gute Gaisherg bei
Kreuzlingen gekauft, erst seit November ausschließlich ge
mästet und nun vorige Woche an eine Metzgerei in
Schaffhausen, lieferbar auf nächste Ostern, um die enorme
Summe von 1895 Fr. verkauft.
St. Gallen. Eine vom Publikum längst gewünschte
Erleichterung ist endlich gewährt. Die Rheinfähren
werden nach erfolgtem Einverständnisse der St. Galler
Regierung und der Statthalterel Innsbruck nun nicht
Mehr vor dem letzten Bahnzuge geschlossen. Dr. Göldi
von Sennwald, auch hier bekannt, ist kürzlich gestorben.
— Auf die vom Bundesrathe ausgeschriebene Anleihe
von 6 Mill. Frs. sind ca. 19 Mill. angeboten worden
— 6 Mill. sl pari d. i. 100 Frs. baar für 100 Frs.
Obligation. Ein Beweis des bedeutenden Credits, des
sen sich die Schweiz erfreut, und um so erfreulicher, als
336 Anbote s! pari von Schweizern selbst gemacht wur
den. „Der Credit der Schweiz steht also fest", schreibt
der „W. Landbote", „denn es darf wohl behauptet
werden, daß nicht leicht ein anderer Staat, selbst eine
'Großmacht nicht, ein besseres oder nur gleich gutes Er
gebniß einer Anleiheoperation in gegenwärtiger Zeit zu
gewärtigen hätte. Eine dreifache Ueberzeichnung zu sehr
gutem Kurse und genügende Zeichnung s! pari, das ist
das sprechende Zeugniß des Vertrauens in den Bestand
und die Zahlungsfähigkeit der Schweiz, welchen nicht
nur der patriotische Schweizer, sondern die rein berech
nende Macht des Geldes besitzt. Die berühmte Phrase
vom Verschwinden der kleinen Staaten hat darin ein
klingendes Gegengewicht erhalten, und es ist zu wetten,
daß Frankreich für eine neue Anleihe bei der Börse und
dem kleinen Gelde kein so zutrauensvolles Entgegen
kommen fände, als es z. B. den kleinen, zum Ver
schwinden prognostizirten Staaten Holland, dessen jüng
ste Anleihe' ebenfalls gute Aufnahme erfuhr, und der
Schweiz bewiesen worden ist.
Diese gelungene Anleiheoperation hat ihren großen
Werth und wir dürfen in derselben keck eine wohlbe
gründete neue Kräftigung unseres Selbstvertrauens selbst
für allfällige schwierige Lagen schöpfen, welche sogar
neben derjenigen durch die bessere und vollständige Be
waffnung sehr ins Gewicht fällt."
— Der sonst Abends um 7 Uhr 40 Min. von Ror-
schach in St. Gallen ankommende Bahnzug traf letzten
Donnerstag bereits eine Stunde zu spät ein. Demselben
drohte oberhalb Mörschwyl große Gefahr. ES trennte
sich nämlich durch das Reißen deS Kupveleisens und der,
wenn noch so starken, eisernen Kette die Lokomotive von
den Wagen, so daß diese ohne die letztern davon flog,
erst nicht ahnend, was passtrte, inzwischen die 8 ange
hängten Personen- und Güterwagen Miene machten,
den Rückweg wieder nach Rorschach zu nehmen. Schon
war Alles in Bewegung, indeß die Kondukteure durch
schnelles, kräftiges Bremsen die Wagen zum Stehen
bringen konnten — ein Unfall, der, so lange die Bahn
besteht, nach Aussage der Kondukteure und anderer
Sachkundiger, noch nie vorgekommen ist. Die Paffa
giere kamen glücklicherweise mit dem bloßen Schrecken
davon, und die Lokomotive kam bald wieder zurück, ihr
Verlornes Gut zu suchen, und der Zug konnte dann
durch gute Vorkehrungen wieder weiter gebracht werden.
— Der Gemeinderath St. Gallen hatte den dortige»
JSraeliten auf Grund eines Gutachtens von zwei Thier
ärzten das Schächten als Thierquälerei verboten. Der
RegierungSrath hat nun, gestützt auf ein Gutachten des
Herrn Direktor Zangger in Zürich, das Verbot aufge
hoben.
Rußland. Nach Briefen auS Warschau sammelt
Rußland große Truppenmassen in Podolien. Die bei
den festen Plätze, welche den Schlüssel Podoliens bildeo,
Knd auf Kriegsfuß bewaffnet. Die Armee erhalt aus
Petersburg neue Kanonen, von welchen man sich Wun
der verspricht. Man glaubt allgemein an den baldigen
Beginn eines FeldzugS gegen die Türken.
China. Bei Hongkong flog ein als Pulvermagazin b?-
nützteS alteS Schiff auf, weiches 200,000 Pfund Schieß
pulver an Bord hatte. Die Erschütterung wirkte wie
ein Erdbeben. Die ganze Bemannung, (30 Menschen)
kamen um.