Liechtensteiner Kandeszeitnng.
Vierter
Vaduz, Samstag
Nro. AO.
21. April 1866.
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Rundschau.
Der Krieg ist bis heute noch ein bloßer Federkrieg.
Die Herren Minister der deutschen Groß- und Mittel
staaten beeilen sich, durch tiefsinnige Staatsschriften nach
zuweisen, wo Recht und Unrecht liege. Es ist lang
weilig in hohem Grade, zu lesen, was die von Bayern
oder Sachsen, Hannover oder Baden dem geduldigen
Papier aufladen. Das rechte Wort, das kleine Wörtlein
„frei", es kann sich nicht loswinden aus dem Stahl
panzer der diplomatischen Federn. Was wär' das für
ein Trumpf, wenn sie ein echtes, rechtes deutsches Par
lament einsetzen thäten und sich die Flügel der einzel
staatlichen Großmächtigkeit beschneiden würden, zum Heil
einer tüchtigen Centralgewalt? Man kann sich diese
Schreibereien noch gefallen lassen, wenn doch wenigstens
etwas Humor dahinter steckt, wie in der Antwort des
würtembergischen Ministers Varnbüler: „Würtemberg,
schrieb er, muß ganz nach dem Bundesrecht handeln;
darauf aber, setzte er entschieden hinzu, kann sich Preußen
verlassen, sobald Oestreich Schleswig-Holstein annektiren
will, wird Würtemberg auf Preußens Seite stehen".
Herr v. Bismarck las diese Stelle zweimal durch, lä
chelte und sagte: Der Witz ist jut, aber jeärgert hat er
mir doch!
Neulich ist man dahinter gekommen, was dem guten
Handel zwischen Preußen und Oestreich zu Gastein smw
1865 zu Grunde lag. Es galt die Beschützung des
deutschen Volkes vor dem plötzlichen Anfall eines Freiheits-
fiebers. Der v. Bismarck tst ein schlechter Kamerad;
jetzt, da er mit den Wiener Staatsmännern zerfallen ist,
schwätzt er aus der Schule.
Oestreich will seiner Geld noth durch ein neues
Papiergeld abhelfen — es sollen Staatsnoten von 1 fl.
und 5 fl. ausgegeben werden im Betrage von 100 Mil
lionen. Zu welchem Kurs, ist nicht gesagt.
Napoleon schweigt wie eine Bildsäule. Wer aber
da glaubt, es seien ihm die deutschen Händel ungelegen,
der ist schief daran. Seine Franzosen sollen bis in 18
Monaten aus Meriko abgezogen sein, es wäre möglich,
daß sie am deutschen Rhein eine neue Arbeit vorfänden.
Die Italiener wollen mit Bismarck einen Handel
abschließen. Die Preußen von Norden, die Italiener
von Süden, so gedenken sie Oestreich zu erdrücken. Es
ist aber möglich, daß die östreichischen Rippen noch manchen
Druck und Stoß aushalten. Was die Geldnoth anlangt,
so darf sich Italien keines Vorzugs vor Oestreich rühmen.
Der Kaiser von Rußland war nahe daran, das Leben
durch einen Pistolenschuß zu verlieren, den ein Meuchel
mörder auf ihn losbrannte. Der Mörder ward er
griffen, der Kaiser blieb unbeschädigt.
In den türkischen Fürstenthümern, wo kürzlich
der Fürst Cusa zur Auswanderung gezwungen ward,
gibt es Zwietracht. Die Walachen wählten einen Prinzen
von Hohenzollern zum Regenten; die Motdaubewohner
machten einen Aufstand, um ihren Erzbischof ans Staats
ruder zu stellen.
Allerhand Neuigkeiten.
Vaduz, 14. April. Am Heutigen publizirt hochf.
Regierung die Verordnung, daß der SommerkurS in
den Elementarschulen des Landes von Heuer an den 1. Mai
seinen Anfang nehme, und daß diejenigen Kinder zur
Aufnahme kommen, welche am 30. April ihr 6. Lebens
jahr vollendet haben. Die Verordnung erfolgt mit Rück
sicht auf das Schulgesetz vom Jahre 1859 und den Näch
trag vom Jahre 1865.
— Die Aufnahme neuer Schüler in die
Landesrealschule erfolgt am 1. Mai nach den von
, hochf. Regierung festgesetzten Bedingungen.
— Bei den dießjährigen Elementarschulprüfungen hatte
zum Erstenmale eine neue Maßregel bezüglich der Reli-
gionsprüfung statt. Während bisher der vom Staa
te bestellte Schulkommissär auch die Prüfung in der Re
ligion abhielt und sie in den Bereich seiner Berichter
stattung zog, so unterblieb dies Heuer auf Grund einer
bischöflichen Anordnung, welche dahin geht, daß der Re
ligionsunterricht unter der Inspektion des bischöfl. Lan-
desvikariats steht, welches beauftragt wurde, alle Schulen
des Landes alljährlich wenigstens einmal zu untersuchen.
Vaduz, 18. April. In dieser Woche finden die Ur-
wahlen für den Landtag statt. Es sind im Ganzen
keine besonderen Zeichen von Agitationen bemerklich; die
Abgeordnetenwahl selbst dürste lebhafter werden.
Schaan, 18. April. Heute verschied urplötzlich I.
Walser, Löwenwirth, vom Schlage getroffen.
Balzers,,15. April Das neuerstellte Rheinwuhr
war vom Untergange bedroht; der Rhein hatte es hin
terfressen — um es zu retten mußte die Gemeinde den
ganzen Sonntag hindurch arbeiten. Es galt der Abwehr
eines Schadens von ca. 5000 fl.
Die Feuerkommissionen in einzelnen Gemeinden