Oestreich mit diesem Fortschritt mehr Glück habe, als
mit dem konstitutionellen, welcher nach wenigen Schritten
wieder stecken blieb.
— Oestreichs Eisen bähen messen 869 Meilen
Länge; 104 Meilen sind im Bau. Die östr. Katastral-
vermessung wurde 1865 fertig und eS beträgt die Ge-
sammtfläche 11,202 Quadratmeilen.
— Der Staatshaushalt des Kaiserthums Oestreich
Wird für 1866 folgende Ansicht bekommen: 491 Mill.
Einnabmen, 531 Mill. Ausgaben, also 40 Mill.
zu viel auszugeben (Defizit); 1865 waren 76 Mill.
Defizit. An die Bank schuldet der Staat am 31. Dez.
1866 noch 35 Mill.; sobald diese bezahlt sind, werden
die Banknoten Silber. — Der Kaiser von Oestreich soll
beabsichtigen sich auch noch als König von Böhmen krö
nen zu lassen. — Das östr. Militär zählt ^ Million
und 48,000 Köpfe, darunter 17,438 Offiziere.
— Nach dem „Bund" sind die „kranken" Verei
nigten Schweizerbahnen unserer Nachbarschaft
auf dem Wege der Genesung. Im Jahre 1865 wur
den über 4 Millionen Franken eingenommen; nach Be
deckung aller Erfordernisse bleibt noch ein Gewinn von
100,000 Fr.; dabei ist bereits ein Fond von 2^ Mill.
zur Erneuerung des Oberbaues zurückgelegt. In diesem
Jahre wird die erste Rückzahlung von Obligationen mög
lich; durch 1>ie Gürtelbahn kann's noch besser kommen.
— Graubünden hat ein neues Steuergesetz und
das Verbot der Reh- und Hirschjagd in allgemeiner
Volksabstimmung angenommen; die Jagdkarten und die
Hundesteuer ward verworfen.
— Eine Bodenkreditanstalt ähnlich der östrei
chischen ist durch Langrand Dumonceau aus Belgien
auch in der Schweiz mit dem Hauptsitz in Luzern ge
gründet worden. In den Kantonshauptstädten werden
Mial-Banken eingerichtet.
— Ein Mädchen ging über die Brücke bei Rappers-
wyl. Da kommt ein Windstoß, reißt das Mädchen zu
Boden und in die Fluchen des, Zürchersee's, wo es er
trank.
— In Aarau sollte ein Keller gegraben werden
und siehe es wurde ein sehr ergiebiges Steinkohlen
lager aufgedeckt.
— Seit dem Mai 1864 kamen 2294 flüchtige
Polen in die Schweiz. An Unterstützungsgeldern für
diese Flüchtlinge verausgabte die Schweiz 190,000 Frs.
Wo ist ein Volk, welches verhältnißmäßige Summen
auf den Altar der Menschenliebe niederlegte?
— Der Schleswig-Holstein- Kanal zwischen Nord-
und Ostsee soll im Frühling begonnen werden.
— An den Küsten zu Land und zu Meer hatte ein
Sturm viele Schiffbrüche veranlaßt; viele Schisse
gingen zu Grund, weil wahrscheinlich Strandräuber fal
sche Lichter aufgesteckt hatten, um die Schiffer irre zu
leiten.
— Tüchtige Haushälterinnen aus den Mäd
chen zu bilden, hat Reallehrer Dr. Schneider in Worms
(Hessen) eine eigene Lehranstalt begründet. Nach dem
zurückgelegten 17. Jahre treten die Mädchen in die An
stalt und erhalten daselbst Unterricht in den naturwissen
schaftlichen Elementen der Hauswirthschaft, über Gemü
sebau, Blumenzucht, Geflügelzucht, Kochen, Backen, Ein
machen zc., Milchbehandlung, Kleidermachen, Handarbei
ten, Buchhaltung, Erziehungslehre zc. Die Kosten für
Wohnung, Pension, Unterricht sind jahrlich 200 fl. v.
W. Man muß gestehen, daß der Gevanke einer solchen
Schule Aufmerksamkeit verdient; vielleicht gibt diese An
stalt einen Anstoß, die Mädchenerziehung der mittleren
Stände wieder in vernünftige Bahnen zu lenken, auS
denen sie durch die fabrikmäßige Abrichtung der meisten
modernen Pensionate hinausgedrängt wurde.
— Die Preußen find die stärksten Raucher.
1852 rechnete man auf den Kopf in Preußen
in Frankreich l^y, in England 1. in Oestreich V40
Pfund Tabak. Von den Franzosen rauchen die Elsässer
am meisten, 2—3 Pfund per Kopf. In Oestreich sind
160,000 Morgen (Hoch), in Deutschland 84.000, in
Frankreich 60,000 Margen mit Tabak bepflanzt.
— Lehrer Köhlerin Nepelen am Rhein hatte 50
Jahre das Schulscepter geschwungen; am 3. Januar
feierte er sein Jubiläum. Der König von Preußen
sandte ihm das allgemeine Ehrenzeichen, Köhler aber
nahm es nicht an. Seine Schullehrerbesoldung paßte
nicht zu einem Ordenszeichen, oder etwa nur dann, um
bittern Spott mit dem Manne zu treiben.
— Der russische Winter ist bisher sehr mild
gewesen. In St. Petersburg gab es fast noch keinen
Schnee. Immer Wechsel zwischen Frost und Thauwet
ter; die Russen der Hauptstadt sehnen sich nach einer
guten Schliitbahn.
— Ein Schiff, welches unter dem Wasser
fährt und kanonirt, hat ein Spanier erfunden. Es soll
5 Stunden 50 Fuß tief unter Wasser bleiben können,
seine Kanonen nach oben abfeuern, einem feindlichen
Schiff den Bauch anbohren können. Fürwahr ein wun
derbares Geschöpf!
— Bei einer großen Jagd, welche der Kaiser Na
poleon veranstaltete, wurden 1581 Stück Wild ge
schossen. Napoleon erlegte 390, der östr. Gesandte Fürst
Metternich 207 Stück.
— Viele Jahre lang haben die Trinker deutschen
Schaumwein für theuern französischen Champagner be
zahlt. Den Gutschmeckern unter den Rauchern ergtht's
nicht viel besser; sie bilden sich etwas auf ihre Havan
na-Cigarre ein, welche die Havanna niemals gesehen
hat. Gerade mit den Cigarren, welche als Havanna-
Cigarren gangbar sind, kommen die größten Täuschun
gen vor. Mit dem Tabak der Insel St. Domingo
werden in Deutschland die Cigarren verfertigt, welche
man in Deutschland als Erzeugnisse von Cuba verkauft
und die in so bohem Grade dem Geschmack der Raucher
schmeicheln. Besonders haben die Städte Hamburg und
Bremen, welche den größeren Theil der Erportwaaren
empfangen, diesen eigenthümlichen Erwerbszweig ausge
bildet. Die geübten Cigarrenarbeiter bedecken mit einem
schönen Blatte von St. Domingo die mittelmäßigen Ta
bake aus Deutschland und den Vereinigten Staaten von
Nordamerika, um ih>',m das völlige Aussehen von Ha?
vanna-Cigarren zu verleihet». Sie geben ihren Fabrik«-