Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

gelisches Kind gesponnen hat, um den rechten Arm, ein 
Dritter probirt eS mit dem Ei, das die Henne am Char- 
freitag legte ze. 
Ein Mann aus einem Dorfe bei Linz trug 600 Gulden 
in 10-Kreuzerstücken in einem Fäßchen zur Umwechslung 
nach Linz. Auf der Brücke stehend sieht er zwei Dampf 
schiffe unter derselben durchfahren, nimmt das Fäßchen 
von der Schulter und legt eS auf den Brückenrand, um 
auszuruhen; daß Fäßchen entgleitet seinen Händen und 
fällt in die Donau. 
Im böhmischen Erzgebirge wendet man folgendes ein 
fache Verfahren an, um Waldwiesen im Ertrage 
wesentlich zu steigern. Man bedeckt dieselben noch vor 
Eintritt deS Winters mit Radelholzästen; die Nadeln 
fallen ab und verwesen. Im Frühjahr werden die dürren 
Aeste abgelesen, und wenu das Gras zu wachsen an 
fängt, harkt man auch die Nadeln ab. 
In München sind die Kirchen, in denen die Jesuiten 
predigen, täglich überfüllt und die Predigten werden mit 
der größten Stille und Spannung vernommen. Pater 
Roh soll sich durch scharfe Logik und Sarkasmen aus 
zeichnen. Die Predigten sind meist moralischen Inhalts 
und bringen nichts, was den konfessionellen Frieden stört. 
Dagegen werden die Gebrechen der Zeit stark gegeißelt. 
Bismark ist todt! lautete ein Telegramm, das an 
der Börse in Wien ankam. Hui, wie die Papiere in 
die Höhe kletterten! Sie sielen aber wieder; denn das 
Telegramm war von einem Spekulanten gefälscht. 
— Württemberg. Weibliche Arbeit. Es 
find nun wegen Verwendung von Frauen und Mädchen 
im Dienste der staatlichen Verkehrsanstalten folgende Be 
stimmungen getroffen worden. Dieselben sind zur Ver 
wendung zugelassen: 1) im Eisenbahnbetriebsdienste als 
Billetverkäuferinnen; 2) im Postdienst, sowohl als Pri 
vatgehülfinnen der Posterpeditoren, als zur selbstständigen 
Versehung von kleineren Posterpeditionen oder Post 
ablagen und als ErpeditionSgehülsinnen bei solchen Po 
sten, wo nicht gleichzeitig Assistenten und Praktikanten an 
gestellt sind: im Telegraphendienst als Telegraphistinnen 
auf kleinen und mittleren Stationen. 
Schweiz. In der „Andelfinger Ztg." ist zu lesen: 
Einem amerikanischen Blatte, das uns von einem im 
Staate Jova sich aufhaltenden Ossinger zugeschickt wurde, 
entnehmen wir die Bestätigung der Nachricht, daß deutsche 
Einwanderer oft und viel förmlich als Sklaven nach dem 
Süden verkauft werden. Die der Sprache unkundigen, 
von Geldmitteln oft ganz entblößten Leute werden bei 
ihrer Ankunft in New-Aork sofort von Agenten in Em 
pfang genommen, die ihnen mit List und selbst oft mit 
Gewalt eine Unterschrift abnöthigen, wodurch sie auf 
Jahre für südliche Plantagen angeworben sind; sie werden 
dann in einen Emigrantenzug gepackt und fast ohne Auf 
enthalt ihrem Bestimmungsorte zugeführt. 
— Vom 2. April wird für die Bahnlinie Rohrschach- 
Sargans ein vierter Zug nach jeder Richtung abgelassen. 
Von St. Gallen nach Chur passirt er Saletz 12 Uhr 
25 Minuten, Haag 12 U. 35 M. — Buchs 12 U. 
48 M. - Sevelen i U. — Trübbach 1 U. 17 M. 
von Chur nach Rorschach passirt er Trübbach 2U. 
17 M. — Sevelen 2 U. 29 M. — BuchS 2 U. 
39 M. — Haag 2 U. 46 M. — Saletz 2 U. 
55 M. 
— Die Trichinen in SarganS bewähren sich zum? 
Glück nicht; die mikroskopischen Thiere waten sogen. 
Luströhrenkratzer (ein längst bekannter größerer Faden 
wurm). Die hw. Bischöfe von Chur, St. Gallen und 
Solotburn wollen eine Sammlung veranstalten für die 
Klosterschule in Schwyz, welche von einer bedeu 
tenden Schuldenlast bedrückt ist. — In Basel sollte Ein.ee 
wegen Nachtlärm eingesperrt werden. Da stellte sich der 
eigentliche Thäter, um sich selbst anzuklagen und um zir 
verhindern, daß ein Unschuldiger bestraft werde. Aber 
die wohlweisen Richter beschlossen: „Es bleibt dabei", 
d. h.: Dieser ist verurtheilt, also kann kein anderer der 
Thäter sein. — Vom ersten Mai an wird auch eine 
Bank in Appenzell A. Rh. errichtet und zwar in 
Herisau mit i/z Mill. Fr. 
Der Schweizerkäse wurde auf jder Pariserkäse- 
Ausstellung von französischen englischen Käsen ze. über 
troffen. Die Schweizer werden sich bemühen müssen, 
das bedrohte Renomm6 wieder zu gewinnen. AuS dem 
Emmenthale ließ sich indeß jüngst eine Stimme verneh 
men, welche erkennen läßt, daß man daselbst sehr wohl 
die Ursache des Verfalles der Käseproduktion kennt. Man 
schreibt: „Es werde mit Wissen und Willen bedeutend 
gesündigt und namentlich spiele an vielen Orten der An- 
kenkübel eine große Rolle, worunter die Güte der Käse 
augenscheinlich leiden müsse. Ganze Gegenden seien deß 
halb mit ihren Käsen in Verruf gekommen und erst zu 
letzt wage sich der Käshändler dorthin." Darin liegen 
deutliche Winke. Es hält schwer, auf dem gewohnlichen Wege 
in der Schweiz selbst ein gutes Stück Käse zu bekommen, 
selbst wenn man höhern Preis nicht scheut. Der halb 
und wenig feiste Käse herrscht vor und in der Konsum 
tion geht er noch immer stark. Dagegen ist der Ruf 
nach fetten und feinen Käsen ziemlich vernehmbar. 
Amerika. Die Qelquellen im Westen Pensilvamens 
sind wahre Quellen des Reichthums geworden. Vor 9 
Monaten bestand die Stadt Pithole aus zwei Häusern. 
Gegenwärtig gibt es dort 12 Hotels, die glänzende Ge 
schäftemachen, ein Postamt, welches monatlich über 50,000 
Briefe empfängt und ein Tagblatt, welches in einer Auf 
lage von 3000 Eremplaren gedruckt wird. Ein beispiel 
loser Aufschwung in 9 Monaten. Fünfzehn Meilen 
unterhalb Franklin in West-Pensylvanien entstand vor 
einiger Zeit zufällig ein Brand; die Flamme war anfangs 
klein, spottete aber jedes Versuches, sie auszulöschen. 
Bald wuchs sie an Umfang und schoß zuletzt so stark 
empor, daß sie eine Höhe vou 60 bis 100 Fuß erreichte, 
das ganze Land viele Meilen in der Runde beleuchtend. 
Mehrere hundert Fuß ringsum war der Boden wie ge- 
heitzt und eS sprang eine Vegetation aus der Erde, frisch 
blühend, als wäre es Frühling. DaS Licht sah man 
in Franklin und noch entfernteren Orten. 
Ein Rechenerempel für Landleute, die Obstbäume 
haben. — Lieber Landmann, dein Junge nimmt aus 
Langeweile ein Vogelnest, Grasmücken-, Rothschwanz-, 
Spatzennest oder ein anderes aus, sei eS mit Eiern oder 
mit Jungen. ES sollen davon 5 im Nest sein. Jedes 
dieser Wgen braucht jeden Tag im Durchschnitt etwa
	        

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