Liechtensteiner Kandeszeitung.
Vierter ^alirKanK.
Vaduz, Samstag
Rro. SQ.
24. November 18K6.
Dieses Blatt erscheint in der Regel monatlich 3mal und kostet ganzjährig 1 fl. 50 kr. Einrückungsgebühr für dl> gespal
tene Zeile 4 Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion — in Feldkirch bei der löbl. Wagner'schen Buch
handlung oder bei der k. k. Post. Die Redaktion besorgt auch Bestellungen auf das liechtenst. Landesgesetzblatt.
Badnz. Vorige Woche kam bei heftigem Föhn ein
Kaminbrand aus, der glücklicherweise keine weiteren Fol
gen hatte. Man hört vielseitige Klagen, daß der Ka
minfeger seiner Obliegenheit höchst mangelhast nach
komme. Verstärkte Aufmerksamkeit der Feilerkommissio
nen ist vielleicht ersprießlich.
— Auch in Liechtenstein kann man, wie in Vorarl
berg, das Vagabunden-Unwesen beklagen. Schaaren-
weise durchziehen sie das Land und an manchen Tagen
kann man sich der Landstreicher kaum erwehren. Kein
Wunder, man beobachtet nie, daß ein solcher Gast ins
Eramen genommen worden wäre. So kommt es, daß
sich diese Leute gauz ungenirt bewegen.
— Hr. Wipper in Rugell that sehr unzeitgemäß,
wenn er in Zomesflammen entbrannte, als ihn Hr.
Lehrer Näff erinnern ließ, daß er zur Empfangnahme
des Jahresabonnements pro 1866 erbötig sei. Wenn er
sich bei dieser Gelegenheit allerlei Schimpfereien über
die Landeszeitung erlaubte, so mag ihm das hingehen.
Warum auch nicht! Wer sich so „erhaben über einen
Bauer" dünkt, muß auch in solchen Dingen ein aus
zeichnendes Vorrecht genießen.
Allerhand Neuigkeiten.
Vorarlberg. Am 19. d. wurde der Landtag er
öffnet. Unter den Regierungsvorlagen sind bemerkens
werth „das Projekt der Rheinkorrection", über welches
der Landtag sein „Gutachten" abgeben soll, ein Wasser
rechtsgesetz, und ferner ist zu beachten, eine Aufforderung
des Regierungscommissärs bezüglich der Ueberhandnahme
des Bettel- und Vagabundenwesens geeignete Anträge
zu stellen.
Aus Braz bei Bludenz wird folgendes Jagdstücklein
erzählt: Obwohl es hei uns und besonders in.Tirol
sehr viele gute und tüchtige Gemsenjäger gibt, so ver
dient dennoch einer, welcher die Gemsen lebendig und
ohne jede körperliche Beschädigung und Verletzung zu.
fangen im Stande ist, eine besondere Erwähnung und
Bewunderung. Ein solcher Gemsenjäger ist der hiesige
Jagdpächter Hannibal Koller. Derselbe hat in der heu
rigen Waidmannszeit 6 Stück Gemsen lebendig gefan
gen, von denen jedoch 2 Stück durch einen Unfall wie
der entkamen. Er besitzt gegenwärtig 2 Geisen und
1 Bock, welche schon derart gezähmt sind, daß dieselben,
seinem Rufe folgend, das Futter aus seinen Händen
fressen, und sich dabei so gesund und munter befinde)!
wie im Gebirge. (Feldk. Ztg.)
Die Benetianer sollen sich als recht brauchbare
Glieder des einigen Italiens beweisen. Unter Oestreich
hatten sie nur Silberwährung. Italien brachte ihnen
Banknoten. Allein ohne die geringste Widerspenstigkeit
finden die Papiere in Venedig Aufnahme, während sich
ältere Söhne Italiens, z. B. die Turiner, noch heute
gegen die Annahme papierner Franken sträuben. Als
Ersatz für das abziehende östr. Arbeiterpersonal im Ar
senal hat die ital. Regierung bereits 2400 Arbeiter
angestellt.
Die zahlreichsten Feuersbrünste treffen auf das
Königreich Sachsen, auf 180 Gebäude je eine Brand
stätte, auf 1000 Thlr. Versicherungscapital treffen 3^
Thlr. Brandschaden. Mehr als t/z aller Unglücksfälle
entstand nachweislich durch Brandstiftung. — Nächst
Sachsen sind besonders Böhmen und Mähren am mei
sten von Bränden heimgesucht. Auffallend erschien es,
daß während der dießjährigen Kriegszeit die Brände
auffallend selten waren, kaum ^/z soviel als in früheren
Jahren. Man findet die Ursache dieser Erscheinung da
rin, daß die Versicherungsgesellschaften für Brände in
folge kriegerischer Ereignisse keine Entschädigung leisten.
Alles Geld, das sich auf Erden befindet,, schätzen Pa
riser Gelehrte aus 31 ^ Tausendmillionen.
Für diejenigen, welche eine baldige Eroberung der
Rheinlande fürchten, ist ein Wort der „Times" be
merkenswerth. „Wenn Kaiser Napoleon schon früher,
falls er überhaupt daran dachte, einen Kriegszug über
den Rhein schwerlich mit weniger als 400—700,000 Strei
tern gewagt haben würde, so wird er sich jetzt nach den
preußischen Waffenerfolgen zweimal besinnen, denn jetzt
könnte er einen Einfall in Deutschland nicht mit weni
ger als 1 oder 1^ Million Soldaten wagen."
Die östr. Regierung bestellte eine Commission für ein
neues Maß- und Gewichtssystem. Wie berichtet wird
hat diese Commission die pure Einführung des französi
schen Systems vorgeschlagen, das wäre wieder einmal
ein Fortschritts
In Tirol ist die Cholera ausgebrochen.
Oestreichs Regierung hat (offiziös) versprochen zu
sparen durch Vereinfachung der Verwaltung und Ver
minderung des Heeresaufwandes.
Aus Wien erfährt man, daß Benedek vor dem
Kriegsgericht die Erklärung abgegeben habe, die Nichtbe-