Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

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ten Privatanstalten zu überlassen. Jeder der Sachkennt 
nis und Erfahrung hat, wird den Beschluß unseres 
Landtags gut heißen. 
Rundschau. 
Die Vorarlberger haben nicht bloß Worte für die 
freiheitliche Entwicklung ihres Landes, sondern sie scheuen 
auch nicht von Opfern zurück, wenn es nicht anders 
geht. Der Landeshauptmann Fr. v. Froschauer wurde 
bekanntlich pensionirt, weil er mehr, als der Negierung 
lieb, mit den Ansichten des Bregenzer Landtags harmo- 
nirte. Die Pension wurde nicht sehr freigebig zuge 
messen. Um den pensionuten Herrn schadlos zu halten, 
haben einige Freunde 17,5W fl. in der deutsch-schweize« 
rischen Kreditanstalt zu St. Gallen unter dem Titel „v. 
Froschaue r'scher Pension s-E r g ä n z u n g s-F o n d" 
hinterlegt. — Ueber den Ausgleich zwischen Deutsch 
österreich und Ungarn ist noch wenig Licht verbreitet. 
Anfanglich hatte es den Anschein, die öfter. Regierung 
werde sich einmal zu etwas Rechtem entschließen und 
Frieden machen mit Ungarn. Soviel man aber aus 
dem geheimnißvollen Dunkel der Erwiderung auf die 
Adresse des ungarischen Reichsraths entziffern kann, ist 
eben wieder eine Halbheit beliebt, wie sie in Oesterreich 
seit geraumen Jahren Mode sind. Könnte man sich 
doch zu einem entschiedenen Schritte entschließen! Selbst 
eine völlige Trennung der Verwaltung beider Reichs 
hälften wäre heilsamer als der ewige Streit. Ist ein 
mal der stumme Groll beseitigt, so wird das lebendige 
Interesse die Getheilten schon wieder vereinigen. Eine 
Vereinigung par koree, wie bisher ist vom Uebel, nur 
das Interesse kann ein dauerndes Band schaffen. 
Die Sitzungen des preußischen Landtages wa 
ren von kurzer Dauer. Bismark fürchtete, der Streit 
über die Redefreiheit der Abgeordneten möchte eine Auf 
regung im Volke schaffen, die bei längerer Dauer gefährlich 
werden könnte. Der Landtag wurde geschlossen — und 
siehe der Sturm legt sich. Die Vergewaltigung und 
Unterdrückung des Volkes, die Mißachtung der Gesetze 
gehen ihren stillen geräuschlosen Gang; was kümmert 
sich der Nachbar um die Maßregelung seines Neben- 
. mannes? — 
Es scheint die Glanzperiode Bismarks ist trotzdem im 
Erlöschen. Die östr. Statthaltern in Holstein ist wirklich 
recht grob gegen die preußischen Zudringlichkeiten. Mit der 
Annm'rung der Herzogtümer steht es trostlos, die Be 
wohner derselben sind voll Widerwillen gegen alles 
P^eußenthum. In Berlin macht man gewaltiges Säbel 
gerassel und droht ohne Weiters mit Krieg gegen Oe 
sterreich. Allein Niemand glaubt daran. 
Die Franzosen bekehren sich allmäblig von ihrem 
Deutschenhaß. Ein Abgeordneter, ^ules k'svre, gab' sei 
nen Landsleuten den Rath, es sei besser sich alle Erobe 
rungsgedanken an die Rheingrenze aus dem Kopfe zu 
schlagen und in guter Freundschaft mit Deutschland zu 
leben. Das würde zum Heile beider Völker auSschlagen. 
Zwischen dem Präsidenten Johnson und der nordamer. 
Volksvertretung ist der Krieg ausgebrochen. Der Prä 
sident entpuppt sich als ein Gönner der Sklavenhalter. 
Dadurch kann manche Errungenschaft des Krieges ver 
loren gehen. 
Die Rumanen in den Donaufürstenthümern (Türkei) 
haben sich ihres verschwenderischen Fürsten Cusa entle 
digt. Sie nahmen ihn gefangen und schickten ihn über 
die Grenze, vorerst mußte er ein Papier unterschrei 
ben) daß er der Regierung entsage. Der Mann war 
ein Verschwender ohne Gleichen. 
DaS italienische Volk wagt das kühne Unternehmen, 
die Staatsschulden durch freiwillige Zahlungen der Bür 
ger theilweise zu tilgen. Der König ging mit gutem 
Beispiele voran, er zeichnete ! Million Franken. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Vaduz, 7. März. Laut einer Bekanntgabe der 
Sparkassenverwaltung liegen bei ihr Gelder zur An 
lage bereit, besonders auf kurze Termine gegen Bürg 
schaft. 
Vaduz, 7. März. Im vorigen Herbste war vom 
hiesigen Gemeinderathe eine „Verschönerungskommission", 
wie man sich scherzweise ausdrückte, erwählt worden. Es 
handelte sich um Beseitigung von verschiedenen Hinder 
nissen, Misthaufen zc., welche den Verkehr an der Land 
straße vielfaltig erschwerten oder den Wanderer mit gern 
entbehrten Wohlgerüchen belästigten. Nach längeren 
Unterhandlungen wird nun ernstlich vorgegangen, indem 
die f. Negierung die Sache in die Hand genommen hat. 
Nicht nur eine Reihe Düngerhaufen, sondern auch ein 
altes hölzernes, feuergefährliches Castell, in der Nähe 
des „Engels" aus Noas Zeiten stammend, haben Marsch 
befehl erhalten. Die Düngerhaufen begnügen sich mit 
einem kleinen Rückzug ins schattige Dunkel der „Bün 
den" und das Castell will im Frühling für immer aus 
wandern. Die Klafter des Bodens, auf welchem die be 
sagten Lokalitäten ihr ^jahrhundertaltes Dasein zubrach 
ten, wurde mit 3 fl. ö. W. bezahlt. 
In den Nachbarbezirken des Schweizerlandes wurden 
während der heurigen Faschingszeit an mehreren Orten: 
Sargans Mels, Wallenstadt Theatervorstellungen 
gegeben. Sie erfreuten sich lt. Bericht des „Oberlän 
der-Anzeigers" einer lebhasten Theilnahme des Publi 
kums. Der Berichterstatter findet es nicht ganz unwahr 
scheinlich, daß eines Tages auch auf dem Lande für 
derartige, jedenfalls bildende und edle Volksvergnügun 
gen besondere Räumlichkeiten erbaut werden möchten. 
— Der Bischof von St. Gallen hatte nach Ragaz 
einen neuen Vikar gesandt, ohne auf die Wahl der Ge 
meinde zu achten. Der gesandte Pfarrer Kraus, ist im 
Bisthum St. Gallen als ein nicht besonders friedferti 
ger Mann bekannt. Die Ragazer Gemeinde versam 
melte sich bei der Ankunft des Vikars Kraus und be 
deutete ihm, er werde in Ragaz nicht gelitten und mö 
ge ohne weiters wieder abreisen. Das Volk war sehr 
aufgeregt und dem neuen Vikar ahnte nichts Gutes, so 
daß er wieder abzog. — Die Affaire hatte zur Folge, 
daß das bischösl^ Ordinariat in St Gallen Hrn. KrauS 
eine andere Stelle anwies und den Willen der Gemein-
	        

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