Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

werden, daß der Rhein bei dem jetzigen niederen Was 
serstande bei MelS-Trübbach und Bendern»Haag über 
brückt werden konnte, in der Art, daß schwer beladene 
Wagen diese Brücken passtren. 
— Die Ergänzungswahlen für den Land 
tag sind durch die fürstliche Regierung bereits in Aus 
sicht genommen, indem die Richtigstellung der Wahllisten 
angeordnet wurde. 
— In dieser Woche wurde das Steuergesetz pub- 
lizirt. 
— In Frankreich ist eS Sitte, daß die ZeitungSleser 
von den Redaktionen besondere Prämien erhalten. So 
z. B. die „Gazette de Bordeaur": wer ihr 100 fr. 
zahlt erhält die Zeitung M Jahr, seine Photographie 
und 200 Klafter Grund und Boden 2 Stunden von 
Bordeaur, in der Nähe einer Omnibusstation. 
Nordamerika. Die südstaatlichen Sklavenhal 
ter der nordamerikanischen Union machen den Versuch, 
die abgeschaffte Sklaverei als Leibeigenschaft wieder auf 
erstehen zu lassen. Dieser Zustand wäre für die armen 
Neger nicht minder unmenschlich, als die eigentliche Skla 
verei. Der Präsident Johnson hat durch seine allzufrei' 
gebkge Begnadigung der Rebellen, durch Überlassung 
der einzelstaatlichen (EantonS-) Regierung an dieselben 
diesen Bestrebungen viel Vorschub geleistet. Es giebt 
aber kein anderes Mittel die Sklavenjunker zum Ver 
stand zu bringen, als daß der Bund die Regierung der 
Rebellenstaaten so lange ausübt, bis aufrichtige Bekeh 
rung und Besserung erfolgt. Darüber kann wohl ein 
Jahrzehnt verstreichen. In einem Stücke haben sich in 
deß die Baumwollenpflanzer gewaltig verrechnet. In 
einigen Staaten hatten sie es durch väterlich vorsorgende 
Gesetze bereits wieder so weit gebracht, daß die Schwarzen 
mit Peitschenhieben 'und anderen liebevollen Maßregeln 
beglückt werden dursten, wie zur Zeit der höchsten Blüte 
deS SklaventhumS. DaS ging aber nur ein Jahr, bis 
die zwischen Neger und Pflanzer auSbedungene Dienstzeit 
abgelaufen war. Den menschenfreundlichen Pflanzern, 
welche im vorigtn Jahre ihren Regern den Arbeitslohn 
auf den Rücken abbezahlt haben, laufen die Arbeiter 
weg und sie können dieses Jahr weder um Geld noch 
um gute Worte neue bekommen. Noth lehrt beten, und 
so müssen sich die Pflanzer bequemen in diesem Jahre 
den Regern anständigere Bedingungen zu gewähren. 
Die Neger zeigen sich überall willig, da wo ihnen halb 
wegs menschliche Behandlung zugesichert wird, für einen 
sehr mäßigen Lohn von 10 bis 12 Dollar monatlich 
außer Kost und Wohnung zu arbeiten. — Mit Eng 
land werden sich die Amerikaner nicht zerwerfen, aber 
sie wollen sich die heuchlerische Freundschaft doch ein 
wenig merken ; über kurz oder lang kann England in 
irgend einen Krieg verwickelt werden und dann mag sich 
England versichert halten, daß ihm Amerika mit gleicher 
Münze zurückbezahlen wird, was letzteres im jüngsten 
Kriege durch englische Kaperschiffe und englische Unter 
stützung der Rebellen zu leiden hatte. — Im Jahre 1865 sind 
83,000 Deutsche nach Amerika gewandert; die gesammte 
Einwanderung aus allen Ländern betrüg 200,000 Köpfe; 
soviel waren seit 10 Jahren nicht mehr in Jahresfrist 
eingewandert. — Sämmtliche deutsche Generale in der 
amerikanischen Armee sind nun entlassen. 
Literarisches. 
„Im Hause. Geschichten und Bilder zur Unterhal- 
tung" heißt eine neue illustn'rte Zeitschrift, welche die 
Ed. Hallberger'sche Verlagshandlung in Stuttgart, die 
bekanntlich in dieser lBranche der Literatur schon so 
Rühmliches geleistet hat, von nun an in vierwöchent 
lichen Heften erscheinen läßt. Die erste uns vorliegende 
Lieferung enthält den Anfang eines RomanS aus der 
teranischen Wildniß: „Der Reiter ohne Kopf" 
von Kapitän Mayne Reid, einen der berühmtesten Er 
zähler Englands, dessen prachtvolle Schilderungen der 
interessanten Provinz an SealSfield erinnern, und der 
besonders durch seine spannende Erfindung und Kompo 
sition, sowie durch naturwahre Darstellung das Interesse 
der Leser dauernd zu fesseln weiß; ferner eine deutsche 
Erzählung von Cornelius Born „Die Kaiserwand", die 
in Steiermark spielt und das süddeusche Volksgemüth in 
der lieblichsten und ergreifendsten Weise wiederspiegelt; 
sodann Schilderungen vom Schwarzwald und der Alb, 
auS dem Alpenleben, von der Insel Sylt und dem Se 
rail in Konstantinopel; dieser reiche und interessante In 
halt gewinnt noch besonders an Werth durch die zahl 
reichen und prachtvollen Illustrationen, die zu dem Besten 
gehören, was auf diesem Gebiete geleistet wird, und 
denen sich Bilderräthsel und humoristische Bilder als 
willkommene Zugabe anreihen. Außerdem giebt die Ver- 
lagshandlung, um den verwöhntesten Anforderungen zu 
genügen, noch als Gratis-Prämie einen großen 
Pracht-Stahlstich „Die Wahrsagerin". Und das AlleS 
für den wahrhaft unbegreiflich billigen Preis von nur 
3 Sgr. oder 12 kr. rhein. pr Heft. (Zu beziehen durch 
die Wagnerische Buchhandlung in Feldkirch.) 
Die Trichine». 
Die Trichinenepidemie ist sicher keine an sich neue 
Krankheitsform; sie ist bestimmt früher ebenso oft und 
ebenso verheerend aufgetreten wie jetzt, doch ohne ihrem 
Wesen nach erkannt zu werden. Der Reisepaß der Ver 
storbellen lautete eben bald auf Darmentzündung, bald 
auf TyphuS, bald auf Gicht. DaS ist ja überhaupt 
im Ganzen der Hauptvorzug der innern Medizin der 
Gegenwart, daß sie die Würgengel der Verstorbenen bes 
ser zu finden und zu benennen weiß, als die Zeit der 
Väter. 
Unseren ungeduldigen Lesern schwebt wohl die Frage 
auf den Lippen: woher kommen die Trichinen in die 
Schweine? Wenn wir freilich das zu sagen wüßten! 
Höchst unwahrscheinlich ist eS, daß sie durch Runkelfutter 
oder überhaupt mit Pflanzennahrung einwandern; viel 
leicht stammen sie aus Ratten, Mäusen, Maulwürfen. 
In den letzten freilich haben wir keine Trichinen entdecken 
können. ES finden sich übrigens die Trichinen noch in 
Katzen, Kaninchen, Hunden; man behauptet auch ihr 
Vorkommen in Tauben, Hühnern und Krähen. Daß der 
Genuß dieser Vögel keine Trichinose beim Menschen her 
vorruft, erklärt sich einfach auS dem Umstand, daß Hüh-
	        

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