sagt: Unter den verschiedenen Fragen der Gegenwart
ist es unstreitig die Geld- und Kapitalfrage die, vermöge
ihrer Wichtigkett für alle Klassen der Bevölkerung, die
weitgrößte Beachtung verdient. Es bedarf nur eines
Vergleichs der Kursblätter von heute mit jenen der
früheren Jahre, um sofort die Ursache der uns augen
blicklich drohenden Kalamität zu erkennen. Wahrend das
Kapital bis vor wenigen Jahren noch vornehmlich dem
Handel, der Industrie, dem Grundbesitz dienstbar gemacht,
und so der Förderung des Nationalwohlstands eine nicht
zu unterschätzende Stütze verliehen wurde, bieten die mit
jedem Tag neu entstehenden Anleihen auswärtiger Staa
ten und Aktiengesellschaften eine zu verlockende Rentabi
lität, als daß es zu verhindern wäre das Kapital dem
Inland zu entziehen. Nicht genug, daß bisher die eu
ropäischen Staaten, in Folge der dem bewaffneten Frie
den entspringenden großen finanziellen Bedürfnisse für
die stehenden Heere, die auswärtigen Geldmärkte in An
spruch zu nehmen gezwungen waren, es mußte auch noch
der Krieg, der in der andern Hemisphäre wüthet, seinen
tiefgehenden Einfluß in die finanzwirthschastlichen Ver
hältnisse unserer Staaten geltend machen, und hierin
hauptsächlich ist die Ursache für die in dieser Hinsicht
bei uns eingetretenen Abnormitäten zu suchen. Man
berechnet den Betrag der augenblicklich in Deutschland
befindlichen amerikanischen Papiere auf etwa 400 Mil
lionen Dollars, wovon, wie man wohl annehmen darf,
die größere Hälfte in Süddeutschland untergebracht ist.
Insbesondere hat sich dieses Spekulationspapier in Bay
ern so allgemein Eingang verschafft!, daß man fast in
allen Kreisen' der Bevölkerung Besitzern von amerika
nischen Bonds begegnet, und noch fortwährend finden
disponible Kapitalien in dieser Effektengattung ihre An
lage, da die, wenn auch nur langsam fortschreitende,
politische und finanzielle Rekonstruktion Amerika's das
Vertrauen in dessen Papiere immer mehr befestigt, und
solche selbst bei dem dermaligen Kurs noch immer eine
Rentabilität von über 8 Prozent bieten. Daß aber,
was speziell Bayern betrifft, durch die Entziehung so be
trächtlicher Kapitalmassen der Handel- und Gewerbestand
schwer leidet, ist eine leider nicht zu verkennende That
sache. Während es früher ein leichtes war zu den lan
desüblichen Zinsen von 5 Prozent, ja häusig sogar zu
einem noch weit niedrigern Zinsfuß Darleihen zu erhal
ten, sind heute oft vergeblich, selbst gegen beste hypothe
karische Sicherheiten, Kapitalien zu suchen, wenn nicht
die empfindlichsten Opfer hinsichtlich der Zinsen gebracht
werden wollen. Unter solchen Verhältnissen erscheint es
einleuchtend, daß dem Grunderwerb augenblicklich schwere
Fesseln angelegt sind, und daß dies nothwendigerweise
ein schnelles Sinken der Güterwerthe nach sich ziehen
muß. Ob und wie die uns dadurch drohende Krisis
abzuwenden seyn wird — das zu erörtern wird die Auf
gabe meines nächstfolgenden Schreibens sein."
Wir sind gespannt auf diese Vorschläge und werden
sie unsern Lesern mittheilen.
Vaduz, 22. März. In Bezug auf die Sache der
Einsetzung eines kathol. Vicars in Ragaz geht uns
von hier eine Berichtigung zu, worin die Verhältnisse zu
Gunsten des hochw. Bischofs jvon ^St. Gallen und des
hochw. Hrn. Klaus dargestellt sind. Obw,ohl wir in
Nr. 6 nur ein rein objectives Referat dessen gaben, waS
sich aus Blättern der Nachbarschaft entnehmen ließ, so
würden wir doch dieser Einsendung gerne Aufnahme ge
wahrt haben, wenn sie in Ausdrücken gehalten wäre,
welche wir zu vertreten im Stande wären. — Auch im
Anschluß an die weitere Mittheilung über Intoleranz zu
Basel und Zürich werden wir um eine Berichtigung an
gegangen, wonach jene Mißstände in der Neuzeit nicht
mehr bestünden.
Vorarlberg. Herr Landeshauptmann v. Fro
sch au er hat in einem Briefe an den Bankdirektor der
deutsch-schweizerischen Kreditanstalt in St. Gallen, Herrn
Kusenberg. die Annahme der Pensionsergänzung abge
lehnt. — Wegen der Haarder Vertrauensadresse ist ein
Prozeß anhängig gemacht. — Der Mann, welcher der
östr. Kreditanstalt 450,000 fl. entwendet hat, bekam 4
Jahre schweren Kerker. Das veruntreute Geld verlor er
durch Lotteriespielen! Und doch denkt man nicht
daran, diese Pest eines gesunden wirthschaftlichen Lebens
aufzuheben. — Vor einigen Tagen schoß auf Dünser
be rg ein Bauer von seinem Fenster aus einen prächtigen
Steinadler von 6 Fuß in der Flugweite.
Die Besoldungen der Lehrer in Baden werden
durch ein besonderes Gesetz geregelt. Jene Gemeinden,
welche keine Unterstützung aus Staatsmitteln verlangen,
haben das Recht, auf die Wahl ihrer Lehrer Einfluß
zu nehmen.
In München haben schwindelhaste Spekulationen
furchtbar um sich gegriffen und in ihren Folgen auch
den Kredit solider Häuser und Familien erschüttert. Um
weiterem unverschuldeten Unglück vorzubeugen, hat sich
König Ludwig mit seinem jungen, warmen Herzen
entschlossen, mit seinem eigenen Vermögen und Kredit
helfend einzuschreiten. Seine Kabinetsrätbe unterhandeln
mit dem Bürgermeister Münchens, auf welche Weise er
am besten helfen kann.
Bei einem Saujagen in der NäHe von Landstuhl
(Rheinvfalz) wurde ein Wolf erlegt; die Wölfin konnte
man nicht auftreiben. — In Spielfeld bei Graz deckte
ein Bauer sein Dach von Stroh ab und verkaufte daS
Stroh, um sich Geld zum Trinken zu verschaffen.
Bei Elbing (Nassau) schlug ein Maurergeselle eine
70jährige Frau mit dem Knittel todt, weil sie seinem
Kinde, wie er glaubte, eine Krankheit angehert hatte.
Die Nachbarn im Dorfe theilten seinen Aberglauben. Er
bekam t0 Jahre Zuchthaus.
Auf dem Markte in Nordhausen kam am 23. Februar
ein Artikel zum Verkauf, der seither auf keinem Preis-
courant oder Marktbericht zu finden war: Eis. Eine
ganze Fuhre voll war angefahren und ging reißend ab.
Unweit Ratibor drangen zwei Spitzbuben in den
Stall eines Bauers und entführten eine fette Kuh.
Die Kuh setzte sich zur Wehre und erst nach langem
Ringen waren sie mit ihr auf den nahen Fußweg ge
langt; — jetzt konnten sie nicht weiter. Was war zu
thun? Sie geriethen auf die originelle Idee, den Ei
genthümer der Kuh selbst als Mittel zu ihrem Diebstahl
zu benutzen. Es war finstere Nacht, und da in der
Nacht alle Kühe schwarz sind, so werde — argumentir-