Liechtensteiner Kandeszeitung.
Vierter ^akrAanS.
Vaduz, Samstag
Rro. ZtS
28. Juli 186k.
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Vaduz, 25. Juli.
Friedensgerüchte stellen dem furchtbaren Blutvergießen
ein baldiges Ende in Aussicht. Wenn wir nur die Zu
versicht fassen könnten, daß auch ein gesunder dauer
hafter Friede geschaffen werde. Leider ist dafür keine
Hoffnung. Oestreich tritt aus dem deutschen Bunde, das
ist Eins. Für Oestreich und für Deutschland sollte man
meinen, könne darin kein großes Unglück liegen. Denn,
fragen wir, worin bestand dann seit 50 Jahren eigent
lich das Band zwischen Deutschland und Oestreich? —
Es war ein Stück Papier, die deutsche Bundesakte; da
neben war man redlich bemüht, eine Kluft zwischen bei
den Ländern zu schaffen. Die Metternich'fche Staats
weisheit suchte ihren Triumph darin, Oestreich mit einer
chinesischen Mauer von Deutschland abzusperren. Der
Austritt, der jetzt vor sich geht, ist nur das Schlußpro
tokoll eines 50jährigen Prozesses. In der That wird
Oestreich und Deutschland neben und miteinander leben
wie bisher. Das Culturleben Deutsch - Oestreichs
und sein Zusammengehen mit deutscher Wissenschaft,
Kunst, Sitte zc. wird durch die zerrissenen Bundesakte
nicht gestört werden. Und wir glauben auch nicht, daß
Oestreich, ohne völligen Selbstmord, deutsche Art und
deutsches Wesen bei sich zu Hause ausrotten kann. Aber
die Zukunft kann Fälle bringen, welche aus den einstigen
Alliirten unverbesserliche Feinde macht. Oestreich wird
in seinem Interesse finden, der preußisch-deutschen Eini
gung alle möglichen Schädigungen zu bereiten, und die
Deutschen werden das einst so mächtige Habsburg, das
Jahrhunderte hindurch die deutsche Kaiserkrone trug, nicht
anders als eine fremde Macht erkennen, wir werden
in wenigen Jahrzehnten eine östreichisch-deutsche Frage
haben, wie es eine deutsch-dänische, oder venetianische
Frage gab. Das ist der tief angelegte Plan Bismarks,
der sich erfüllen wird, wenn man in Wien nicht andere,
freiheitlichere Bahnen einschlägt, freiere Institutionen
schafft, als sie Deutschland unter Preußens Führung hat.
„Verstände man es in Oestreich", schreibt die Feldk. Ztg.,
„die uns noch bleibenden Kräfte lebendig werden und
sich z. B. in nordamerikanischem Sinne entwickeln zu
lassen, so ist trotz alledem noch nicht zu verzweifeln.
Oestreich wurde schwer getroffen. Es wollte früher in
Italien und Deutschland herrschen, nun sitzt es, wie man
zu sagen pflegt, zwischen zwei Stühlen nieder. Die
preußische Uebermacht in Deutschland ist wer weiß auf
wie lange hinaus —- zweifellos gesichert. Die paar
süddeutschen Staaten werden wohl oder übel sich in das
Unvermeidliche sügen müssen. Und wir — gehen einer
ungewissen Zukunft entgegen."
Vaduz, 2i. Juli. Se. Durchlaucht Fürst Johann
nahm heute eine Inspektion des Contingents vor, nach
dem Höchstderselbe vorher die Canzleien der verschiedenen
Aemter besucht hatte. Die Gemeindevertretung von Va
duz wurde Höchstdemselben vorgestellt, sowie Ihn die
am Schulhause ausgestellte Schuljugend ehrfurchtsvoll
begrüßte.
— Das Sr. Durchlaucht gehörige Schloß Eisgrub
bei Lundenburg in Niederöstreich wurde von dem König
von Preußen besucht.
— Se. Durchlaucht geruhten auf die vom Landtag
erlassene Adresse schriftlich zu erwiedern. Wir werden
das Nähere in nächster Nr. mittheilen.
— 25. Juli. Infolge Marschbefehls wird unser Con
tingent morgen ins Feld rücken. Dem Vernehmen nach
ist Botzen sein nächster Bestimmungsort. Hr. Pfarrer
Dr. Decurtins hat, wie verlautet, seine Dienste als Feld-
caplan für das Contingent angetragen.
Hr. Dr. Schädler, Hr. Oberlieutenant Rheinberger,
Hw. Hr. Landesvikar v. Castelberg und Hw. Hr. Pfar
rer Gmelch von Balzers wurden heute zur fürstlichen
Tafel geladen.
Vaduz, am 24. Juli. Hr. Landrichter Keßler hat
in einem Schreiben an den tit. Landtagspräsidenten sein
Verbleiben im Landtage erklärt.
— 23. Juli. Gestern Abends in später Stunde ge-
riethen mehrere Burschen aus dem benachbarten Grab
serberg, durch den Kretzer aus dem Gleichgewicht ge
bracht, beim Mühleholz in Streit, und es setzte eine or
dentliche Prügelei zwischen denselben ab, ohne daß jedoch
die Integrität der kriegführenden Mächte erheblich beein
trächtigt worden wäre.
Allerhand Neuigkeiten.
Vorarlberg. Die Vorarlberger Landwehrleute im
Verein mit Kaiserjägern unternahmen am 11. und 16.
Juli Streifzüge ins Italienische nach Spondalunga und
Bormio mit einem unglücklichen Ausgange. Der Brief
eines Feldkircher LandwehrmanneS (in der Feldkircher Ztg.