Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

Liechtensteiner Landeszettnng. 
Vierter ^alirKavA. 
Vaduz, Samstag 
Rro. Ä. 
24. Febmar 18KK. 
Dieses Blatt erscheint in der Regel monatlich 3mal und kostet ganzjährig 1 fl. 50 kr. Einrückungsgebühr für die gespal 
tene Zeile 4 Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion — in Feldkirch bei der löbl. Wagnerischen Buch 
handlung oder bei der k. k. Post. Die Redaktion besorgt auch Bestellungen auf das liechtenst. Landesgesetzblatt. 
Rundschau. 
In mehreren Kantonen der Schweiz wird die Frage 
einer neuen Revision der Bundesverfassung besprochen. 
Bereits wurde mit der Sammlung von 50,000 Unter 
schristen begonnen; wenn diese beisammen sind, so muß 
nach Artikel 113 der Bundesverfassung eine neue Revi 
sion vorgenommen werden. Das Schweizervolk ist mit 
der jüngsten Revision deshalb nicht einverstanden, weil 
ihm nicht das Recht zugestanden wurde, alle von der 
Bundesvertretung geschaffenen Gesetze durch eine allge 
meine Volksabstimmung zu genehmigen. Gegenwärtig 
sind nur 5^/z Kantone, in denen das Recht der Gesetz 
gebung ausschließlich beim sogenannten Großenrath oder 
der Kantonsvertretung liegt; in allen übrigen müssen 
die Gesetze vor das Volk gebracht werden. 
England wird bedenklich vor einer Revolution in Jr- 
land. Man mag über die freiheitlichen Institutionen 
Englands denken, wie man will, an Irland hat sich die 
ses stolze England arg versündigt. Das sind alte Sün 
den, die jetzt um Rache schreien. Namentlich im Punkte 
der Religion hat man an den katholischen Jrländern 
viel Unrecht geübt. In religiösen Dingen ist die eng 
lische Gesellschaft im hohen Grade unduldsam. Dazu 
kommen noch die Vorrechte der Reichen gegenüber dem 
großen Haufen der Unvermöglichen. — Eine andere 
Kalamität ist, wie früher bemerkt, die Viehseuche. 
Neuestens hat die Regierung ein Gesetz ins Parlament 
gebracht, wonach für die zur Verhütung der Ansteckung 
geschlachteten Thiere Entschädigung aus Staatsgeldern 
geleistet werden soll. Allerdings bemerkt ein Abgeordne 
ter, es sei unbillig, daß der Staat die Viehbesitzer ent 
schädige. Kaufleute, Fabrikanten zc. würden niemals 
entschädigt. 
Die preußische Regierung hat sich verrechnet, da sie 
die Abgeordneten für ihre Landtagsreden verantwortlich 
machte. Im ganzen Lande nimmt man für den Land 
tag Partei, und es gkhrt wieder gewaltig, während in 
letzter Zeit das Interesse an der Politik sehr nachgelassen 
hatte. Widerspruch und Unrecht weckt die Kampflust. 
Die Einnahmen der päpstlichen' Regierung belaufte 
sich voraussichtlich im Jahre 1866 auf 6 Mill. röm. 
Thaler, die Ausgaben auf 12^ Mill.; es werden so 
nach 6 V2 Mill. fehlen. Die Zinsen der Schuld erfor 
dern allein über 6 Mill. Das Fehlende wird durch em 
Anlehen bei Erlanger u. Cvmp. in Frankfurt gedeckt. 
Das Räuberwesen entwickelt sich wieder stark im Kir 
chenstaate, ein Priester, zwei Gensdarmen und ein Ade 
liger wurden von den Räubern gefangen und sollen nur 
gegen 15,000 Thlr. Lösegeld freigelassen werden. 
Im Jahre 1707 bis 1712 erhob sich an der Küste 
Griechenlands eine neue Insel aus dem Meeresgrunde. 
Am 30. Jan. d. Js. ließ sich auf dieser Insel ein ge 
waltiges Brausen und Donnern vernehmen, das Meer 
war kochend, weiße Dämpfe verbreiteten sich, die Insel 
fing an zu sinken. Am 1. Febr., 5 Uhr Morgens stieg 
eine 10—15 Fuß hohe Feuersäule aus dem Boden. In 
Zeit von 2<1 Stunden war der Boden um 2 Schuh 
gesunken, das Meer rundum war roth gefärbt. Die 
Menschen suchten von der,Insel zu entfliehen. Am 10. 
Febr. war ein Theil der Insel schon 150 Fuß unter 
dem Wasser, nebenan steigt eine neue Insel empor. 
Man berechnet, daß Amerika an 400 Mill. Dollar 
aus Süddeutschland geborgt habe. In allen Volksklas 
sen findet man amerikanische Staatspapiere. Daher 
kommt die arge Geldnoth. Die Capitalien, welche frü 
her in Grund und Boden angelegt, oder dem Bauer 
geliehen wurden, sind nach Amerika gewandert. Man 
fürchtet ein schnelles Sinken der Bodenpreise. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Vaduz, 22. Febr. Hr. Forstinspektor Schauer 
wurde als f. Forstmeister nach Schwarzkosteletz in Böh 
men berufen. Eine Vorstellung der Gemeindevorsteher, 
Hrn. Schauer im Interesse des Landes noch einige 
Jahre auf seinem jetzigen Posten zu belassen, fand höch 
sten Orts keine Berücksichtigung. 
Oestreich. In St. Gerold, einer vorarlber 
gischen Gemeinde im Walserthale gebar ein Weib 
3 gesunde Kinder (2 Knaben und 1 Mädchen.) 
Die „Feldk. Ztg." schreibt vom 16. Februar: „Wir 
hatten vor kurzem schon einmal Anlaß genommen, dem 
einstimmigen Schmerzensschrei über deu trostlosen Zu 
stand der ärarischen Straßen Ausdruck zu ge 
ben. Es hat nichts geholfen, die Straßen sind noch 
schlechter geworden, ja sie verdienen bald den Namen 
Straßen nicht mehr. Ein Kothmeer auf der ganzen Stre 
cke , und nirgends eine Spur mehr von Schotter. Es 
ist schon Regel, daß die Stellwagen 6 volle Stunden 
und selbst darüber Zeit brauchen zwischen hier und Bre- 
genz. Einmal kam derselbe auf einer grundlos gewor- 
- i 
	        

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