Wienet Neuigkeiten. Baron Sina, der reiche
Bankier und Grundherr, machte vor einigen Jahren den
Notar Preyß zu seinem Generalbevollmächtigten; er gab
ihm einen glänzenden Gehalt und unbeschränkte Macht
über seine Leute und Güter. Der Notar benutzte sie,
um allen Beamten und Handwerkern, namentlich bei den
großen Bauten auf den Gütern die ungerechtesten Ab
züge zu machen; jahrelang verzögerte er die Bezahlung
der Rechnungen zu seinen Gunsten u. s. w. Endlich
kamen seine Schwindeleien an den Tag, er hatte seinen
Herrn um etwa 150,000 fl. betrogen; mit einem Pisto
lenschuß machte er seinem Leben ein Ende. Mehre Un
terbeamte hat er zu seinen Mitschuldigen gemacht. Die
Zahl großartiger Betrügereien und Schwindeleien wächst
in Wien zusehends; die Sucht, den großen Herrn zu
spielen, ist daran Schuld. — Der Redakteur Tuvora,
Unternehmer der Gesellschaftsreisen nach Jerusalem zc.
vergiftete sich; mit ihm gingen in den Tod seine Frau
Amalie, seine 19jährige Tochter und zwei seiner Söhne
von 17 und 12 Jahren. Tuvora und seine Familie
> hatten auf großem Fuße gelebt, das brachte ihn in Schul
den und — ums Leben!
Schweiz. Im Bezirk Werdenberg steht infolge
des verstorbenen Hrn. Oberst Hilti die Wahl eines
Mitglieds in den Nationalrath bevor. Hr. Bezirksamann
Schwenden er soll Aussichten haben, der Nachfolger
des Verstorbenen zu werden. — In Sargans werden
in diesem Frühjahr an den Bergabhängen - ziemlich hoch
hinauf neue Weinbergsanlagen geschaffen. Die Gemein
de überläßt den Boden auf 20 Jahre an Private, wel
che den Grund urbarisiren und mit Reben anpflanzen
müssen. Nach dieser Zeit gehen.die Weinberge an die
Gemeinde zurück. — Sonderbare Ansichten über
Jugendbildung offenbart die Gemeindeschulpflege zu Rich-
tersweil, welche folgendes veröffentlichte: „Um ferner
den Quell aller Rohheit zu verstopfen, haben wir be
schlossen, es sei alles und jedes Spiel der Schüler in
und um das Schulhaus strenge verboten." Ob damit
jede Lebensäußerung der Jugend sich unterdrücken lassen
wird? — Die Glarner Landesrechnung schließt ab
mit nur 3716 Frs. Vorschlag. Der Rechnungsleger,
schreibt ein Berichterstatter im „Bund", hat auf das Ge
wissenhasteste nachgewiesen, warum dieser Ueberschuß nicht
mehr betragen könne. Es sind Prämien für Platten
(Schiefer)- Dächer bezahlt und Bergstraßen planirt wor
den. Viele Auslagen verursachte die Möblirung von
Landesgebäuden: Gerichts- und Rathhaus. Da ha
ben wir elektrische Uhren, damit die Rathsherren von Zeit
zu Zeit elektrisirt werden; einen Regulator, um die Be
schlüsse des Rathes und Landrathes zu regeln, ein Läut
werk, um die Gedanken herauszuläuten; einen Bücher
schrank, um unsere Geistesprodukte in Schranken zu hal
ten :c. Für 1866 sind per Kopf Fr. und vom
Tausend Vermögen 2^ Frs. Steuer beantragt. — Im
Kanton AppenzellA. Rh. besteht eine Landes-Brand-
assekuranz; die Geschäfte gehen derartig, daß man auf
Freigabe des Versicherungswesens denkt. — Eine Appen-
zellerin wurde von Drillingen, zwei Knäblein und einem
Töchterlein, entbunden, die noch am Leben sind.
Rom. Am ersten Ostertag ertheilte der hl. Bat er
den feierlichen Segen urbi et orbi (der Stadt Rom und
der Christenheit). Es war eine ungeheure Menschen
menge bereit, welche den Papst begrüßte. An „Maria
Verkündigung" schlössen die Missionen in Rom und eS
wurden an diesem Tage eine große Anzahl verbotener
Bücher verbrannt; eben zerbrachen die Missionsprediger
eine Menge Dolche, welche ihnen von reuigen Sündern
übergeben worden waren.
Die Insel, welche im griechischen Meere plötzlich
aus dem Meeresgrunde heraufstieg, hat sich durch all-
mählige Hebung bedeutend vergrößert und bildet jetzt
einen Berg von ansehnlicher Höhe. Neuerlich hat das
Meer, entfernter von der genannten, Inoch eine zweite
Insel geboren, auf der sich wahrscheinlich ein Vulkan
bilden wird. — In Konstantinopel hat wieder ein
mal eine FeuerSbrunst an 1000 Häuser zerstört.
— Gräßliche Folgen des Schnapstrinkens.
Die „Union liberale" erzählt davon folgendes furchtbare
Beispiel. Die Stadtpolizei von Neuenburg wurde letzten
Montag durch verschiedene Gerüchte auf die Haushaltung
eines Winzers, der in einem abgelegenen Hause wohnt,
aufmerksam gemacht. Sie verfügte sich an Ort und
Stelle und fand in dem Hause auf elendem Lager lie
gend eine Frau, die von Würmern zerfressen war. Auf
dem Transport zum Spital gab sie den Geist auf. Diese
Frau, einst ein Muster von Fleiß und Reinlichkeit, ließ
sich später durch das Beispiel ihres Mannes zum Schnavs-
trinken verleiten. In der letzteren Zeit war sie täglich
betrunken. Im Zustande der Trunkenheit muß sie mit
dem Licht ihren Kleidern zu nahe gekommen sein, dieselben
fingen Feuer und sie erhielt so schwere Brandwunden,
daß sie sich nicht mehr bewegen konnte. Ihr Mann,
ebenfalls ein Säufer und nur die Nacht im Hause zu
bringend, ließ sie Hülflos liegen und schloß das Hans,
wenn er am Morgen fortging, ab. Der Unmensch ist
verhaftet.
Land- und Hanswirthschaftliches.
Landwirthschaftliche Zustände.
(Nach der Allgem. Zeitung Nr. 94 d. I.)
U. Allenthalben treten in der Landwirthschaft in Folge
ihrer hohen Entwicklung Krankheitserscheinungen zu Tage.
Unter den deutschen Landwirthen herrscht nur eine Stimme,
daß die niedrigen Getreidepreise die allerwärts außer
ordentlich gesteigerten Erzeugungskosten nicht mehr zu
decken vermögen. Deshalb blickt der Landwirth nach
allen Seiten um Hülfe, treibt Handelsgewächsbau, kaust
künstlichen Dünger und führt Maschinen ein. Aber wie
wichtig diese Betriebsmittel auch sind, so lassen sie sich
einestheils nicht immer und überall anwenden, andern-
theils bilden sie nur Vorbeugungsmittel, welche das Uebel
nicht beseitigen, sondern bloß seinen Ausbruch hinaus
schieben.
Das einzige wirklich durchgreifende Mittel, die Krank
heit des Ackerbaues gänzlich und für alle Zeiten zu er
sticken, liegt in dem Aufgeben des bevorzugten Getreide
baues, in der Vermehrung des FutterbaueS
und in der Erwerbung eines nachhaltigen Reinertrages