Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

Kicchtenftcincr Fandcszcitung. 
Vierter ^alirKanK. 
Vaduz. Samstag Rrv. SV. 13. Oktober 18KK. 
Dieses Blatt erscheint in der Regel monatlich 3mal und kostet ganzjährig 1 fl. 50 kr. Einrückungsgebühr für die gesval- 
tene ZeUe 4- Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion — in Feldkirch bei der löbl Wagner'schen Buch 
handlung oder bei der k. k. Post. Die Redaktion besorgt auch Bestellungen auf das liechtenst. Landesgefetzblatt. 
Vaduz, 10. Oktober. 
Endlich ist der Friede zwischen Oestreich und Italien 
unterzeichnet und die Welt kann sich getrost den Be 
schäftigungen des Friedens hingeben. Trotzdem will 
kein rechtes Vertrauen aufkommen. Es trifft sehr zu, 
was ein Schweizerblatt, der „OvnMäere" von Freiburg 
sagt: 
„Niemals ist in Europa so ernstlich und so furchtbar 
gerüstet worden, wie seit dem letzten Friedensschluß. 
Europa starrt von Waffen; es schläft nur noch mit 
einem Auge und jede Nation bewacht ängstlich ibren 
Nachbar, sucht ihn in Kriegsvorbereitungen zu über 
bieten. Wie weit das noch gehen wird, bis die „Welt- 
Ausstellung" zu Ende ist, weiß Niemand. Das König 
reich Italien eristirt kaum fünf Jahre, so ist Viktor 
Emanuel schon genöthigt, seine Regimenter aufzubieten, 
um den Aufstand auf Sizilien niederzuwerfen. Europa 
bedarf im höchsten Grade der Wiederaufnahme seiner 
industriellen Thätigkeit. Unglücklicher Weise hat es zu 
viel Papier in den Taschen und zu wenig Vertrauen 
im Herzen. Es wird erst zur Ruhe gelangen, wenn 
der zweite Dezember vom Schauplatze abgetreten ist. 
Die ganze Handelswelt ist krank an Entmuthigung; der 
Unternehmungsgeist ist gelähmt von einem Ende zum 
andern. Unsere ökonomische Bedrängniß, das allgemein 
herrschende Mißtrauen sind ein wahrer Landschaden, ge 
gen welchen die Regierungen, die sich sonst in Alles 
mischen, viel eher eine Koalition bilden sollten, als für 
den Zweck, ihre Autorität aufrecht zu erhalten. Es 
würde vielmehr an der Zeit sein, der gewerblichen Thä 
tigkeit der Menschen die Sicherheit wieder zu verschaffen, 
welche Bonaparte durch seine militärischen Erpeditionen 
zu Grunde gerichtet hat, als auf unfruchtbare und blu 
tige Annexionen zu stnnen." 
Auch in Amerika ist Gährung und Unsicherheit. Der 
Präsident Johnson, seiner Geburt nach ein Südländer, 
kann es nicht verbergen, daß er mit den ehemaligen 
Sklavenhaltern gleichen Sinnes ist. Schon manche 
gute Frucht des Bürgerkriegs ist unter den Händen die 
ses Mannes zu Nichts geworden. Es gibt Leute, welche 
glauben, zur vollständigen Kur der Südländer bedürfte 
es noch eines Krieges. 
In Oestreich wurde einstweilen mit der Reorganisation 
des Militärwesens begonnen. Der erste Schritt auf 
dieser neuen Bahn war die Einführung rother Hosen 
und Käppis nach französischem Muster. Von einer 
Reform der politischen Zustände verlautet noch Nichts 
— und doch wie noth thäte eine solche. Wohl regen 
sich die Deutschen, indem eine Zahl ehemaliger Reichs- 
tags- und Landtags-Abgeordneter zusammenkamen. Sie 
erklärten unter anderm, daß die Einberufung des Reichs 
rathes dringend sei, um aus der ins Unabsehbare sich 
fortziehenden Verschleppung der wichtigsten Fragen her 
auszukommen. 
Preußen und Bayern sind einig in dem Gefühle, daß 
dem Frieden nicht zu trauen sei. Bismark hat sein 
Mißtrauen gegen lange Erhaltung des Friedens in der 
Kammer offen ausgesprochen und seine Rede war nichts 
weniger als ein kleiner Pfiff, um die Kriegskasse zu 
füllen. Bei Bayern hat der Friede einen Pferdefuß. 
Von den zahlreichen Militärpferden werden jetzt nur die 
geradezu untauglichen verkauft und sogleich durch neu 
angekaufte ersetzt, die andern augenblicklich entbehrlichen 
werden bei Landwirthen eingestellt. Auf böse Gedanken 
kommt man in Reußen und Preußen durch Sachsen. 
König Johann widerstrebt dem Eintritt m den nord 
deutschen Bund beharrlich und bleibt trotz seiner unbe 
haglichen Lage mit seinem Heere in Oestreich. Stecken 
Einflüsterungen Oestreichs, das auf Preußen ungeheuer 
erbittert ist, und Frankreichs dahinter? — Die angeb 
liche Anrede des Kronprinzen von Sachsen an seine 
Truppen, sie würden mit den Franzosen :c. Rache an 
Preußen nehmen, wird ausdrücklich als Erfindung be 
zeichnet. 
In Frankreich hatten seither die Menschen wegen 
Cholera, Erdbeben und Überschwemmungen der Flüsse 
viele Angst auszustehen. Jetzt kommt eine vierte Plage, 
die Theueru n g hinzu. Der vierpsündige Laib Brod, 
der vor zwei Monaten noch 13 Sous kostete, wird jetzt 
mit 17 bezahlt. 
-Allerhand Neuigkeiten. 
* Baduz, 9. Oetober. Seit der kirchlichen Trennung 
von Schaan besitzt die Gemeinde Vaduz nur eine kleine 
Kirche, nämlich die frühere fürstl. Kapelle, die nicht die 
Hälfte der Bevölkerung beim Gottesdienste zu fassen 
vermag. Darum anerkannten die resp, kirchlichen und 
weltlichen Oberbehörden das dringende Bedürfniß einer 
neuen Pfarrkirche. Schon im Jahre 1859 veranstaltete 
der Gemeindevorstand von Vaduz zu genanntem Zwecke 
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.