Am Abend dieses Tages, an dem die letzte Scholle aus
geworfen wurde, begab sich d»e Vaduzer Blechmusik zu
den Arbeitern und diese hielten, in Reihen aufmarschi-
rend mit klingendem Spiel ihren Einzug ins Dorf
Die sämmtlichen Arbeiter, wohl an hundert, wurden
alsdann auf dem Schlosse mit einem Trunke bewirthet
Die Gemeinde hat damit ein schönes Stück Arbeit ge
leistet und was das schönste ist, die Kosten sind mit dem
letzten Arbeitetage ebenfalls bezahlt Gegenwärtig hat
die Gemeinde Triefen die Entwasserungsarbeiten aufge
nommen, nach deren Beendigung das Werk fürs ganze
Land vollendet ist
In Vaduz scheint es mit dem Kirchenbau Ernst
werden zu sollen, indem die Gemeinde bereits ein Bau-
komite ernannte, welches die nöthigen Vorlagen besor
gen soll. Hauptsache ist wohl das Baukapital, woran
noch ein gutes Stück fehlen dürste
Im Salzburger Lande scheint es auch zu viele Feier
tage zu haben Der östreichische Finanzminister erklärt,
es gebe dort 150 Feiertage im Jahr
Kaiser Napoleon sprach vor einiger Zeit von drohen
den schwarzen Punkten. Diese Punkte sind vorhan
den, der schwärzeste in Paris selbk. In der Kammer in
Paris sieht er vor Aller Augen: er ist die neue Heeres
vorlage. Napoleon beantragt ein französisches Heer von
800,009 Mann und eine mobile Nationalgarde von
450,000 Mann zu errichten; die Dienstzeit jedes Sol
daten soll 9 Jahre betragen. Die moblle Nationalgarde
soll in den Städten den Dienst versehen, während die
Armee an den Grenzen steht Seit drei Tagen wird
über diele Vorlage in der Kammer verhandelt, sie ist im
Lande und in der Kammer ungeheuer unpopulär und ihr
Schicksal' in der letzteren unsicher. Der Kriegsminister
Riel, der einflußreichste Rathgeber des Kaisers, verthei
digt sie. Ein anderer Revner, Baron David, sagte, die
Vorlage müsse angenommen werden; denn jenseits deS
Rheines gebe es eine siegestrunkene Militärpartei und
in Italien eine revolutionäre Partei, die Frankreich feind
lich sei. Die Selbsterhaltung (?) gebiete Frankreich die
größten Anstrengungen. So wälzte er die Verantwort
lichkeit auf zwei Nachbarländer, die beide nichts von
Krankreich begehren, als daß man ihnen daheim freie
Hand lasse unv nicht in ihre Angelegenheiten eingreife:
keines will in Frankreich Eroberungen machen, aber auch
keines dem französischen Machtspruch: So will ich's!
sich unterwerfen. Andere Redner erklärten freimüthig:
eine solche Menge von Soldaten schaffen, heiße den Krieg
hervorrufen; man könne Frankreich nicht 800,000 Sol
daten aufhalsen, ohne sie zum Kriege zn verwenden.
Napoleon ist verstimmt und düster, fast sieht eS aus, als
sei diese Heeresvorlage die letzte Karte, die er ausspielt.
Derweil erstickt unter den Rüstungen hüben und drüben
dAS alte, erhtbmde WeihnachtSlied: Friede auf Erden!
Auf dem Kirchhofe zu Chlum befindet sich ein Grab
mit einem eisernen Gitter umschlossen und ein Grabstein
ckit den Worten: Dies ist das Grab des noch leben-
^"lieutenantS N. N. Der Genannte war
nämlich in t er Schlacht schwer verwundet und in ein
KauS gebracht wörden. das am Wege lag. Die Sol
daten meinten, der Offizier könne höchstens noch eine
stunde leben und hatten ihm fein Grab gemacht Der
Verwundete blieb indessen am "Leben und zum Anden
ken an seine wunderbare Genesung ließ er den Stein
mit jener eigenthümlichen Grabschnft yersehen.
In der Nähe eines Marktfleckens in Niederöstreich
befindet sich ein herrschaftliches Lchloß. In demselben
Flecken war vor Kurzem großer Markt und der Haupt
platz von Bauernvolk über und über angefüllt. Da
kam der hochgeborne Herr des Schlosses in rasendster
Carriere mit seiner Equipage angefahren. Er schien
sich einen Jur machen zu wollen, Pferde und Wagen
so recht mitten unter die Bauern hineinzujagen und sie
auseinander zu treiben. Da fiel ein handfester Bauer,
em Riefe an Gestalt, den Pferden m die Zügel, und
ohne etwas zu sagen, führte er sie langsam durch dit
Menge. Als jedoch der Menschenknäuel passirt war,
sagte der Bauer zum gnädigen Herrn: „Jetzt han i dir
zagt, wie bei uns gscheidte Leut' sohr'n Han!" Sprach'S
und ging.
Für die Kaiserin von Oestreich sind Kirchengebete
bis zum April n. I. angeordnet. — Ein Tag löhner
in Lmz wurde vor Schreck, daß seine Frau Drillinge
zur Welt brachte, vom Schlage gerührt
Geistliche Herren machten vor etwa zwanzig Jahren
in Brüssel eine fette Erbschaft; zwei alte Damen star
ben und setzten sie zu Erben ihres sehr großen Vermö
gens ein. Die nächsten Verwandten mußten sich jamn
mernd den Mund wischen Der Erzbiscbof von Mechel-
erhielt aus der Erbschaft ein prachtvolles Gut in Lac
ken und zwei große Zinshäuser in Brüssel. Dieser
Tage machte er sein Testament und übergab eS dem
Gericht; dann gibt er Gut, Schloß und Häuser sammt
den Zinsen von 20 Jahren den natürlichen Erben zu
rück, — worüber nicht nur bei diesen, sondern auch bei
andern Leuten große Freude ist.
Vor dem englischen Gerichsbof Old-Bailey steht John
Smit, angeklagt, mit dem Oberleib in einen Golvwaa-
renladen eingedrungen zu sein und so viel Ausstellungs
gegenstände gestohlen zu haben, als er mit seinem Arm
erlangen konnte. Sein Advokat betonte den Umstand,
daß er den Einbruch nur mit dem halben Körper voll
führt habe, was auch die Geschwornen bestätigten. Der
Richter verurtheilte dann die schuldige Hälfte zu einem
Jahr Zuchthnus und überließ eS dem Veturtheilten, ob
er die unschuldige Hälfte mit sich nehmen oder aber
von sich lostrennen lassen wolle.
Vor dem Gerichte in Innsbruck standen zwei Nauser,
beide Knechte und wie sie selber sagten „gute Freun
de" zu einander. Bei einer Rauferei, wie sie nach
ihrer Angabe unter „guten Freunden wohl öfter vor
kommt", biß einer dem andern ein nicht unbeträchtliches
Stück vom Ohre weg. Die „gute Freundschaft" bewie
sen die Beiden auch vor Gericht. Als Entschädigung
für den angerichteten Schaden verlangte der Gebissene
von seinem Freunde nicht mehr, als daß er „dem Dok
tor stme Schmier" zahle, welche 24. lr. gekostet habe.
Der Beschädigte trug ihm statt deS Geldes, das er nicht
h ibe, ein Paar gute Schuhe an, was der Gebissene akch