Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

Tage erinnern wird, — in denen wir mit dieser braven 
Truppe Freud und Leid zu theilen die Ehre hatten. 
Edler von Metz, Major." 
Feldkirch, 25. September. Wegen der in Dorn- 
birn durch Einschleppen aus dem Salzburgischen ausge 
brochenen Rinderpest, die jedoch bisher auf wenige Falle 
beschränkt blieb, sind von Seite der Statthaltern eine 
Reihe Sanitätsmaßregeln schleunigst angeordnet worden, 
so daß man hoffen darf, das Uebel werde im Keime 
erstickt. Der Regierungsrath des Kantons St. Gallen 
hat laut Mittheilung vom 22. d. M. gegen die an 
grenzenden Bezirksämter Dornbirn, Bregenz, Feldkirch 
und Bludenz, so wie gegen das Fürstenthum Liechtenstein 
eine gänzliche Viehsperre auf unbestimmte Zeit verhängt 
und die Einfuhr von roher Wolle, Klauen, Häuten, 
Fleisch und ungeschmolzenem Talg aus den bezeichneten 
Gegenden verboten. 
Aus der „Vorarlberger Landesztg." entnehmeu wir, 
daß über Verfügung der Statthaltern der auf heute 
fallende Dornbirner Viehmarkt in Rücksicht auf die Seu 
che nicht abgehalten wird. Ebenso ist daselbst zu lesen, 
daß aus dem gleichen Grunde das k. Bezirksamt Lindau 
die Einfuhr von Hornvieh, Schafen und Schweinen 
aus den Bezirken Dornbirn und Bregenz nach Baiern 
verboten bat. F. Ztg. 
Aus dem Rheinthal wird dem „N. Tagbl." geschrie 
ben: In der Nacht vom 17. auf den 18. d. ist der 
Rhein wieder ziemlich hoch angeschwollen und hat dies 
mal schwarzgraues Bündner Wasser gebracht und da 
mit auch eine Masse Sand oder Letten hinuntergespült. 
Seitdem der Rhein von oben herab durch Korrektions 
bauten eingeschränkt ist, hat das Wasser einen viel 
schärferen Lauf erhalten, und sind einmal die Wuhren 
von Ragatz bis Diepoldsau auf beiden Seiten geschlos 
sen, so wird der um so schneller fließende Strom das 
alte Sand oder wie das Geschiebe heißen mag, weg 
räumen und das Rinnsal tiefer legen. Dieses Geschiebe 
wird er aber, sofern der Durchstich nicht zu Stande 
kommt, bei Diepoldsau, wo bekanntlich der Rhein eine 
starke Kurve hat, ablagern und mit der Zeit die be 
nachbarten unteren Gemeinden zwingen, die Durchstichs 
frage ernstlich in Anregung zu bringen. 
Der Kaiser von Oestreich kündigt dem preußischen 
Königshause alle Freundschaft. Die Regimenter, welche 
die Namen des Königs Wilhelm oder preußischer Prin 
zen führten, müssen diesen Namen ablegen. Gleichzeitig 
haben die Erzherzoge in Berlin erklären lassen, daß sie 
auf die Ehre verzichten, Inhaber preußischer Regimenter 
zu sein. 
Bei dem Berliner Siegeszug hatten ein paar Ham 
burger ein zweifensteriges Zimmer gemiethet um den 
Preis von circa 500 Frk. für 2 Tage. 
Im letzten Kriege verlor die preußische Armee und 
ihre Verbündeten 1696 Gefangene und Vermißte, 3165 
Todte und 15,192 Verwundete. Die östreichische Ar 
mee und ihre Verbündete 50,806 Gefangene, Todte und 
Verwundete sind noch nicht bekannt. Die Preußen er« 
oberten 486 Geschütze und 31 Fahnen, verloren hätten 
sie nichts. 
Der Brand iu Antwerpen. Ueber den großen 
Petroleüm-Brand bringt der „Schwab. Merk." folgende 
Schilderung: 
Nachdem die Cholera beinahe ganz verschwunden war, 
brach ein großes Brandunglück über einen der ärmsten 
Theile der Stadt aus. Das Feuer hat über 14 Tage 
gebrannt, und nur den enormen Anstrengungen und der 
blindesten Tollkühnheit einer Anzahl ungeheuer bezahlter 
Arbeiter ist es zuzuschreiben, daß das Unglück auf eine 
verhältnißmäßig geringe Ausdehnung beschränkt blieb. 
In einem uralten, jetzt zu Magazinen eingerichteten Ge 
bäude, genannt de Gans, worin große Vorräthe von 
Baumwolle, Wolle, Hanf, Reis, Hölzer und Petroleum 
aufgehäuft lagen, brach das Feuer in einem Petroleum 
raum Morgens gegen 6 Uhr aus durch die Unvorsich 
tigkeit eines Küfers, der auch gleich sein Leben dabei 
verlor. Durch die sich entwickelnde Hitze fingen sofort 
die umliegenden Petroleumfässer an zu erplodiren, und 
das brennende Oel lief im ganzen Hofraum umher, so 
daß die Löschmannschaften sich zurückziehen mußten, 
nachdem sie die Oeffnungen der ebenfalls mit Petroleum 
angefüllten Keller sorgfältig verstopft hatten. Das Ma 
gazin de Gans war in Folge der Petroleum-Erplosion 
ganz in Feuer gehüllt, das vier Häuserhöhen zum Him 
mel aufloderte. An ein Retten war bei diesem Gebäude 
nicht mehr zu denken; man beschützte daher die Nachbar 
schaft, konnte aber nicht verhüten, daß schon um 10 
Uhr ein zweites Entrepot mit Petroleum und Wolle 
ebenfalls in Flammen stand, nämlich la Crypte. Bis 
gegen Mittag war kein Wind und der Zustand des 
Feuers blieb derselbe. Um 12 Uhr jedoch entstand eine 
furchtbare Katastrophe. Das Magazin de Gans stürzte 
mit entsetzlichem Gekrach zusammen und zerschmetterte 
die umstehenden bedeutend kleinern Häuser; kurz nachher 
krachte auch die Crypte zusammen, doch fielen dort die 
Giebel nicht mit. Nun, als das Feuer ganz zu Boden 
lag, entstand eine kurze Pause, und man hätte glauben 
können, die Gefahr sei vorbei. Durch die sich am Bo 
den konzentrirende Gluth entwickelte sich aber eine solche 
Hitze m den Kellern de Gans, daß eine Erplosion jeden 
Augenblick zu befürchten stand. Für Militär und Pom- 
piers wurde daher allgemeine Netraite geblasen, und 
kaum hatten sie den Platz verlassen, als mit einem 
dumpfen Krach eine furchtbare kohlenschwarze Rauch 
wolke sich aufthürmte und das brennende Petroleum 
über die Straße lief. Das waren die Keller de Gans, 
in denen 3000 Faß Petroleum lagen. Das brennende 
Petroleum wurde von den Soldaten und Pompiers so 
fort abgegraben und dann mit Sand ausgelöscht, den 
Keller mußte man aber ganz seinem Schicksal überlassen, 
da man durch Zugießen von Wasser die Sache nur 
schlimmer gemacht und eine Verstopfung des durch die 
Erplosion gebildeten Herdes nur zu einer zweiten Er 
plosion geführt hätte. Nach 1 Uhr entstand ein hefti 
ger Wind, der ein furchtbares Gewitter brachte mit star 
kem Regen, welch letzterer all den Petroleumrauch auf 
die Stadt drückte, so daß kaum zu athmen war. Der
	        

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