so daß eine streng förmliche Behandlung unter allen Um
ständen geboten erscheint. Eine Abfertigung von kurzer
Hand müßte dem Landtage nothwendig eine Blöße ge
hen. — Hierauf wird die Behandlung der Sache in
einer weitern Sitzung beschlossen. Der Antrag im Be
treff der Briefboten kommt nun in Behandlung. Das
Schreiben der f. Regierung lautet also:
Wohllöblicher Landtag!
Die fürftl. Regierung findet im Interesse der hierlän-
digen Bevölkerung nachstehenden Antrag bei der verg
lichen Abgeordnetenversammlung zur verfassungsmäßigen
Behandlung einzubringen:
Der wohllöbliche Landtag wolle beschließen, daß vom
1. September an von der bisherigen Berechtigung der
beiden landschaftlichen Briefboten zur EinHebung be
stimmter Bestellungsgebühren von Seite der Parteien
Umgang zu nehmen sei, dagegen denselben die jährliche
Entlohnung, welche sie aus der Landeskasse beziehen,
von 80, beziehungsweise 70 fl. auf 140 fl. zu erhö
hen käme, und daß die Regierung ermächtiget werde,
den sich ergebenden Mehrbetrag nach dem Verhältnisse
der Monate in der heurigen und nächstjährigen Staats
rechnung zu beausgaben.
Vaduz, am 13. August 1866.
v. Hausen.
Der Landtag beschließt nach kurzer Debatte die Ge
nehmigung dieser Forderung.
In die Steuerregulirungscommission wurden erwählt:
Altrichter Walser von Triesen mit 8, B. Quaderer von
Schaan mit 10 und Andr. Batliner Nr. 124 von
Eschen mit 5 Stimmen.
Hierauf wird die Sitzung geschlossen.
Vom liechtensteinischen Coutingent in Südtirol.
Es ist uns gütigst gestattet, aus einem Berichte des
Hrn. Oberlieutenants Rheinberger das Nachstehende ver
öffentlichen zu dürfen. Der Bericht ist datirt St. Ma
ria, 11. August. „In allen Stationen wurden wir
von den k. k. Bezirksvorständen und Stadtbehörden zc.
sehr zuvorkommend empfangen und mit Musikbegleitung,
Pöllerschüssen zc. in die Quartiere geführt, was der
Mannschaft nicht wenig schmeichelte. Insbesondere aber
muß ich hervorheben, daß Herr Fabrikant Gaßner in
Bludenz, der selbst eine 36 Mann starke Musikbande
dirigirt und unterhält, es sich zur Ehre rechnete, das
Contingent bei Ein- und Abmarsch mit seiner ganzen
Bande zu geleiten. Abends veranstaltete derselbe zu
Ehren der F. l. Truppe sogar Platzmusik.
Ich kam mit der Compagnie wohlbehalten und ohne
Kranke bis Mals. Dort erhielt ich erst Abends 8 Uhr
— nachdem ich schon die Quartiermacher nuch Schlan-
ders gesandt hatte — den Befehl von Hrn. Major
Metz, der hier auf dem Stilffer Joch kommandirt, nach
Prad zu marschiren und dort bis auf Weiteres zu ver
bleiben In Prad waren wir nur einen Tag ein-
quartirt und 4 Tage nothdürftig einkafernirt, jedoch
fürstlich gegen da oben. Ich theilte den Tisch mit einem
Proviante fstzier, dessen Bursche die Küche besorgte und
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war somit gut aufgehoben. Von Prad aus wird d!
auf dem Berg stationirte Truppe mit dem Nothwendig
sten versehen. Die ausgezeichnete, dem Verfall anheim
gestellte Straße kommt gut zu statten. Dennoch koste!
1 Klafter weiches Holz auf dem Berge 30 fl., en
Halbwagen 11 fl. 60 kr. Den ganzen Tag gehen
Wagen ab und zu.
Schon glaubte ich, daß das Contingent keine Verwen
dung auf dem Joche mehr finden dürfte, und wir war
teten mit Ungeduld auf den 10. Aber schon am 9.
Abends 9 Uhr erhielt ich Befehl, daS Contingent am
andern Tag nach St. Maria in Marsch zu setzen. Man
erwartete einen Angriff der Wälschen auf den 11. früh.
Da für uns nichts vorbereitet war, so ließ ich in der
Eile noch Brod, Holz und Stroh fassen, requirirte Wa
gen und kaufte große Kochkessel, weil unsere kleinen da
oben unpraktisch sind. ,
Die Tornister und Zwilchuniform deponirte ich unten.
Endlich war ich um 5 Uhr früh marschfertig und trat
den 5^ Meile langen Marsch über den Berg an. Die
Großartigkeit der Natur und die prachtvolle Straße las
sen sich nicht beschreiben. Es ging gut vorwärts. Auf
der Franzenshöhe machte ich den letzten Halt und die
Leute erlabten sich dort in der Kantine. Was die den
ganzen Tag essen und trinken mögen, ist zum Erstau
nen — gut, daß sie brav Taschengeld von Hause haben.
Von hier aus sahen wir schon die Posten der Feldkir-
cher Kompagnie uf der Ferdinandshöhe (Uebergangss
ung Grenzpunkt 8600 Fuß hoch). In 1^ Stunden
hatten wir die Höhe erreicht. Offiziere und Mannschaft
kamen uns eine Strecke Weges entgegen und bewill
kommen uns freudigst als Nachbarn. Sie sind noth
dürftig untergebracht, doch schätzen sie sich glücklich, wenn
sie von ihren Wachen von den Gletscherrücken zurück
kehren und einen trockenen Winkel auf ein wenig Stroh
finden. Klagen bört man nicht — aber staunen muß
man, was ein Mensch aushalten kann. Das ist eine
gute Schule für unsere Mannschaft, die bisher das Sol
datenleben nur von der angenehmen Seite kannte. Die
5—6 Offiziere zeigten mir ihre Quartiere — der kleine
Arrest auf dem Schlosse (in Vaduz) ist ein geräumiger
Salon dagegen. Von Tisch oder Bank natürlich keine
Rede.
Nach einem kleinen Aufenthalte marfchirte ich nach
St. Maria hinunter, etwa 800 Fuß tiefer. Dort wur
de unser Contingent in dem Dachboden eines Gebäudes
untergebracht. Bei unserer Ankunft kam man uns wie
der zur Begrüßung entgegen und ich erfuhr, daß wir
hier zu verbleiben hätten. Am Abend erhielt ich Befehl,
auf heute Morgen 4^ Uhr die halbe Compagnie auf den
Furkelnpaß zur Verstärkung zu kommandiren, weil in
der Früh der Waffenstillstand endet und ein Angriff
möglich wäre. Es schneite und stürmte wieder heftig,
und wenn auch nach eingebrachten Berichten die Feind
seligkeiten beendigt sein sollen , so werden die Liechten
steiner doch einen Begriff von den Forderungen, die an
einen Soldaten gestellt werden, mit nach Hause bringen,
was mich freut, denn ich glaubte schon nach Hause mar
schiren zu müssen, ohne im Felde gestanden zu sein. Wie