Liechtensteiner.Landeszeitung.
I'ukkter 5akrSanx.
Vaduz, Samstag
Rro. S.
23. Februar 1867.
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Vaduz, IS. Februar.
Die französischen Kammersitzungen wurden von Na
poleon mit. einer schwülstigen, Friede verheißenden Rede
eröffnet, darnach jist der Ruhm und das Ansehen Frank
reichs nie größer gewesen, als im gegenwärtigen Augen
blicke; alle Völker bestreben sich die Freundschaft und
das Wohlwollen Frankreichs zu erwerben ; Befürchtun
gen zu einem Kriege seien nicht gegeben. Auch fühle
sich die kaiserliche Regierung so mächtig und «stark im
Innern, daß sie den Unterthanen wieder ein oder den
andern Zügel, womit diese bisher auf dem Wege des
unterwürfigen Gehorsames erhalten wurden, frei lassen
könne. Hinter den schönen Worten ist alles Lüge und
Heuchelei. Wurde doch den Postbeamten unmittelbar
vorher das Recht eingeräumt, jeden ihnen verdächtig schei
nenden Brief anzuhalten, zu öffnen und den Schreiber
der Behörde zu denuuziren. Auch mit den Hriedenspro-
phezeihungen ist's Schwindels, denn man weiß, baß die
Anschaffung von Hinterladungsgewehren mit dem größ
ten Eifer betneben wjrd, daß Kanonen üyd Kriegsschiffe
fortwährend vermehrt und Proviant in ungeheuern Mas
sen aufgespeichert wird. (In Franken haben franzosische
Händler erstaunliche Mengen Hafers angekauft.)
Die überraschendsten Wandlungen hatte die östreichi
sche Politik in der jüngsten Zeit zu bestehen. Nachdem
der Kaiser, auf Anrathen des Ministers v. Beust, slch
einmal entschlossen hatte, den Ungarn ihr altes Recht
wieder einzuräumen*, ihnen eigene Minister, eigene Ver
waltung und Justiz wieder zu geben, mußte auch den
Deutschen Gerechtigkeit werden. Der „sogenannte Reichs-
rath" macht denk alten verfassungsmäßigen Reichsrath
Platz, der deutschfeindliche Minister Belcredi erhielt sei
nen Abschied und es ist vorläufig alle Aussicht vorhan
den, Oestreich werde wieder ein Mal die Babnen des
constitutionellen Staatslebens wandeln. Daß diese Er
folge hauptsächlich dem Hetrn v. Beust zu verdanken
sind, ist ohne Zweifel. .Und da dieser Staatsmann eine
gründliche Einsicht in ein wahrhaft constitutionelles Re
gierungssystem von Sachsen mitbringt so möchte ihm
vielleicht gelingen, das gesunkene Reich' wieder aufzurich
ten. was östreichische Staatsmänner bisher vergeblich zu
erreichen suchten. Das Vertrauen in die eingeschlagene
Richtung ist ein allgemeines, wie der Kurszettel darthut.
Wir wollen nicht hoffen, daß nach einem kurzen gesicher
ten Gang des StaatSschiffes der kundige Steuermann
durch widerstrebende Parteien verwirrt oder gar über
Bord geworfen werde. — Indeß erfolgte am 18. der
Zusammentritt der östr. Provinziallandtage, wovon uns
zunächst der des Landes Vorarlberg interessirt. Zum
Landeshauptmanne (Präsidenten des Landtags) wurde
vom Kaiser der Abgeordnete der Stadt Bregenz Hr. v.
Froschauer wieder ernannt. Vom Regierungskommissär
wurde ein Ministerialschreiben überreicht, welches sich
über den Ausgleich mit Ungarn, dann über die Wieder
erweckung des sistirten Reichstags verbreitete und die
Vorlage mehrerer wichtiger Gesetzentwürfe anzeigte, so
Gesetze über Verantwortlichkeit der Minister, über Er
weiterung der Autonomie der Länder, über Wehrverfas
sung. Verbesserung der Rechtspflege zc.
Vom norddeutschen Bund ist die Parlamentswahl zu
berichten, die in den meisten Staaten, und man darf sa
gen- im Ganzen, liberal ausfiel. Es muß sich nun bald
erweisen, in welchem Sinne Bismark die Volksvertretung
cwl B^nde verstanden hat. ^
— In den letzten Monaten hat. die Ausfuhr östreich.
Erzeugnisse sich lebhM entwickelt Es wurden bereits
400,090 Ctr. Ryhzucker nach Frankreich, versandt und
die Zuckersabrl'M haben so 'viele Aufträge, daß sie kaum
entsprechen können. — Seit der Besetzung Böhmens
durch die Preußen finden nun auch böhmische (Pilsener
und Prager) Biere gewaltigen Abgang in Preußen und
machen dem bayerischen Fabrikate bedeutende Concurrenz,
während die großen Wiener Brauereien ihre Produkte
nach Konstantinopel, Egypten und Ostindien versenden.
— Endlich ist noch des Absatzes östr. Ggarren nach
Norddeutschland zu gedenken, woselbst die billigeren Sor
ten allgemeine Aufnahme finden. Befände sich die ungari
sche Tabaksfabrikalion in Händen der Privaten, Oestreich
würde sicher 3 und 4mal mehr Geld von dem Ausland
beziehen, als gegenwärtig. Eine Tabaksteuer für das
Monopol würde diesen Zweck erreichbar chachen.
Die Edelsteine des Fürsten Paul v Mßerhazy sind
von seinen Gläubigern an Herrn Boore in London
verkauft worden, wo sie zur Ansicht ausgestellt sttch,
Außer den Rubinen, Topasen, Smaragden und wenth-
vollen Perlen sind noch mehr als 50,000 Brillanten da,
worunter einzelne Steine vom reinsten Wass/r im Werth
von 150—250,000 .fl. das Stück sich, befinden sollen.
Die Agraffe, welche der Fürst auf seiner HusarentnHtze
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