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Trautenau (Böhmen). Um zu recognoseiren, waren
drei Schwadronen Dragoner im Städtchen eingeritten;
Bürgermeister und Bezirkshauptmann versicherten auf
Ehrenwort, es sei kein Militär in der Stadt, traktirten
sie mit Wem und Bier und gaben ihnen Einquartie-
rüngsbillets. Plötzlich aber schießen Bürger und Sol
daten aus allen Thüren und Fenstern auf die Preußen
und die Frauen gießen heißes Wasser, Pech und Oel
auf sie. Die Metzelei war furchtbar. In der darauf
folgenden Schlacht wurde Trautenau zur Ruine.
Ein rheinländifcher Patriot, der bekannte Classen-Kap-
pelmann in Eöln, schloß eine Wahlrede mit folgenden
Worten: „Zwei Militärmächte haben deutsche Heere ge
gen deutsche Heere geführt. DaS deutsche Volk be
gleitet mit blutendem Herzen die Entwickelung des furcht
baren Kampfes. In unsern deutschen Herzen darf keine
Feindschaft, kein Haß gegen die Brnderstämme auf
kommen. Wir trauern, wenn das Blut unserer Söhne
fließt und beklagen das Blut, welches in den gegenüber
stehenden Reihen vergossen wird; denn es ist Bruderblut.
Wir müssen trauern, wenn wir unterliegen, und dürfen
nicht jauchzen, wenn wir siegen. In diesem Gefühle ein
Hoch auf ein bald in dauerndem Fried en und in Frei
heit geeinigtes Deutsch land, ein Hoch, das durch
den Donner der Kanonen hinüberhallt als Brudergruß
zum ganzen deutschen Volke."
In Gotha ist der Befehl an die Justizämter ergan
gen, die Listen behufs der Wahl zum deutschen Parla
ment nach dem Reichswahlgesetz von 1Z-49 anzufertigen.
In Raudnitz in Böhmen find drei hohe Gerichtsbe
amte, unter ihnen der Bezirkshauptmann, beim Baden
in der Elbe ertrunken. Ihre zwölf Kinder, die sie mit
genommen hatten, kehrten als Waisen heim.
Dieses Jahr werden die Amerikaner das größte
Contingent von Reisenden in Europa stellen. Seit ei
nigen Wochen sind alle von New-Nork abgehenden
Dampfer mit Reisenden überfüllt und auf 6 Wochen
hinaus alle Plätze bestellt. Es gehen mehrere Ertra-
Dampfer nach Europa ab.
Wir tragen in unserem Blatte noch eine kurze Er
zählung des „Oberländer Anzeigers" nach über das in
Bad Psäfers erfolgte Unglück vom 3. Juli. Hinter dem
sogenannten Felsenthor stürzte Abends halb 6 Uhr ein
Fuhrwerk mit drei Frauenzimmern in die Tamina, wo
rin alle drei den Tod fanden. Nähere Mittheilungen
darüber lauten so:
Gestern Nachmittag kamen drei Frauenzimmer in den
Hof Ragaz, die sich ins Bad Pfäfers führen ließen.
Abends gegen 5 Uhr fuhren sie vom Bad Pfäfers nach
Ragaz ab. Ein gewisser Peter Mogg, der seit mehre
ren Jahren als Kutscher angestellt war, führte.sie heraus.
Hinter ihm fuhr der Kondukteur Bürki, Angestellter des
Hofes Ragaz, welcher Zeuge des entsetzlichen Unglückes
gewesen. Er sagte: Zirka 40—50 Schritte befand ich
mich mit meinem Fuhrwerk, in welchem nur eine deutsche
Dame saß, hinter dem Unglückskutscher Mogg. Nichts
ahnend, habe ich natürlich dem andern Gefährt keine
besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Als ich aufblickte,
sah ich mit Entsetzen, daß das Pferd auf dem äußer
sten Rand der Straße sich befand; eS erhielt das Ue
bergewicht und stürzte mit dem Fuhrwerke in die Ta
mina. Ich sah die Unglücklichen hinunterstürzen und hörte
ihr herzbrechendes Jammergeschrei.
Vom Kutscher sagte er, daß er durchaus nicht betrun
ken gewesen sei. Dieser ist schon seit vielen Jahren alS
Badkutscher angestellt und gilt als ein durchaus zuver-
läßiger Fuhrmann. Das Pferd, ein Schimmel, hat den
Weg wohl zu hundertmalen gemacht. Der Fuhrmann,
jetzt noch ganz außer Fassung, ist noch immer nicht im
Stande, Auskunft zu geben.
Eine der Verunglückten ist Frau Professor Delsss von
Heidelberg; sie wurde Abends halb 7 Uhr m der Ta
mina als Leiche aufgefunden und ins TodtenhauS ge
bracht. Die andern zwei sind Engländerinnen, die als
Schülerinnen sich bei Professor Delsss befanden. Boy
ihnen ist noch keine Spur vorhanden.
Von Seite der Baddirektion und des Hofes Ragaz
wurde Alles gethan, was unter so bewandten Umstän
den geschehen konnte. Die Theilnahme der Ragazer
Bevölkerung war und ist eine allgemeine. Schrecklich
ist dieses Ereigniß jedem menschlich Fühlenden auf'S
Herz gefahren. Alle Anwesenden, welche Frau DelffS
aus dem Wasser ziehen sahen, glichen stehenden. Leichen.
Eines Urtheils über diesen Trauerfall enthalten wir
uns, bis ganz zuverlässige Berichte eingehen.
Zur Aufklärung.
Der hohe Landtag beschloß in seiner IV. Sitzung am
6. d. M. über das Gesuch des Verwalters
Urbanek, auf dasselbe deßhalb nicht eingehen zu kön
nen, weil es nicht durch die fürstl. Regierung gegangen
und von ihr nicht begutachtet worden sei. Das Gesuch
wurde aber über mündliches Anrathen des Herrn Re
gierungschefs und über vorhergegangene Rücksprache
mit den Regierungsmitgliedern an den Landtag direkte
eingereicht^, ldaher das EinVerständniß der f. Regierung
constatirt und der Formfehler.des Petenten gerechtfertigt
sein dürfte.
Wichtig für Bruchleideude!
^ Wer sich von der überraschenden Wirksamkeit des be
rühmten Bruchheilmittels von dem Brucharzt Krüsi-Altherr
iu Gais, Kanton Appenzell in der Schweiz, überzeugen
will, kann bei der Erpedition dieses Blattes (Buchdruckerei
des Hrn. H. Graff in Feldkirch) ein Schriftchen mit vielen
hundert Zeugnissen in Empfang nehmen. 5
CurS.
Für 100 fl Silber wurden in Wien bezahlt:
Samstag, den 14. Juli . . . fl. 129 Banknten.
Donnerstag, den w.Juli . . . fl. 127. »
Herausgeber: Gregor Fischer.
Verantwortlicher Redaktor - vr. Schädler.
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.