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ten Privatanstalten zu überlassen. Jeder der Sachkennt
nis und Erfahrung hat, wird den Beschluß unseres
Landtags gut heißen.
Rundschau.
Die Vorarlberger haben nicht bloß Worte für die
freiheitliche Entwicklung ihres Landes, sondern sie scheuen
auch nicht von Opfern zurück, wenn es nicht anders
geht. Der Landeshauptmann Fr. v. Froschauer wurde
bekanntlich pensionirt, weil er mehr, als der Negierung
lieb, mit den Ansichten des Bregenzer Landtags harmo-
nirte. Die Pension wurde nicht sehr freigebig zuge
messen. Um den pensionuten Herrn schadlos zu halten,
haben einige Freunde 17,5W fl. in der deutsch-schweize«
rischen Kreditanstalt zu St. Gallen unter dem Titel „v.
Froschaue r'scher Pension s-E r g ä n z u n g s-F o n d"
hinterlegt. — Ueber den Ausgleich zwischen Deutsch
österreich und Ungarn ist noch wenig Licht verbreitet.
Anfanglich hatte es den Anschein, die öfter. Regierung
werde sich einmal zu etwas Rechtem entschließen und
Frieden machen mit Ungarn. Soviel man aber aus
dem geheimnißvollen Dunkel der Erwiderung auf die
Adresse des ungarischen Reichsraths entziffern kann, ist
eben wieder eine Halbheit beliebt, wie sie in Oesterreich
seit geraumen Jahren Mode sind. Könnte man sich
doch zu einem entschiedenen Schritte entschließen! Selbst
eine völlige Trennung der Verwaltung beider Reichs
hälften wäre heilsamer als der ewige Streit. Ist ein
mal der stumme Groll beseitigt, so wird das lebendige
Interesse die Getheilten schon wieder vereinigen. Eine
Vereinigung par koree, wie bisher ist vom Uebel, nur
das Interesse kann ein dauerndes Band schaffen.
Die Sitzungen des preußischen Landtages wa
ren von kurzer Dauer. Bismark fürchtete, der Streit
über die Redefreiheit der Abgeordneten möchte eine Auf
regung im Volke schaffen, die bei längerer Dauer gefährlich
werden könnte. Der Landtag wurde geschlossen — und
siehe der Sturm legt sich. Die Vergewaltigung und
Unterdrückung des Volkes, die Mißachtung der Gesetze
gehen ihren stillen geräuschlosen Gang; was kümmert
sich der Nachbar um die Maßregelung seines Neben-
. mannes? —
Es scheint die Glanzperiode Bismarks ist trotzdem im
Erlöschen. Die östr. Statthaltern in Holstein ist wirklich
recht grob gegen die preußischen Zudringlichkeiten. Mit der
Annm'rung der Herzogtümer steht es trostlos, die Be
wohner derselben sind voll Widerwillen gegen alles
P^eußenthum. In Berlin macht man gewaltiges Säbel
gerassel und droht ohne Weiters mit Krieg gegen Oe
sterreich. Allein Niemand glaubt daran.
Die Franzosen bekehren sich allmäblig von ihrem
Deutschenhaß. Ein Abgeordneter, ^ules k'svre, gab' sei
nen Landsleuten den Rath, es sei besser sich alle Erobe
rungsgedanken an die Rheingrenze aus dem Kopfe zu
schlagen und in guter Freundschaft mit Deutschland zu
leben. Das würde zum Heile beider Völker auSschlagen.
Zwischen dem Präsidenten Johnson und der nordamer.
Volksvertretung ist der Krieg ausgebrochen. Der Prä
sident entpuppt sich als ein Gönner der Sklavenhalter.
Dadurch kann manche Errungenschaft des Krieges ver
loren gehen.
Die Rumanen in den Donaufürstenthümern (Türkei)
haben sich ihres verschwenderischen Fürsten Cusa entle
digt. Sie nahmen ihn gefangen und schickten ihn über
die Grenze, vorerst mußte er ein Papier unterschrei
ben) daß er der Regierung entsage. Der Mann war
ein Verschwender ohne Gleichen.
DaS italienische Volk wagt das kühne Unternehmen,
die Staatsschulden durch freiwillige Zahlungen der Bür
ger theilweise zu tilgen. Der König ging mit gutem
Beispiele voran, er zeichnete ! Million Franken.
Allerhand Neuigkeiten.
Vaduz, 7. März. Laut einer Bekanntgabe der
Sparkassenverwaltung liegen bei ihr Gelder zur An
lage bereit, besonders auf kurze Termine gegen Bürg
schaft.
Vaduz, 7. März. Im vorigen Herbste war vom
hiesigen Gemeinderathe eine „Verschönerungskommission",
wie man sich scherzweise ausdrückte, erwählt worden. Es
handelte sich um Beseitigung von verschiedenen Hinder
nissen, Misthaufen zc., welche den Verkehr an der Land
straße vielfaltig erschwerten oder den Wanderer mit gern
entbehrten Wohlgerüchen belästigten. Nach längeren
Unterhandlungen wird nun ernstlich vorgegangen, indem
die f. Negierung die Sache in die Hand genommen hat.
Nicht nur eine Reihe Düngerhaufen, sondern auch ein
altes hölzernes, feuergefährliches Castell, in der Nähe
des „Engels" aus Noas Zeiten stammend, haben Marsch
befehl erhalten. Die Düngerhaufen begnügen sich mit
einem kleinen Rückzug ins schattige Dunkel der „Bün
den" und das Castell will im Frühling für immer aus
wandern. Die Klafter des Bodens, auf welchem die be
sagten Lokalitäten ihr ^jahrhundertaltes Dasein zubrach
ten, wurde mit 3 fl. ö. W. bezahlt.
In den Nachbarbezirken des Schweizerlandes wurden
während der heurigen Faschingszeit an mehreren Orten:
Sargans Mels, Wallenstadt Theatervorstellungen
gegeben. Sie erfreuten sich lt. Bericht des „Oberlän
der-Anzeigers" einer lebhasten Theilnahme des Publi
kums. Der Berichterstatter findet es nicht ganz unwahr
scheinlich, daß eines Tages auch auf dem Lande für
derartige, jedenfalls bildende und edle Volksvergnügun
gen besondere Räumlichkeiten erbaut werden möchten.
— Der Bischof von St. Gallen hatte nach Ragaz
einen neuen Vikar gesandt, ohne auf die Wahl der Ge
meinde zu achten. Der gesandte Pfarrer Kraus, ist im
Bisthum St. Gallen als ein nicht besonders friedferti
ger Mann bekannt. Die Ragazer Gemeinde versam
melte sich bei der Ankunft des Vikars Kraus und be
deutete ihm, er werde in Ragaz nicht gelitten und mö
ge ohne weiters wieder abreisen. Das Volk war sehr
aufgeregt und dem neuen Vikar ahnte nichts Gutes, so
daß er wieder abzog. — Die Affaire hatte zur Folge,
daß das bischösl^ Ordinariat in St Gallen Hrn. KrauS
eine andere Stelle anwies und den Willen der Gemein-