Liechtensteiner Oandeszeitnng.
Vierter ^alirKanK.
Vaduz, Samstag Nro» JA. 22. Dezember 1866.
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Vaduz, 19. Dezember. Der kürzlich verstorbene Frz.
A. Lanz, lediger Schreinermeister in Vaduz, hat zum
Bau einer neuen Pfarrkirche dahier die Summe vow
fl. 400 letztwillig vermacht.
Ein Grabstein für Rektor Kaiser. Wir brach
ten in letzter Nr. eine Anregung der Bündner Volks
zeitung, dem sel. Rektor Kaiser einen Grabstein zu setzen.
Die im hiesigen Lande lebenden nächsten Verwandten
glaubten, daß auf Grund der in unserem Blatte gege
benen Mittheilung ihnen ein Mangel an Pietät zum
Vorwurf gemacht werden könne, und sie übergaben des
halb der Redaktion eine Erklärung, mit welcher sie sich
zu rechtfertigen gedachten. Sie erklären, daß sie sich in
Folge einer Aufforderung des Testamentsvollstreckers,
Hrn. Landrath Marrer in Vaduz, schon vor 2 Jahren
zur Aufstellung eines einfachen, jedoch angemessenen
Grabmales bereit zeigten, und daß sie nur bedauern,
wenn diese Angelegenheit bis heute noch nicht erledigt
sei. Weitere Bemerkungen in der fraglichen Erklärung
betreffen persönliche Dinge, die nicht zur Sache gehören
und die wir, ohne eine unliebe Polemik hervorzurufen,
in unserem Blatte nicht veröffentlichen können. Von
Hrn. Landrath Marrer dagegen erfahren wir, daß er
in der Sache schon mehrfach an den Miterecutor des
Kaiser'schen Testaments, Hrn. Dr. Kaiser in Chur ge
schrieben und im Auftrage der Erben die Summe von
200 Fr. zur Verfügung gestellt habe. — Im Uebrigen
ist gar mcht abzusehen, wie man den Erben aus dem
Nichtsetzen eines Denkmals einen Vorwurf machen kann.
Die Verdienste des Verstorbenen gelten dem Allgemei
nen, und eine Anerkennung derselben kann folgerecht
nur durch das Publikum geschehen. Darum ist es ganz
am Platze, wenn die Bündn. Volkszeitung ihre Worte
zunächst an die Freunde, Schüler und Verehrer des
Verblichenen adressirt. Zeigen sich, wie nun bekannt,
auch die Verwandten zu einem anerkennenswerten Bei
trag bereit, um so rühmlicher!
Die Steuerregulirung oder eigentlich die Aufstel
lung der Einkommen-, Gewerbe- und Capital-Steuer-
listen bildet gegenwärtig das Tagesgespräch im Lande.
In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf, das bewahr
heitet sich auch hier recht nachdrücklich. Es fällt da
manch bitteres Wort, dem Einen ist der Andere zu ge
ring besteuert und umgekehrt. Bisher kannte man im
Lande nichts als die Grundsteuer und eimge Rudimente
der Gewerbsteuer. Kein Wunder, daß nun zahlreiche
Individuen ihre Fränkli auf den Altar des Vaterlandes
legen müssen, während sie vordem frei ausgingen. Doch
ist immer noch ein Trost dabei. Unsere Steuern sind
noch mäßig, wie, wenn der stürmische Sommer des
Jahres 1866 auch unsere Selbständigkeit hinweggefegt
hätte? Wären die Steuern bei einer, unter solchen
Umständen leicht möglich gewordenen Annexion, kleiner
geworden. — Man kann zugeben, daß am provisori
schen Steuergesetze unterschiedliche Mängel haften. Das
selbe ist ja nicht für ewige Zeiten geschaffen und es
stehen gesetzliche Wege und Mittel offen, um diese Män
gel zu beseitigen. — Die sonderbarsten Ansichten hört
man über die Capitalsteuer, bald ist sie zu hoch, bald
zu nieder. Und doch hätte gerade eine irgendwie em
pfindliche Besteuerung der Capitalen, gerade in der
jetzigen geldarmen Zeit, die geldleihenden Bauersleute
am härtesten betroffen. Der Capitalist hat es in der
Hand, seine Steuer dem Schuldner anzuhängen, und
dieser ist leider meist in der Lage, daß er sie noch gerne
in den Kauf nimmt.
Allerhand Neuigkeiten.
— Aus Wien verlautet, daß nach Neujahr der frü
here sogenannte engere Reichsrath wieder einberufen
werden solle. Welches auch die Gründe sein mögen,
die zu diesem Schritte drängen, sicher ist dabei die Fi
nanzlage des Kaiserstaates im Spiele. Diese Lage wird
von Tag zu Tag schlimmer, wie der Curszettel der
jüngsten Zeit unwiderleglich darthut.
— Das wichtigste Ereigniß der letzten Zeit ist un
streitig der Abmarsch der zum Schutze des hl. Vaters
seit 1849 in Rom stehenden französischen Truppen.
Es gibt viele, welche glauben, daß nach dem Abzüge
derselben die Eristenz des päpstlichen Stuhles gefährdet
sei. Es läßt sich aber kaum annehmen, daß die Ita
liener, das erste katholische Volk, die Würde und die
Gewalt des hl. Vaters beeinträchtigen werden. Wir
meinen, daß das Haupt der katholischen Welt in den
religiösen und moralischen Gefühlen der Völker und na
mentlich der Italiener eine weit mächtigere und nach
haltigere Stütze besitzt, als sie die Bayonette eines frem
den Staates gewähren können. Wir glauben daher
auch nicht, daß der jetzige Papst Rom zum zweitenmal
zu verlassen genöthigt sein werde. Wie sich jedoch die
künftigen Verhältnisse des hl. Stuhles gestalten werden,