Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

wichtigen Mission sich selbst in Lauis befand, vernimmt 
man, daß der dortige Markt gut war. Er soll mit 
zirka 12,000 Stück befahren gewesen sein, wovon bereits 
dle meisten verkaust worden, und der Rest dürste seither 
auch noch größtentheils abgegangen sein, indem der 
Markt erst dieser Tage zu Ende gehe. 
— In der Gemeinde Tablat, im Haus „zum Bogen", 
dessen Stallung dem Kloster Notkersegg zugehört, ist 
wieder ein Thier von der Rinderseuche befallen worden. 
Hoffentlich gebietet die eingetretene kältere Witterung 
der Seuche Einhalt. 
— Am letzten Altftätter Markt, einer der größten 
seit 1847 wurden 2235 Zentner Obst verkauft. 
Rorschach. Wochenlang ist die Eisenbahn vollauf 
beschäftigt, den Obstsegen des Rheinthals nach Rorschach 
zur weitern Verladung zu führen, so daß täglich ein 
großes Schleppschiff, 15—1800 Zentner haltend, von 
hier nach Friedrichshafen abgehen kann. Den Zentner 
zu 4 Fr. gerechnet, repräsentirt jedes Schleppschiff einen 
Obstwerth von 6—7000 Fr. Die Gesamuuverladung 
bis heute über den See mag dem Werthe nach weit 
über eine Viertelmillion Franken betragen. 
— In Wien ist, wie von dort berichtet wird, die 
Stimmung gegen Preußen fortwährend eine sehr ver 
bitterte. Die Sprache, welche die offiziöse Presse aus 
Anlaß des Protestes des Königs von Hannover führt, 
ist bezeichnend. Alles zeigt, daß man hier von emer 
aufrichtigen Versöhnung mit Preußen nichts wissen will. 
In höheren militärischen Kreisen macht man auch gar 
kem Hehl daraus, daß die Abrechnung nicht lange auf 
sich warten lassen wird. Begreiflich ist es daher auch, 
daß sich die entthronten Fürsten der Hoffnung hingeben, 
früher oder später wieder eingesetzt zu werden. Dagegen 
deutet alles darauf hin, daß Oestreich in dem Maße sich 
mit Italien auszusöhnen bestrebt ist, als es sich von 
Preußen entfernt. Das offiziöse „Wiener Journ." sagt 
zu dem Friedensschlüsse mit Italien: „So lange Italien 
der Besitz Venedigs fehlte, war es eine unfertige Macht; 
es besaß keine abgerundeten Grenzen, keinen Schwer 
punkt; es stand gewissermaßen zwischen zwei Feuern. 
Einerseits bedrohte es der Widerstand der eigenen, alten 
Parteien, welche bald da, bald dort Anknüpfungspunkte 
suchten; andererseits stand ihm Oestreich in gewappneter 
Stellung gegenüber, und daß das Festungsviereck von 
ungleich größerer militärischer Bedeutung ist, als die 
ziemlich improvisirte Befestigung von Bologna, darüber 
dürfte bei Kundigen kein Zweifel bestehen. Wie gänz 
lich verändert stellt sich heute die Situation dar! Mit 
der Räumung Venetiens, mit der Anerkennung Italiens 
vollzieht Oestreich zwei große Thatsachen, wobei es keine 
Hintergedanken hegt. Die Magnetnadel der europäischen 
Mission Oestreichs hat sich vom Süden abgewendet. 
Nur übler Wille der Regierung des Königreichs Italien 
könnte uns nöthigen, die Erinnerungen von Custozza 
und Lissa aufzufrischen. Was uns betrifft, so halten 
wir die weltgeschichtliche Aera deutscher Kämpfe auf ita 
lienischer Erde gerne für abgeschlosien." 
— Seit dem 18. Juni zahlt Sachsen täglich 10,000 
Thaler an das preußische Militär-Gouvernement; dies 
allein beträgt schon die Summe von 1,060,000 Tha 
lern, und diese Summe ist im Vergleich zu den übrigen 
Opfern, welche den Einzelnen durch Einquartierung, 
Stockung von Handel und Gewerbe, Kreditlosigkeit:c. 
treffen, noch sehr gering. Die Erhaltung der sächsischen 
Armee veranschlagt man mit täglich 30,000 Thalern; 
dies beträgt auf die 106 Tage, welche die Armee auf 
östreichischem Boden zubringt, 3,180,000 Thaler. Die 
furchtbare Last des Krieges vertreibt eine Familie nach 
der andern aus Dresden. 
Ueber einen tragikomischen Vorfall wird der „Bresl. 
Ztg." aus Kratzan berichtet: Ein Holzdieb aus 
Modlibow bei Böhmisch-Eichau hatte sich während der 
Nacht in den nahen Forst begeben und wollte eben einen 
bereits angesägten Baum fällen, als er ein Fuhrwerk 
herankommen hörte. Schnell flüchtete er auf den Wipfel 
eines andern Baumes, damit ihn der Förster, denn Nie 
mand andern mochte er um diese Zeit in der unwirth- 
baren Gegend erwarten, nicht finde. Kaum hatte der 
Holzdieb Posto gefaßt, als ein Mann sich näherte, 
welcher auf der Schulter einen schweren Kasten trug 
und selbigen dort niedersetzte. Der Mann hatte auch 
eine Schippe bei sich und grub ein tiefes Loch, in das 
er den Kasten versenkte. Darauf füllte er die Oeffnung 
mit Erde und bedeckte die Fläche mit Nadelholz, so daß 
die Spur der Vergrabung nicht leicht zu entdecken war. 
Nachdem der nächtliche Gräber sich entfernt und sein 
Fuhrwerk wieder bestiegen hatte, schlich der Holzdieb sich 
heran, wagte aber nicht, die Stelle zu öffnen, indem er 
wähnte, es sei ein Verbrechen begangen und das eorpus 
äelieti daselbst verscharrt worden. Sogleich eilte er nach 
dem Dorfe, wo seine Anzeige nicht geringe Aufregung 
hervorbrachte. Alles strömte nach dem Walde, das 
Grab wurde geöffnet, und was fand sich in dem ver 
meintlichen Sarge? Blanke 30,000 Gulden, welche 
ein begüterter Bauer aus Furcht vor den Preußen ver 
borgen hatte; er bekannte sich auch bald als Eigenthü 
mer, die Preußen aber ließen den gehobenen Schatz un 
berührt. 
In einem Hotel in Berlin war während des Festes 
eine solche Fülle von Gästen, daß man dieselben an je 
dem nur irgend passenden Orte, vnd so unter andern 
auch in dem vorhandenen Badezimmer unterbringen 
mußte. So hatte, wie das „Fr.>Bl." erzählt, ein Ehe 
paar in einer Badezelle derart Platz gefunden, daß die 
Dame in einem daselbst aufgestellten Bett, der Herr aber 
auf einer über die Badewanne gelegten Matratze seine 
Schlafstätte aufgeschlagen. In der Nacht aber fühlt sich 
der Herr veranlaßt, die Bedienung zu rufen und sucht 
deshalb nach der Klingelschnur; wer beschreibt aber sei 
nen Schreck, als plötzlich ein Strom Waffer sich über 
ihn ergießt, und, je mehr er klingelt, um so mehr fließt 
das Wasser. Auf sein und seiner Frau Geschrei und 
Lärmen eilt endlich die Dienerschaft herbei, und nun er 
klärt sich die Szene dahin, daß über der dem Herrn als 
Schlafstätte dienenden Badewanne zwar eine Klingel 
schnur für die Dienerschaft, zugleich aber auch ein sol 
cher Zug zur Oeffnung der Brause sich befand, und der 
Herr hatte an dem Letzteren gezogen und so sich immer 
von neuem wieder mit Wasser überschüttet.
	        

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