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bert befand, machten die freiwilligen östreichischen Uh-
lanen mit unbeschreiblicher Bravour mehrere Attaquen,
die mit ebensoviel Ruhe, als Tapferkeit abgeschlagen
wurden. Als die feindlichen Reiter, ergrimmt über den
unerschütterlichen Widerstand, den sie nicht zu brechen
vermochten, zu einem neuen Angriff auf das nur zwei
Glieder hohe Carre heranritten, geschah eine That, deren
Heroismus selbst die Italiener mit Bewunderung er
füllte. Während die Schwadron heranstürmte sprengten
aus ihrer Front ein Offizier und ein Trompeter hervor
und mit einem wahren Riesensprung über die beiden
Glieder hinweg ins Innere des Carre's, wo sie sofort
den Heldentod fanden, ohne daß es ihren Kameraden
glückte, in die mit Winkelriedscher Hingebung geöffnete
Lücke einzudringen.
Bruderkrieg. In Hildesheim hat eine Mutter
zwei tapfere Söhne in wenigen Tagen verloren; sie
standen in feindlichen Lagern und dienten Beide der
deutschen Sache. Der Eine fiel bei Langensalza als
hannover'scher Hauptmann, der andere bei Königgrätz
als preußischer Oberstlieutenant an der Spitze seines
Dragonerregiments. Der Himmel hat es verhindert,
daß sie stch bei Langensalza persönlich gegenüberstanden.
Das sind zwei; aber wie viele solcher Brüder gibts!
Vor einem Volke, das selbstbewußt und entschieden
auftritt, hat Napoleon gewaltigen Respekt. Den Ita
lienern wollte er eine Provinz schenken; natürlich gegen
ein gutes Trinkgeld; sie erklärten aber, wir wollen die
Provinz nicht geschenkt haben, sondern erobern und
unsere Unabhängigkeit von französischem Einfluß oben
drein. Jetzt haben wir ein großes Heer und viele
Schiffe und an den Preußen mächtige Verbündete, wir
sind ein einiges Volk. Das hat Napoleon imponirt,
er hat keine Flotte und kein Heer nach Venetien geschickt,
sondern friedliche Saiten aufgezogen. Welch' ernste
Moral für's deutsche Volk; aber Ernst muß dahinter
stecken.
Aus der Schlacht bei Langensalza. Zu man
chen Zügen wohlthuender Art bei den Schrecknissen des
Krieges haben wir aus dem Munde eines Landwehr
mannes folgende zwei Fälle gehört: Als der Kampf
an einer Stelle etwas ruhete, findet dieser Soldat einen
am Fuße stark blutenden hannoverschen Dragoner. Er
fragt: „Kamerad, was fehlt Dir?" „Eine Kugel hat
mich am Fuße getroffen und ich kann nicht fort". Da
rauf kniet der Landwehrmann nieder, nimmt etwas
Verbandnnttel, welche er von seiner Heimath mitgenom
men, und verbindet seinen Feind. Derselbe Krieger
erzählte, auch als Gegenstück, daß ein Hannoveraner
einen Landwehrmann in der Hitze des Gefechtes zu
Boden geworfen hat und diesen mit dem Bajonnet er
stechen will. Da ruft dieser mit Schmerz: „Bruder,
ich habe 6 Kinder!" und der Hannoveraner zieht sein
Gewehr zurück.
Aus einem der letzten großen Gefechte wird folgender
Zufall berichtet: Ein junger Soldat bemerkte mitten
im heftigsten Trouble des Kampfes von ungefähr auf
dem grasigen Boden zu seinen Füßen ein vierblättriges
Kleeblatt. Von einem unerklärlichen Dränge getrieben,
bückt er sich, um dasselbe zu pflücken, und in demselben
Moment saust eine Kanonenkugel so dicht über seinem
Kopfe hin, daß er unfehlbar getödtet wäre, wenn er
sich nicht gebückt hätte. Der durch diese Schickung so
wunderbar Gerettete hat das verhängnißvolle Blümchen
mit dem Bericht seiner Rettung an seine Braut in Kö
nigsberg geschickt, welche es als eine Erinnerung gewiß
dankbar aufbewahren wird.
Die große Weltzeitung Times in London hat zwei
Berichterstatter in Böhmen, Master Edwards im preu
ßischen, Master Russell im östreichischen Heerlager.
Ihre ausführlichen Berichte nach der großen Schlacht
bei Königgrätz und Sadowa suchen zweierlei nach
zuweisen, 1) daß es nicht blos das Zündnadelgewehr,
nicht blos ein zufälliger mechanischer Vortheil war, der
der preußischen Armee den Sieg verschaffte. Die Stel
lung der Oestreicher in Wäldern und auf waldum
grenzten Höhen war so fest und wohlgewählt, daß das
Zündnadelgewehr nicht zur Geltung gelangen konnte.
Es war wesentlich eine Schlacht der Artillerie und des
Bajonets. Wenn, wie Mr. Edwards als Augenzeuge
versichert, das 27. preußische Regiment in die Wälder
oberhalb Benatek mit 90 Offizieren und 3000 Mann
eindrang und auf der andern Seite mit 300—400
Mann und 2 Offizieren wieder heraus kam, so kann
in dem Walde nicht aus sicherer Ferne mit dem Zünd
nadelgewehre gekämpft worden sein. 2) Kann man diese
Berichte nicht durchlesen, ohne zu der Ueberzeugung zu
gelangen, daß Feldzeugmeister Benedek, dem letzt alles
Unheil in die Schuhe geschüttet wird, kein schlechter
General ist. Er mag kein weit blickender Feldherr sein,
aber er hat sich bei Sadowa als tüchtiger Schlacht
commandeur bewährt. Die Uebermacht war allerdings
auf der Seite der Preußen, aber das Verhältniß 250,000
Preußen gegen 190,000 Oesterreicher war kein so un
geheures, daß die Preußen nicht einen außerordentlichen
Grad von persönlichem Muth, Disciplin nnd strategischer
Klugheit und Kühnheit nöthig gehabt hätten, um die
Oesterreicher aus ihren höchst günstigen, festen und theil
weise befestigten Positionen zu verdrängen und zu wilder
Flucht zu demoralisiren. Daß dem Kronprinzen das
Verdienst des Sieges gebührt, darüber stimmen beide
„ Times "-Eorrespondenten mit den Bericherstattern aller
andern Blätter überein. Mr. Russell glaubt und Mr.
Edwards versichert positiv (und beide aus persönlicher
Anschauung), daß die Schlacht auf dem Punkte stand,
für Preußen verloren zu werden oder vielleicht schon
verloren war, als der Kronprinz mit seiner Armee auf
den rechten Flügel der Oestreicher fiel und wie Blücher
bei Waterloo den Sieg entschied. Df. Ztg.
Schweiz. Im Nationalrath hat man Angesichts der
unüberwindlichen Zündnadelgewehre beschlossen, daß die
schweizerische Armee baldigst in den Besitz von derartigen
Waffen gelange. Man will aber nicht das Zündna
delgewehr nehmen, sondern den amerikanischen sogenann
ten „Henry-Stutzen" welcher ebenfalls von hinten ge
laden in der Minute 14—16 Schüße abgibt. — Feyler
hat der Nationalrath einen Antrag begutachtet, es solle