Möge diese Zeit bald herantreten und möge eS D.
gestattet sein, die Früchte der unserem Lande gewährten
Einrichtungen heranreifen zu sehen und die Freude der Ur
heberschaft an der fröhlichen Entwicklung unserer Zu
stände noch lange Jahre zu genießen. Wie auch die
Zeiten wechseln, stets wird unser Volk mit Liebe und
Treue E. D. hohen Person und hochfürstlichem Hause
unwandelbar zugethan sein. Aber auch nie wird der
Glaube weichen an die landesväterliche Fürsorge und
Güte, die sich einen neuen Ausdruck schaffte in der groß
müthigen Uebernahme der Kosten eines allfälligen Aus
marsches deS Contingents.
In tiefster Ehrfurcht verharret
E. D. allergetreueste Landesvertretung.
Dieser Entwurf wurde vom Landtage einstimmig
angenommen und soll nach Vorschlag des ^Präsidenten
von einer Commission aus 5 Mitgliedern Sr. D. per
sönlich überreicht werden. Der Landtag genehmigt diesen
Vorschlag und erwählt zu dieser Deputation: Schädler
mit 13, Kirchthaler mit 10, Erni, Wanger und Gmelch
je mit 7 Stimmen. — Die Überreichung der Adresse
soll morgen den 19. erfolgen.
Im Weiteren bringt der Präsident folgendes Schrift
stück zur Kenntniß:
„Wohllöblicher Landtag!
Die Unvereinbarlichkeit meiner Beamten- und Abge
ordnetenstellung nöthigt mich, mein Mandat als Abge
ordneter niederzulegen und ergebenst zu bitten, in Ge
mäßheit deS Z 82 der Landes-Verfassung meinen Aus
tritt aus dem Landtage genehmigen zu wollen.
Vaduz, 9. Juli 1866. Keßler, Landrichter."
Präsident: Dieser Fall ist derselbe, welcher beim
Entlassungsgesuch des Abgeordneten Pfr. Büchl vorlag.
Es gibt für den Landtag keine spezielle Veranlaßung
diesem Gesuche zu willfahren. Der § 82 lautet: „Der
zum Abgeordneten Gewählte kann die Stelle ablehnen,
muß aber binnen 10 Tagen von erlangter Kenntniß sich
hierüber an den Chef der Regierung erklären. Erfolgt
keine solche Erklärung, so ist die Wahl angenommen.
Wer einmal eine Wahl angenommen hat, kann nur
in Folge von stichhaltigen Gründen vom Landtage ent
lassen werden."
Kirchthaler: Die Verhältnisse, welche Herr Keßler
als Gründe angibt, bestanden schon bei seiner Annahme
der Abgeordnetenwahl. Er mußte damals schon wissen,
ob sich die Abgeordnetenstelle mit seinem Amte vertrage.
Wanger: Welche Executive hat aber der Landtag,
wenn Hr. Keßler das Erscheinen verweigert.
Präsident: In diesem Falle wird der Landtag
die Regierung anrufen müssen. Im Uebrigen wird Hr.
Keßler als Landrichter, als Bewahrer und Hüter unserer
Gesetze, wohl die Bestimmung deS Grundgesetzes kennen,
daß er nur vom Landtage entlassen werden kann. —
Ich beantrage, das Gesuch wegen nicht stichhaltiger
Gründe abzulehnen. Dies geschieht mit 13 gegen
1 Stimme (Büchl).
Hierauf Schluß der Sitzung.
Vom Kriege.
In ununterbrochenem Siegeslaufe dringen die Preußen
gegen Wien und in westlicher Linie bei Frankfurt nach
Süddeutschland vor. Man erwartet vor Wien eine
letzte entscheidende Schlacht. Es ist wenig Aussicht,
daß Oestreich sie gewinnen werde. Die blitzschnelle
Bewegung der Preußen, ihre mörderische Waffen gegen
über der Entmuthigung des östreichischen Volkes, wel
ches auch-in der letzten Stunde vergeblich auf eine
freiheitliche Konzession seiner Regierung wartet, die be
deutende Schwächung des Heeres sind nicht geiegnet
große Hoffnung zu erregen. Man würde übrigens
ungerecht sein, wollte man Oestreich allein anklagen.
Die Ratlosigkeit, die Unfähigkeit der diplomtischen und
militärischen Führer in Süddeutschland, und namentlich
in Bayern übersteigt gar alle Begriffe. Diese Leute,
in deren Händen die Bevormundung von Millionen
liegt, waren wohl befähigt, in den Tagen einer trägen,
geistertödtenden Friedenszeit die Völker zu maßregeln
und sie die Regungen einer papierenen Vielregiererei
bis auf die Neige kosten zu lassen. Aber in der Stunde
der Gefahr, welche Kopf und Herz, Verstand und
Energie verlangt, zeigte sich ihre Unfähigkeit in erschre
ckendem Grade. Die künstlich bureaukratische Maschi
nerie ging aber aus Rand und Band.
Der Bundestag hat seine 50jährige Residenz in
Frankfurt den Preußen überantworten müssen. Er zieht
heimathlos nach Augsburg. Dem süddeutschen Volke wird
angemuthet für die Existenz des Bundestages Gut
und Blut einzusetzen. Aber wo ist der Arm, wo der
Kopf dieser Versammlung. Wer fragt nach ihr? da
ist ein Bayern, ein Darmstadt und Baden, jedes geht
seiner Wege. Wo sind die ideellen und materiellen
Güter, die unser Volk dem Bunde zu danken hätte,
oder die er ihm nach todesmuthiger Hingabe auch nur
— in Aussicht stellt?
Was nun? fragt der Nürnberger Korrespondent.
—„Alles andere bei Seite setzen und uns Alle darin
vereinigen, die wir irgend des deutschen Namens werth
sein wollen, Gut und Blut Dem anzubieten, der den
Planen des „unparteiischen Dritten" in Paris den ent
schlossensten und aufrichtigsten Widerstand entgegen
setzen wird, jenen Planen, welche auf die dauernde
Ohnmacht Deutschlands, auf seine Zerreißung, auf An-
sichreißen von Stücken seines Leibes gerichtet sind. Da
rüber sollte Napoleon kein Zweifel gelassen werden, daß
ihm gegenüber das deutsche Volk vollständig einig ist.
Abwenden läßt sich seine Einmischung.in unsere Ange
legenheiten nicht mehr, aber noch läßt sie sich unschäd
lich machen, wenn seinen Vermittelungsvorschlägen auf
der Stelle die einhellige Stimme des deutschen Volks
entgegenschallt: Wir werden zu Dem stehen, der Dei
nen Lockungen am mannhaftesten widersteht! Damit
thue jetzt vor allem das deutsche Volk, was ihm zukommt.
Die Stimme eines einigen Volks können die Regierun
gen jetzt nicht überhören."