werden, daß der Rhein bei dem jetzigen niederen Was
serstande bei MelS-Trübbach und Bendern»Haag über
brückt werden konnte, in der Art, daß schwer beladene
Wagen diese Brücken passtren.
— Die Ergänzungswahlen für den Land
tag sind durch die fürstliche Regierung bereits in Aus
sicht genommen, indem die Richtigstellung der Wahllisten
angeordnet wurde.
— In dieser Woche wurde das Steuergesetz pub-
lizirt.
— In Frankreich ist eS Sitte, daß die ZeitungSleser
von den Redaktionen besondere Prämien erhalten. So
z. B. die „Gazette de Bordeaur": wer ihr 100 fr.
zahlt erhält die Zeitung M Jahr, seine Photographie
und 200 Klafter Grund und Boden 2 Stunden von
Bordeaur, in der Nähe einer Omnibusstation.
Nordamerika. Die südstaatlichen Sklavenhal
ter der nordamerikanischen Union machen den Versuch,
die abgeschaffte Sklaverei als Leibeigenschaft wieder auf
erstehen zu lassen. Dieser Zustand wäre für die armen
Neger nicht minder unmenschlich, als die eigentliche Skla
verei. Der Präsident Johnson hat durch seine allzufrei'
gebkge Begnadigung der Rebellen, durch Überlassung
der einzelstaatlichen (EantonS-) Regierung an dieselben
diesen Bestrebungen viel Vorschub geleistet. Es giebt
aber kein anderes Mittel die Sklavenjunker zum Ver
stand zu bringen, als daß der Bund die Regierung der
Rebellenstaaten so lange ausübt, bis aufrichtige Bekeh
rung und Besserung erfolgt. Darüber kann wohl ein
Jahrzehnt verstreichen. In einem Stücke haben sich in
deß die Baumwollenpflanzer gewaltig verrechnet. In
einigen Staaten hatten sie es durch väterlich vorsorgende
Gesetze bereits wieder so weit gebracht, daß die Schwarzen
mit Peitschenhieben 'und anderen liebevollen Maßregeln
beglückt werden dursten, wie zur Zeit der höchsten Blüte
deS SklaventhumS. DaS ging aber nur ein Jahr, bis
die zwischen Neger und Pflanzer auSbedungene Dienstzeit
abgelaufen war. Den menschenfreundlichen Pflanzern,
welche im vorigtn Jahre ihren Regern den Arbeitslohn
auf den Rücken abbezahlt haben, laufen die Arbeiter
weg und sie können dieses Jahr weder um Geld noch
um gute Worte neue bekommen. Noth lehrt beten, und
so müssen sich die Pflanzer bequemen in diesem Jahre
den Regern anständigere Bedingungen zu gewähren.
Die Neger zeigen sich überall willig, da wo ihnen halb
wegs menschliche Behandlung zugesichert wird, für einen
sehr mäßigen Lohn von 10 bis 12 Dollar monatlich
außer Kost und Wohnung zu arbeiten. — Mit Eng
land werden sich die Amerikaner nicht zerwerfen, aber
sie wollen sich die heuchlerische Freundschaft doch ein
wenig merken ; über kurz oder lang kann England in
irgend einen Krieg verwickelt werden und dann mag sich
England versichert halten, daß ihm Amerika mit gleicher
Münze zurückbezahlen wird, was letzteres im jüngsten
Kriege durch englische Kaperschiffe und englische Unter
stützung der Rebellen zu leiden hatte. — Im Jahre 1865 sind
83,000 Deutsche nach Amerika gewandert; die gesammte
Einwanderung aus allen Ländern betrüg 200,000 Köpfe;
soviel waren seit 10 Jahren nicht mehr in Jahresfrist
eingewandert. — Sämmtliche deutsche Generale in der
amerikanischen Armee sind nun entlassen.
Literarisches.
„Im Hause. Geschichten und Bilder zur Unterhal-
tung" heißt eine neue illustn'rte Zeitschrift, welche die
Ed. Hallberger'sche Verlagshandlung in Stuttgart, die
bekanntlich in dieser lBranche der Literatur schon so
Rühmliches geleistet hat, von nun an in vierwöchent
lichen Heften erscheinen läßt. Die erste uns vorliegende
Lieferung enthält den Anfang eines RomanS aus der
teranischen Wildniß: „Der Reiter ohne Kopf"
von Kapitän Mayne Reid, einen der berühmtesten Er
zähler Englands, dessen prachtvolle Schilderungen der
interessanten Provinz an SealSfield erinnern, und der
besonders durch seine spannende Erfindung und Kompo
sition, sowie durch naturwahre Darstellung das Interesse
der Leser dauernd zu fesseln weiß; ferner eine deutsche
Erzählung von Cornelius Born „Die Kaiserwand", die
in Steiermark spielt und das süddeusche Volksgemüth in
der lieblichsten und ergreifendsten Weise wiederspiegelt;
sodann Schilderungen vom Schwarzwald und der Alb,
auS dem Alpenleben, von der Insel Sylt und dem Se
rail in Konstantinopel; dieser reiche und interessante In
halt gewinnt noch besonders an Werth durch die zahl
reichen und prachtvollen Illustrationen, die zu dem Besten
gehören, was auf diesem Gebiete geleistet wird, und
denen sich Bilderräthsel und humoristische Bilder als
willkommene Zugabe anreihen. Außerdem giebt die Ver-
lagshandlung, um den verwöhntesten Anforderungen zu
genügen, noch als Gratis-Prämie einen großen
Pracht-Stahlstich „Die Wahrsagerin". Und das AlleS
für den wahrhaft unbegreiflich billigen Preis von nur
3 Sgr. oder 12 kr. rhein. pr Heft. (Zu beziehen durch
die Wagnerische Buchhandlung in Feldkirch.)
Die Trichine».
Die Trichinenepidemie ist sicher keine an sich neue
Krankheitsform; sie ist bestimmt früher ebenso oft und
ebenso verheerend aufgetreten wie jetzt, doch ohne ihrem
Wesen nach erkannt zu werden. Der Reisepaß der Ver
storbellen lautete eben bald auf Darmentzündung, bald
auf TyphuS, bald auf Gicht. DaS ist ja überhaupt
im Ganzen der Hauptvorzug der innern Medizin der
Gegenwart, daß sie die Würgengel der Verstorbenen bes
ser zu finden und zu benennen weiß, als die Zeit der
Väter.
Unseren ungeduldigen Lesern schwebt wohl die Frage
auf den Lippen: woher kommen die Trichinen in die
Schweine? Wenn wir freilich das zu sagen wüßten!
Höchst unwahrscheinlich ist eS, daß sie durch Runkelfutter
oder überhaupt mit Pflanzennahrung einwandern; viel
leicht stammen sie aus Ratten, Mäusen, Maulwürfen.
In den letzten freilich haben wir keine Trichinen entdecken
können. ES finden sich übrigens die Trichinen noch in
Katzen, Kaninchen, Hunden; man behauptet auch ihr
Vorkommen in Tauben, Hühnern und Krähen. Daß der
Genuß dieser Vögel keine Trichinose beim Menschen her
vorruft, erklärt sich einfach auS dem Umstand, daß Hüh-