Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

tey alle bes den Rauchern beliebten Formen. Um den 
Rqucher noch mehr zu täuschen, werden aus der Ha' 
yanna die Cedernbretter bezogen, aus welchen dort die 
Wien gemacht werden, das Papier, womit man sie in- 
lyFNyjg ausfüttert, die Bänder, um die Pakete zusam 
menzubinden. bis a^uf die kleinen Nagel, welche die Deckel 
der Kisten befestigen. Man ordnet die Cigarren auf 
gleiche Weise, wie in der Havanna, man bringt auf die 
Dackel die berühmtesten Namen, Gravuren und Marken. 
Äobald sich ein Schiff aus der Havanna auf der Rhede 
von Bremen oder Hamburg blicken läßt, tragen die 
Kaufleute Sorge, diese Tausende mit so vieler Sorgfalt 
gearbeiteten Zigarrenkisten an Bord des Schiffes zu brin 
gen, bevor es in den Haftn einlauft. Auf dem Steuer 
amt werden diese Kisten dann als Havanna-Cigarren 
deklarirt und als solche d.epom'rt. Aus diesen Depots 
kommt die Mehrzahl der fälschlich für Havanna ausge 
gebenen Cigarren her, mit denen Europa überschwemmt 
ist. Diesen Erwähnungen muß noch folgende wichtige 
Bemerkung hinzugefügt werden. Es werden jährlich aus 
der Havanna nicht mehr als gegen 270 Millionen Ci 
garren erportirt. Diese Menge, die auf den ersten Bltck 
beträchtlich klingt, erscheint bedeutend geringer, wenn man 
ry.eiß, daß sie sich auf sämmtliche Raucher des Erdkreises 
Vertheilt. Dann ist es wohl ersichtlich, daß dlese Fabri 
kation kaum für den allgemeinen Bedarf genügt. 
— Ein seltener schöner Vogel ließ sich in der Ge- 
Md vpn Kirchhain in Kurhessen vor Kurzem sehen und 
^ab in pen abendlichen Zusammenkünften der ornitholo- 
gisch gebildeten Bewohner Kirchhains Stoff zu allerhand 
sibenteuerlichen Erzählungen. Die Jäger verwendeten 
Kroße Mühe darauf, des Vogels habhaft zu werden, 
um ihn einem Naturalien-Kabinete zum Ausstopfen zu 
Hhergeben. Er hmte die Größe und Gestalt eines 
Habichts, war von graulich-weißer Farbe, und zeichnete 
stch besonders durch einen hohen rothen Kamm auf dem 
Kypfe auS, den Manche indeß als einen Federbusch er 
kannt hüben wollten. Schließlich ergab sich, daß der 
seltene Vogel ein von einem Bahnwärter erzogener Ha 
bicht war, dem dieser die Freiheit geschenkt hatte, nach 
dem er ihm zuvor den ominösm Kamm von rothem 
Tuch auf dem Kopfe befestigt gehabt. 
— In den Straßen Londons sind im vorigen 
Jahre 232 Menschen verunglückt, viel mehr als auf 
allen Eisenbahnen Englands zusammen. 
— Amerika ist ein wunderbares Land. Im dies 
seitigen Staate der Intelligenz gibt man Schneidern und 
Schustern nicht einmal gern eine Jagdkarte, Herr v. d. 
Marwitz, k. Landrath in Beelow, ruft ihnen vielmehr 
päterlich zu Schuster bleib bei deinem Leist. Dagegen 
über dem großen Wasser hat das Volk Holzhauer und 
Schneider, Lincoln und Johnson, sogar zu Präsidenten 
der Union gemacht, und Herr v. d. Marwitz, k. Land- 
?ath, wird vielleicht selber gestehen, daß die Holzhauer- 
tmd Schneider - Präsidenten ihre Sache gar nicht übel 
gemacht haben, vielleicht sogar, daß er selber es nicht 
Druck von I. Graff's 
besser hätte machen können. Sie haben die Sklaverei 
für immer abgeschafft, einen großen Krieg mit nahezu 
2 Millionen Soldaten und Tausenden von Millionen 
Dollars geführt und doch nicht Bankerott und sich nicht 
einmal zu Diktatoren des Vplks, vielmehr alle Prophe- 
ten der alten Welt zu Lügnern gemacht. Die Botschaft 
Johnsons mit ihrer ruhigen, sicheren Sprache überragt 
an Bedeutung alles, waS seit Jahren in Europa von 
den Thronen gesprochen worden ist; das fühlt man jetzt 
schon in Paris und London. Im neuen Jahre werden 
die weisen Staatsmänner der alten Welt ihre Augen 
immer auf Amerika gerichtet halten und Sorge tragen, 
daß zwischen den Zuständen hüben und drüben nicht ein 
zu großer Unterschied bleibe. 
In der amerikanischen Bundesarmee -haben im Laufe 
des Krieges etwa 40,000 Juden Dienste genommen. 
Nach Beendigung des Krieges haben es die Juden al6 
religiöse Corporation in Sorge für ihre Invaliden, Witt 
wen und Waisen allen andern zuvorgethan; sie haben 
u a. 5 größere Asyle in New-Aork, Philadelphia, Cin- 
cinati, St. Louis und Chicago gegründet, welche auch 
anderen Glaubensgenossen offen stehen. In Egg Har- 
bes-City ist auch der Anfang mit einem Asyle für deut 
sche Invaliden und Waisen gemacht. 
— Ein Lotterieräthsel und seine Lösung. In 
vielen Zeitungen wird die Verloosung des Schwefel- 
und Schlammbades Fiestel bei preuß. Minden angeprie 
sen. Ein benannter Banquier in Frankfurt a/M. und 
der Generalagent H. I. Spanier zu Wunstorf bei Han 
nover laden öffentlich zum Ankauf von Loofen ein, mit 
dem Versprechen, daß „jedes Loos mindestens den sieben 
fachen Werth des Einsatzes gewinne." 500 Thaler sind 
dem ausgesetzt, der nachweist, „daß jemals eine so vor 
teilhafte Lotterie schon dagewesen." Ist das nicht lok- 
kend? und wie ist es möglich, einen solchen Gewinn in 
Aussicht zu stellen und dabei sein Schäfchen zu scheren? 
— Antwort: Aus der Glücksurne, in der vielleicht 
100,WO Loofe sind, werden nur so viel Loose gezogen, 
als eben Gewinne da sind z. B. 1000. Es gewinnt 
daher jedes Loos, M. welches gezogen wird. Diese Be 
dingung aber ist kluger Weise in der Anpreisung weg 
gelassen. 
Curs. 
Für 100 fl Silber wurden in Wien befahlt: 
Samstag, den 13. Jänner . . fl. 104.75 Banknoten. 
Mittwoch, den 17. Zänner . . fl. 104.75 » 
Herausgeber: Gregor Fischet. 
Verantwortlicher Redaktor: Dr. Schädler. 
MW» 
Wittwe in Feldkirch.
	        

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