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Vaduz. Samstag
Rro. 8.
30. März 1867.
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Die
ist lange bespöttelt und gar für unmöglich gehalten wor
den. Nun ist sie mit einem Schlage hergestellt. Laut
geheimer Bündnisse zwischen Preußen, Bayern, Würt
temberg und Baden, die vor einigen Tagen veröffentlicht
wurden, übernimmt der König von Preußen im Falle
^Iies Krieges den Oberbefehl über alle deutschen Trup
pen. Preußen stehen in diesem Falle die waffenfähigen
Männer von 40 Millionen zur Disposition. Das ist
ein wichtiges Ereigniß, welches nicht verfehlt bei den
Nachbarstaaten, namentlich aber bei den Franzosen, ein
gewaltiges Aufsehen zu erregen. Die Alleinherrschaft
Napoleons in der europäischen Politik ist damit abge
dankt. Mit sauersüßer Miene muß er geschehen lassen,
was er nicht hindern kann.
Die nationale Machtfrage ist durch diesen Schritt der
preußischen Politik gelöst. Die rechte deutsche Einheit
ist aber trotz dem noch nicht hergestellt, «weil das Be
nehmen der Preußen und der preußischen Regierung
leider nicht so geartet ist, um die halb pder ganz unter
worfenen Stämme zu befriedigen. Nur zu wahr ist es,
wie eine schweiz Ztg. (Obl. A.) über die deutschen Ver
hältnisse sich äußert: „Das preußische Unterthanenvolk,
gewöhnt, sich mit der Politik seines Herrschers breit zu
machen, wird in dem bayerischen Unterthanen so wenig
einen deutschen Bruder verehren, als es je einen östrei
chischen Angehörigen als Bundesgenossen achtete. Wel
chen Antheil hat die süddeutsche Bevölkerung an dieser
Allianz, welche den Zweck haben soll, seine angestamm
ten Rechte zu wahren, beziehungsweise zu erweitern?
Wie steht es mit den Sympathien zwischen Süd und
Nord? Gibt es wirklich ein Deutschland, das sich zur
Aufgabe macht, die Rechte des Volkes in jenem Maß
stabe zu erweitern, daß es in seinen Lebensfragen, in
den Fragen über seine staatliche Forteristenz mitberathen
und mitentscheiden kann?"
Die Verhandlungen über die norddeutsche Bundesver
fassung lassen diese Fragen nicht mit „Ja" beantworten.
Ueber Hals und Kopf wird da der preußischen Krone
eine Summe von Rechten und Befugnissen überantwor
tet, ohne auch die mindeste Gegenleistung zu beanspru
chen, oder eine Garantie für die allgemeinsten Freiheiten
sich auszudingen. WaS nach dem schönen Muster,
welches die Schweizerkantone in dieser Beziehung geben,
am meisten zu wünschen wäre, eine möglichst selbststän
dige Bewegung der Bundesstaaten, der Provinzen und
Gemeinden, das kommt dort sicher nicht zum Leben. Es
gibt eine Art Präsektenwirthschaft und Schablonen-Re
gierung, die der Freiheit so wenig ähnlich sieht, als eine
im Zopfstil durchgeführte Parkanlage einem Urwald.
In Frankreich bringen die deutschen Umgestaltungen
eine fieberhafte Aufregung hervor und Napoleon hat ein
Stück Arbeit, die Zügel nicht aus den Händen zu ver
lieren. Vielleicht muß ihm dabei die aufgeworfene
Frage wegen der Annection Luxemburgs als Beruhi
gungsmittel dienen. Doch fehlt es nicht an einsichtigen
Franzosen, welche das schlechte Spiel durchschauen, das
man nun seit Jahrzehnten mit ihnen treibt. Für Kriegs
ruhm und auswärtige Händel hätten sie lieber mehr
Freiheit. So schreibt gelegentlich der jüngsten Vorfälle
der „Avemr national": „Wo sind die Preßfreiheit, die
Versammlungsfreiheit, die Gewissensfreiheit, alle die
Ideen, die wir 1789 der Welt ankündigten? Was
sind wir Angesichts der freien Völker, die von jMetts
des Rheines zu uns herüberschauen? Alte Kind^die
man am Gängelbande führt, die man mit Annerions-
spielzeug belustigt und denen man beständig von dem
Ruhme vorplaudert, an den sie schon längst nicht mehr
glauben. Der wahre Ruhm eines Volkes besteht darin,
frei zu sein, und darin besteht auch seine wahre Stärke
Diesen Ruhm und diese Stärke haben wir nicht, das
wissen die Deutschen recht wohl; sie haben so eben bei
sich gesehen, waS gegen ein freies Land und ein Bür
gerheer ein unfreies Land und ein Heer werth sind,
das kein anderer Gedanke, als der des militärischen
Ruhmes erfüllt.
Allerhand Neuigkeiten.
Herr Landesverweser v. HauseH befindete sich seit 8
Tagen am fürftl. Hofe in Wien. Vermuthlich handelt
es sich um die Vorlage neuer Gesetzentwürfe für die
nächste Landtagssession, wie auch um andere Fragen,
die zum Theil durch die letztjähnge Veränderung der
deutschen Politik hervorgerufen wurden.
Es sollen dem Vernehmen nach Unterhandlungen zwi
schen den Gemeinden Buchs und Schaan wegen Erstel
lung einer Rhein brücke obwalten, die insoferH Aus
sicht auf Erfolg haben, als die Ausbringung der Mittel
größten Theils sicher gestellt sei. Wieder andere Ge
rüchte beziehen sich auf die Rheinbrücken bei Bendern-
Haag und BalzerS-Trübbach.