ten und warmem Wein — jeder nach seinem Belieben,
oft auch zu 1—2 bis 10 beisammen — nur einmal
gemeinschaftlich Menage. Am Trinken fehlte es auch
nicht, besonders nach einem Geldtage, da wurde auf
Deutsch und Italienisch gesungen und gelärmt bis tief
in die Nacht hinein, aber alles im besten Einklänge. —
Am 15. Abmarsch nach Prad, wobei es tüchtig schneite.
Ein schöner Zug — zuerst die halbe Compagnie Liech
tensteiner, dann die Bataillonsmusik, der Stab, sodann
die halbe Compagnie von uns und dicht hinten drein
2 Jäger-, 2 Schützen- und 1 Standschützen-Compagnie
Der Naketenzug und sonstiger Bataillonstrain folgten in
malerischen Reihen, besonders in den vielen Windungen
der schön gebauten Bergstraße. Nun liegen wir wieder
in Prad in den Häusern einquartiert. Die Menage
besorgen wir selbst, täglich einmal. Nebstdem ist jeder,
wenn er Hunger oder Durst hat, angewiesen, aus sei
ner Löhnung oder aus eigenem Gelde zu leben. Das
Fleisch ist gut. Das Brod aus ganz Roggenmehl, et
was sauer und bitter, aber doch nahrhaft. Soviel ich
weiß, essen die Herren Offiziere an der Tafel — welche
auch eigene Küche führen -— von dem gleichen Brod,
nur mit etwas Kümmel vermengt. Einige von uns
wollen es nicht essen können? — Alles ist gesund und
wohl. Unsere Leute vertragen sich gut mit den hier
stationirten Truppen und freuen sich, doch etwas Stra
pazen auf lombardischem Boden durchgemacht zu haben.
Im Ganzen sind alle zufrieden und freuen sich, bald
wieder zu den ihrigen nach Hause zu kommen. Gar
mancher meiner Cameraden ist in Gedanken gewiß viel
bei seiner Liebsten in der Heimath. Die nicht besonders
hübsch ausgestatteten Tirolerinnen scheinen ihnen wenig
zu gefallen. Als Ersatz für den Abwesenden sind schon
zahlreiche Photographien in die Heimat gewandert.
Welche Freude, wenn der Verloren geglaubte wieder
leibhaftig im Kreise seiner Eltern, Geschwistern und Be-
' kannten stehen wird u. s. w."
In einem andern Briefe, der uns zur Einsicht gü
tigst mitgetheilt wurde, berichtet Hr. Feldwebel Walch
über die Verpflegung, daß mit Ausnahme des unge
wohnten Brodes keine Klagen im Contingent herrschen.
Brod fassen sie in 5 Tagen 3 Portionen, welche sie in
dieser Zeit völlig aufbrauchen. Da das Contingent an
fänglich nach Bozen bestimmt war, so hatte die s. Re
gierung die Geldsendungen dahin gerichtet, so kam es,
daß die Kasse des Zahlmeisters (Feldwebel Walch) ziem
lich zusammenschmolz. Doch schreibt er: Es fehlt uns
an nichts, selbst Anfangs, bevor das Geld hier anlangte,
hatte ich noch immer soviel in der Kasse, daß ich sol
chen, denen es allfällig an Geld mangelte, ausbelfen
konnte. Ich habe die Mannschaft mehrmal aufgefor
dert, sich zu melden, wenn es ihnen fehlen sollte. —
Die Montur ist stark abgenützt, die neuen Kappen hal
ten sich gut, trotz des vielen Regen- und Schneewetters.
Im Falle wir länger auf dem Joch hätten verbleiben
muffen, wären die östreichischen Lagermützen und für die
Feldwach-Mannschast ein zweiter Mantel in Form des
jenigen der Landesschützen ein dringendes Bedürfniß ge
worden. Die Schneegestöber waren derart, daß es für
neu angekommene und ungewohnte Truppen auf dem
Paß im Freien kaum zum Aushalten war. Die Mann
schaft hält sich gut, aber Ernst brauchte es freilich bei
Manchen, besonders Anfangs, um die Marschpolizei und
das Schritthalten aufrecht zu erhalten, jetzt geht es sehr
gut. Hr. Walch meint, daß das Contingent neben den
östreichischen Truppen mit Ehren bestehe, freilich beklage
sich mancher über Strenge im Dienste, indeß gute Ord
nung müsse vor allem sein.
Allerhand Neuigkeiten.
Bludenz. Am 17. August brach die Jllbrücke in
der Nähe von Bludenz, als ein 3 spänniger Wagen
mit Getraide, welches den vom Schwabenlande heim
kehrenden Aehrenleserinnen gehörte, darüber fuhr. D/e
„Feldkircher Ztg." schreibt darüber: Bei dem letzten
Freitag Vormittags vorgekommenen Unglücksfalle auf
der Alfenzbrücke fielen durch den Bruch derselben außer
Wagen und Pferden noch 5 Personen ins Wasser: 3
retteten sich durch Schwimmen, zwei aber, eine alte Frau,
Mutter von 6 Kindern, und ein vierzehnjähriges Mäd
chen fanden ihren Tod in den Wellen. Den Leichnam
der Frau warf das Wasser bei Bürs aus, wo derselbe
noch Freitag Nachmittag ^ Uhr gefunden wurde; der
des Mädchens wurde noch nicht aufgefunden.
Das ins Wasser gefallene Getreide wurde größtentheils
gerettet, dagegen mag mancher Bündel Kleider die Jll
hinabgeschwommen sein. Gestern Abendö lag noch das
todte Pferd am Ufer des Alfenzbaches; ob es heute
weggeräumt ist, ist mir nicht bekannt, ebenso nicht, ob
es nützlich oder nothwendig war, den Cadaver drei Tage
liegen zu lassen. Wie man hört, soll der hiesige Magi
strat gesonnen sein, dem Schwaben, der den Montaso-
nern das Getreide heimführte uud Heuer zum erstenmale
nach Vorarlberg kam, für das zu Grunde gegangene
Pferd eine Entschädigung von 70 si. zu geben. Die
eingestürzte Brücke wurde noch vor kurzer Zeit von ei
ner Kommission Sachverständiger untersucht und von der
selben in gutem Zustande befunden. Auf deren Gut
achten hin wurde noch ein neues Geländer auf der
Brücke errichtet. Man sagt übrigens, daß sich die Lo-
rünser Jllbrücke in ähnlichem Zustande befinde, wie die
eingebrochene Alfenzbrücke war. Die letztere ist bereits
wieder dem Verkehre übergeben.
Prad, 20 August, Herr Oberlieutenant Rheinberger
war so freundlich, dem Herausgeber einige Zeilen zukom
men zu lassen. Wir glauben seine Güte nicht zu miß
brauchen, wenn wir noch einige Notizen aus seinem
Schreiben hier anfügen: „Wir haben die Strapazen des
Feldzuges ekgentl ich nur 5 Tage lang gekostet. Es war
dies Zeit genug um den ManneSmuth und die Ausdauer
der hier Monate lang gelegenen Jäger und Schützen be
wundern und hochachten zu lernen. Der Bergübergang
ist 8600 Fuß über Meer, die Feldwachen standen aber
oft noch 1000 Fuß höher. Selten erfreute ein erwär
mender Sonnenblick den wachehaltenden Soldaten. Selbst
bei erträglicher Temperatur erschütterten die kalten Winde