Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

ten und warmem Wein — jeder nach seinem Belieben, 
oft auch zu 1—2 bis 10 beisammen — nur einmal 
gemeinschaftlich Menage. Am Trinken fehlte es auch 
nicht, besonders nach einem Geldtage, da wurde auf 
Deutsch und Italienisch gesungen und gelärmt bis tief 
in die Nacht hinein, aber alles im besten Einklänge. — 
Am 15. Abmarsch nach Prad, wobei es tüchtig schneite. 
Ein schöner Zug — zuerst die halbe Compagnie Liech 
tensteiner, dann die Bataillonsmusik, der Stab, sodann 
die halbe Compagnie von uns und dicht hinten drein 
2 Jäger-, 2 Schützen- und 1 Standschützen-Compagnie 
Der Naketenzug und sonstiger Bataillonstrain folgten in 
malerischen Reihen, besonders in den vielen Windungen 
der schön gebauten Bergstraße. Nun liegen wir wieder 
in Prad in den Häusern einquartiert. Die Menage 
besorgen wir selbst, täglich einmal. Nebstdem ist jeder, 
wenn er Hunger oder Durst hat, angewiesen, aus sei 
ner Löhnung oder aus eigenem Gelde zu leben. Das 
Fleisch ist gut. Das Brod aus ganz Roggenmehl, et 
was sauer und bitter, aber doch nahrhaft. Soviel ich 
weiß, essen die Herren Offiziere an der Tafel — welche 
auch eigene Küche führen -— von dem gleichen Brod, 
nur mit etwas Kümmel vermengt. Einige von uns 
wollen es nicht essen können? — Alles ist gesund und 
wohl. Unsere Leute vertragen sich gut mit den hier 
stationirten Truppen und freuen sich, doch etwas Stra 
pazen auf lombardischem Boden durchgemacht zu haben. 
Im Ganzen sind alle zufrieden und freuen sich, bald 
wieder zu den ihrigen nach Hause zu kommen. Gar 
mancher meiner Cameraden ist in Gedanken gewiß viel 
bei seiner Liebsten in der Heimath. Die nicht besonders 
hübsch ausgestatteten Tirolerinnen scheinen ihnen wenig 
zu gefallen. Als Ersatz für den Abwesenden sind schon 
zahlreiche Photographien in die Heimat gewandert. 
Welche Freude, wenn der Verloren geglaubte wieder 
leibhaftig im Kreise seiner Eltern, Geschwistern und Be- 
' kannten stehen wird u. s. w." 
In einem andern Briefe, der uns zur Einsicht gü 
tigst mitgetheilt wurde, berichtet Hr. Feldwebel Walch 
über die Verpflegung, daß mit Ausnahme des unge 
wohnten Brodes keine Klagen im Contingent herrschen. 
Brod fassen sie in 5 Tagen 3 Portionen, welche sie in 
dieser Zeit völlig aufbrauchen. Da das Contingent an 
fänglich nach Bozen bestimmt war, so hatte die s. Re 
gierung die Geldsendungen dahin gerichtet, so kam es, 
daß die Kasse des Zahlmeisters (Feldwebel Walch) ziem 
lich zusammenschmolz. Doch schreibt er: Es fehlt uns 
an nichts, selbst Anfangs, bevor das Geld hier anlangte, 
hatte ich noch immer soviel in der Kasse, daß ich sol 
chen, denen es allfällig an Geld mangelte, ausbelfen 
konnte. Ich habe die Mannschaft mehrmal aufgefor 
dert, sich zu melden, wenn es ihnen fehlen sollte. — 
Die Montur ist stark abgenützt, die neuen Kappen hal 
ten sich gut, trotz des vielen Regen- und Schneewetters. 
Im Falle wir länger auf dem Joch hätten verbleiben 
muffen, wären die östreichischen Lagermützen und für die 
Feldwach-Mannschast ein zweiter Mantel in Form des 
jenigen der Landesschützen ein dringendes Bedürfniß ge 
worden. Die Schneegestöber waren derart, daß es für 
neu angekommene und ungewohnte Truppen auf dem 
Paß im Freien kaum zum Aushalten war. Die Mann 
schaft hält sich gut, aber Ernst brauchte es freilich bei 
Manchen, besonders Anfangs, um die Marschpolizei und 
das Schritthalten aufrecht zu erhalten, jetzt geht es sehr 
gut. Hr. Walch meint, daß das Contingent neben den 
östreichischen Truppen mit Ehren bestehe, freilich beklage 
sich mancher über Strenge im Dienste, indeß gute Ord 
nung müsse vor allem sein. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Bludenz. Am 17. August brach die Jllbrücke in 
der Nähe von Bludenz, als ein 3 spänniger Wagen 
mit Getraide, welches den vom Schwabenlande heim 
kehrenden Aehrenleserinnen gehörte, darüber fuhr. D/e 
„Feldkircher Ztg." schreibt darüber: Bei dem letzten 
Freitag Vormittags vorgekommenen Unglücksfalle auf 
der Alfenzbrücke fielen durch den Bruch derselben außer 
Wagen und Pferden noch 5 Personen ins Wasser: 3 
retteten sich durch Schwimmen, zwei aber, eine alte Frau, 
Mutter von 6 Kindern, und ein vierzehnjähriges Mäd 
chen fanden ihren Tod in den Wellen. Den Leichnam 
der Frau warf das Wasser bei Bürs aus, wo derselbe 
noch Freitag Nachmittag ^ Uhr gefunden wurde; der 
des Mädchens wurde noch nicht aufgefunden. 
Das ins Wasser gefallene Getreide wurde größtentheils 
gerettet, dagegen mag mancher Bündel Kleider die Jll 
hinabgeschwommen sein. Gestern Abendö lag noch das 
todte Pferd am Ufer des Alfenzbaches; ob es heute 
weggeräumt ist, ist mir nicht bekannt, ebenso nicht, ob 
es nützlich oder nothwendig war, den Cadaver drei Tage 
liegen zu lassen. Wie man hört, soll der hiesige Magi 
strat gesonnen sein, dem Schwaben, der den Montaso- 
nern das Getreide heimführte uud Heuer zum erstenmale 
nach Vorarlberg kam, für das zu Grunde gegangene 
Pferd eine Entschädigung von 70 si. zu geben. Die 
eingestürzte Brücke wurde noch vor kurzer Zeit von ei 
ner Kommission Sachverständiger untersucht und von der 
selben in gutem Zustande befunden. Auf deren Gut 
achten hin wurde noch ein neues Geländer auf der 
Brücke errichtet. Man sagt übrigens, daß sich die Lo- 
rünser Jllbrücke in ähnlichem Zustande befinde, wie die 
eingebrochene Alfenzbrücke war. Die letztere ist bereits 
wieder dem Verkehre übergeben. 
Prad, 20 August, Herr Oberlieutenant Rheinberger 
war so freundlich, dem Herausgeber einige Zeilen zukom 
men zu lassen. Wir glauben seine Güte nicht zu miß 
brauchen, wenn wir noch einige Notizen aus seinem 
Schreiben hier anfügen: „Wir haben die Strapazen des 
Feldzuges ekgentl ich nur 5 Tage lang gekostet. Es war 
dies Zeit genug um den ManneSmuth und die Ausdauer 
der hier Monate lang gelegenen Jäger und Schützen be 
wundern und hochachten zu lernen. Der Bergübergang 
ist 8600 Fuß über Meer, die Feldwachen standen aber 
oft noch 1000 Fuß höher. Selten erfreute ein erwär 
mender Sonnenblick den wachehaltenden Soldaten. Selbst 
bei erträglicher Temperatur erschütterten die kalten Winde
	        

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