Vierter ^akrSkpK.
Vaduz, Samstag
Nro. 4.
17. Februar 1866.
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Zum bauerlichen Kredit. — Feuer-
afsekuranz und Verschiedenes.
Die Landeszeitung Nr. 30 v. v. Jahre hat den
Kredit deS Bauersmannes des Nähern besprochen. Ganz
richtig wird daselbst bemerkt, wie schwer es sei und wie
viele Kosten es dem Landmann verursache, bis er gegen
2 bis 3fache Versicherung das nöthige Geld erhalte.
Besonders in diesem Jahre ist die Geldnoth außeror
dentlich empfindlich und wir in unserem kleinen Lichten
stein leiden aus verschiedenen Gründen noch mehr als
anderwärts. Wie sich das von selbst versteht sind der
Kapitalisten in einem kleinen Lande wenige, und die Ka
pitalkräfte wachsen nicht im Verhältniß zum Bevarfe.
Es ist in der ganzen Welt nicht anders; die kleine
Landwirthschaft macht keine Kapitalien, das kann nur
der größere Gutsbesitz, der größere Gewerbsbetrieb und
die Industrie. In allen diesen Beziehungen ist unsere
jetzige Lage wenig günstig zu nennen; nach Jahren wird
es anders sein. So kommt es, daß viele Kapitalien
aus den Nachbarstaaten geborgt werden. Wenn nun
das auch vielfach geschieht, so hat eS doch auch wieder
Schwierigkeiten. Obgleich unser Schuldentrieb aufs Beste
geregelt ist und keine Ausnahme gemacht wird, ob der
Kreditor ein Inländer oder ein Ausländer ist, so wird
doch> mancher Kapitalist in der Nachbarschaft bedenklich,
weil ihm die Verhältnisse nicht genau bekannt sind.
Es sollten daher alle Mittel und Wege in Betracht
gezogen werden, um den Kredit zu heben und um die Lage
deS geldsuchenden Landwirths zu erleichtern. Da ist nun
ein Gedanke, welcher wohl wertb wäre, in Betracht ge
zogen zu werden; er trifft 2 Fliegen mit einem Schlage:
das ist die Gründung einer landschaftlichen Feuer
assekuranz. Das neue Gesetz über die Feuerpolizei macht
es zur Pflicht, , daß alle Gebäude im Lande versichert
werden müssen. Die jährlichen Prämien machen eine
schöne Summe und bilden in 30—40 Jahren sicherlich
einen Fond von mehreren hunderttausend Gulden. Es
läßt sich berechnen / daß in den letzten sechszig Jahren
also seit Anfang deS Jahrhunderts an die 360,000 fl.
Prämien von unserem Ländchett bezahlt wurden. Von
Brandunglücken blieben wir ziemlich verschont: Eschen,
Rugell, Gamprin, Planken^ Vaduz, Triesnerberg und
KlemmelS sind seit 1800 von keinem Brande betroffen
worden. Was an Assekuranzgeldern ins Land zurück
gestoßen ist, Mag 40,000 fl. betragen. Wäre dieser
Fond, der sich in 50—60 Jahren dnrch Prämiengelder
angesammelt hat, im Lande geblieben, so hätte man
darin eine Kapitalquelle, um alle Kapitalbedürfnisse voll
kommen zu befriedigen. So geht er aus dem Lande und
wird anderwärts nützlich, während uns nur, was Gott
verhüte, die Aussicht bleibt, im Falle eines Unglücks das
Geld zurückzubekommen. Was ein solcher Fond unter-
deß Nutzen schafft, durch Erleichterung des Kapitalver
kehrs,— das ist für uns verloren.
Man wird zwar einwenden, bis es zu einem solchen
Fond kommt, braucht es aber Zeit, und bis dahin muß
man eben vom Unglück verschont bleiben. Das ist wahr.
Aber eS ist auch zu bedenken, daß mit Ausnahme von
Vaduz, Triesen, Schan und Balzers, sämmtliche Ge
meinden des Landes keine geschlossenen Lagen haben, so
daß in denselben kaum ein größeres, allgemeines Brand
unglück zu befürchten steht. Und vieles vermag im äu
ßersten Fall die eigene Hülfe, wie wir z. B. an der
Gemeinde Balzers sehen,, welche um 1800 vollständig
abbrannte, ohne daß damals ein Gebäude versichert
war. — Wäre dieser Gedanke so ganz unausführbar,
so müßte er es auch für andere kleine Länder fein. Vorarl
berg ist zwar vielmal größer als Lichtenstein, doch nicht
so groß, daß man schließen könnte, was dort in dieser
Hinsicht ausführbar sei, sei es nicht bei uns. Und den
noch hat der vorarlberger Landtag beschlossen, eine eigne
Landesassekuranz zu gründen.
Im Namen mehrerer vom Eschnerberg.
Rundschau.
Der Kaiser von Oestreich ward übel berathen, als
man ihm den Vorschlag machte, die Reichsverfassung'
„still" zu stellen, um mit den Ungarn zu unterhandeln.
Die Ungarn sind starrköpfig, wie immer. Alles Entge
genkommen, alle Herablassung des kaiserlichen Paares,
die Reisen nach Pesth: alles ist umsonst. Die Ungarn
beharren steif und fest auf ihrem Recht, und wenn das
Reich darüber in Trümmer ginge. Die kaiserliche Re
gierung befindet sich in der Lage desjenigen, welcher sich
zwischen zwei Stühlen niedergesetzt hat. Die getreuen
Ungarn sind nicht zu.Willen, die Deutschen sind vor
den Kopf gestoßen, und ein Ding ist verloren, was
schwerer wiegt, als eine verlorene Schlacht am FestungS-
Viereck in Italien: das unbedingte Vertrauen auf das