Liechtensteiner Landeszeitung.
Vierter
Vaduz, Samstag Rrv« RG. 30. Zum 18KK.
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Telegramm.
St. Gallen, 28. Juni. Ganahl u.
Cie. Feldkirch. Telegramm von Frankfurt
gestern Abends 10 Uhr. Preußen in Böh
men Schlacht verloren, geflohen mit Zu
rücklassung ihrer Todten und Verwundeten.
Schneider.
Vaduz, 27. Juni.
Durch die Abstimmung vom 14. dS. hat der Bund
seine Lebensfähigkeit genugsam dargethan und die Auf
stellung der süddeutschen Bundestruppen zur Bezwingung
des bundesbrüchigen Preußens hat seiner Abstimmung
Nachdruck gegeben. Was man immer und immer nicht
für möglich hielt, der Krieg ist endlich doch ausgebro
chen und zwar der schlimmste von allen, der deutsche
Bürgerkrieg. Preußen hat ihn begonnen mit dem Ein
fall in Kurhessen, Hannover und Sachsen. Wolle Gott,
daß er bald beendigt werde.
Wenn man sich jetzt am Schlüsse der vielfältigen Un
terhandlungen auf Alles erinnert, was seit einigen Jah
ren, vom Abschlüsse des französischen Handelsvertrags
an, von Preußen gethan wurde, so wird einem klar,
wie es immer dahin zielte um Oestreich aus Deutschland
hinauszuwerfen. Ein preußisches Deutschland mit Aus
schluß der 13 Will. Deutsch-Oestreicher wollten die Ber
liner StaatSkünstler aufbauen. Es sind nicht die besten
Aussichten, daß ihnen das gelingen werde. In Süd
deutschland gab !es nicht Wenige die zu Preußen hin
neigten, die letzten Tage haben die meisten völlig umge
stimmt. Bisher galt es als ein unumstößlicher Glau
bensartikel daß man nur von Preußen liberale, dem
Fortschritt Rechnung tragende Einrichtungen, zu erwarten
habe. Dieser Glaubenssatz blieb unantastbar, auch wenn
man in Preußen selbst das gerade Gegentheil von frei
heitlicher Regierung ausgeführt sah.
Aus der gegenwärtigen Drangsal wird man nun
wahrscheinlich die Lehre davon tragen, daß uns in
Deutschland keine centralistische Einigung noth thut und
daß dieselbe auch nicht ausführbar ist. Man muß die
Einigung anderswo suchen. Zunächst in einer National
vertretung. Leider daß man davon nirgends etwas hö
ren will. So kann es wieder kommen, daß die Nation
Blut und Gut darangesetzt hat, und am Ende als un
mündig beim Schlußakt von den Diplomaten vor die
Thüre gesetzt wird. — Von Preußen hört man, es wolle
in Norddeutschland Wahlen ausschreiben für ein Parla
ment nach Berlin.
Nach dem Austreiben der Oestreicher hat der König
von Preußen einen Oberprästdenten für Schleswig-Hol- "
stein eingesetzt umd läßt daselbst auf gut preußisch regie
ren. Dieses Regiment gefallt aber den Bewohnern
durchaus nicht und auch Aer neue Gewalthaber selbst
nicht, der ihnen schon von den Dänen her verhaßt ist.
Der Herzog Friedrich hat Holstein mit den Oestreichern
verlassen, die Preußen hätten ihm wahrscheinlich einen
sicheren Aufenthalt hinter Schloß und Riegel gegeben.
Der Herzog hat immer noch die meisten Anhänger.
Allerhand Neuigkeiten.
Die Nachrichten von den Kriegsschauplätzen laufen
lange nicht so schnell und reichlich ein, als das unge
duldige Publikum sie erwartet. In Berlin, Magdeburg,
Leipzig, Frankfurt — überall große Unsicherheit über das,
was geschehen ist; denn die Eisenbahn- und Telegraphen
verbindungen sind häufig unterbrochen und die Briefe
und Depeschen irren auf großen Umwegen umher. Be
richterstatter bei den Truppen werden fast gar nicht ge
duldet, und den Soldaten, die das Berichten verstehen,
fehlt es an Zeit und Lust zu schreiben, auch möchten sie
sich nicht vor ihren Obern blosstellen. —
Vom östreichisch-preußischen Kriegsschau
platz gelangen nur spärliche Nachrichten unter die Leute.
Man hört nur von kleineren Gefechten, wobei die Preu
ßen den Kürzern zogen. So bei Trautenau wo 25 östr.
Dragoner 40—50 preußische Jäger zurücktrieben, welche
1 Todten und 1 Verwundeten zählten. — Eine französ.
Zeitg. meint Benedek werde im Osten Schlesien, Prinz
Alexander im Westen Thüringen angreifen. Die preu
ßische Elbe-Arme würde so auf ihrem rechten und linken
Flügel sich umgangen und deßhalb zum Schutze der
durch die beiden feindlichen Heere bedrohten Hauptstadt
Berlin zur Räumung Sachsens veranlaßt sehen. Auf
diese Weise würde also Sachsen, ohne als Schlachtfeld
herhalten zu müssen, wieder frei. Uebrigens ist auch der
Moniteur seiner Sache nicht sicher, da die Pläne Bene-
dek'S noch in undurchdringliches Dunkel gehüllt sind.