Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

zu Bette legte. Eines Morgens kommt weder der Land 
wehrmann noch der muntere Knabe zum Vorschein. 
Man sieht nach, da ist der Landwebrmann am gebro 
chenen Herzen gestorben und der Knabe schläft ruhig in 
seinen Armen. Der Landwehrmann hatte daheim 7 
/ Kinder. 
In der Festung Mainz, dem Schlüssel von Deutsch 
land, haben die Bundestruppen beim Einzug der Preu 
ßen an baarem Gelde IMill. Thaler in 500 Fässern 
zurückgelassen. Man hofft, daß die Bürger der Stadt 
ihre Einquartierungslasten, die sie seither tragen mußten, 
aus dieser Festungskasse bezahlt erhalten. 
Durch die Einverleibung von Schleswig-Holstein, 
Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt am Main 
erlangt Preußen, welches seither eine Ausdehnung von 
5100 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung von 
19,300,000 Seelen besaß, einen Zuwachs von nahezu 
1300 Quadratmeilen mit etwa 4,500,000 Einwohnern. 
Das eigene preußische Gebiet steigt auf 6400 Quadrat- 
meilen, die Bevölkerung auf 23,800,000 Seelen. 
— Im Nassauischen prügeln sich die Bürger vielfach 
mit den preußischen Soldaten herum. In Wiesbaden 
haben selbst die Dienstmägde an einem solchen Kampfe 
Theil genommen. Die Preußen zogen blank und es 
floß Blut. In Lorch haben die jungen Leute des Or 
tes die preußische Fahne, die auf einem hoch über dem 
Nheine gelegenen alten Schlosse flatterte, herabgerissen 
und in Fluß geworfen. So stehts mit der Anerkennung 
der Bismarkischen Nechtstheorien in den annerirten Län 
dern. Hätte Bismark im Namen und im wahren In 
teresse der deutschen Nation seinen „Reformfeldzug" un 
ternommen, es wäre viel anders gekommen. Allein im 
Namen der königlichen Willkühr Throne und Verfassun 
gen umstürzen, das geht selbst den vielgeplagten Kur 
hessen und Nassauern wider den Strich. 
Die deutsche Auswanderung nach Amerika war nie so 
zahlreich, wie in diesem Jahre, wo über Bremen allein 
48,446 Personen bis jetzt abgereist sind. Im ganzen 
Jahrgang 1865 gingen nur 44,640 Personen über die 
sen Platz. 
— In der Zeit vom 1. Januar bis 31. August d. 
Js. verunglückten nachweislich 1827 Schiffe. 
— Der Preis der Negersklaven im Innern von 
Afrika ist sehr niedrig. Ein Neger von 25—35 Jahren 
gilt 24 Frk., von 16—25 Jahren 40 Frk., von 9-15 
Jahren 36 Frk. Eine Negerin von 6—12 Jahren 
45 Frk., von 12—16 Jahren 50 Frk., von 25 und 
darüber 20—60 Frk. Für einen Lappen rothes Tuch 
kann man unter den gegenwärtigen Umständen schon 
eine Sklavin bekommen. 
Die Elsäßer ziehen es vor, Franzosen zu bleiben, 
als sich einer Behandlung unterworfen zu sehen, wie sie 
unlängst der freien Stadt Frankfurt auferlegt wurde. 
So sprach jüngst bei einem Ackerbaufest in Eolmar ein 
angesehener Mann jener Provinz. 
Drei junge Engländer, die Gebrüder Noung, hatten 
in den letzten Tagen eine Besteigung des Bergriesen 
Montblttne und zwar ohne Führer unternommen. Sie 
Druck von 
hatten auch glücklich den Gipfel erreicht, hatten dort 
längere Zeit verweilt und traten die Rückwanderung 
wieder an. Bei einem aus Eis gebildeten Abhang glitt 
der Eine aus und riß seine beiden Brüder, die mit ihm 
durch ein Seil verbunden waren, mit sich in den Ab 
grund. Zum Glück fielen sie auf frisch gefallenen Schnee, 
zwei hatten unbedeutende Verletzungen, der jüngste aber 
hatte doch eine Hirnerschütterung erlitten und war todt. 
Man hatte von Chamouny aus, wo man durch ein 
Fernrohr den Unglücksfall bemerkt hatte, eine Anzahl 
Führer zu Hülfe geschickt. 
Graubünden. Die Bündner Volkszeitung berichtet, 
daß in Klosters ein einhändiger Schafhirt, Namens Hew, 
auf dem Gebirge einen lebendigen, fünf- bis sechsjähri 
gen Gemsbock fing und in's Dorf brachte. Der Bock 
hatte sich öfters traulich unter die Schafherde gemischt, 
und suchte mit Vorliebe die Stellen auf, wo der Hirt 
seiner Hcrde von Zeit zu Zeit Salz austheilte. Eines 
Tages, als er wieder unter der Herde erschien, umkreiste 
der Schäfelhund letztere, um ihn einzugrenzen. Der 
Gemsbock entsprang jedoch in ein Tobel und eilte durch 
dasselbe bergan. Der Hirt legte sich in den Hinterhalt, 
wo er glaubte, daß der Bock wieder aus dem Tobel 
herauskommen werde. Als der Bock dort auch wirklich 
zum Vorschein kam, warf er sich auf denselben, und es 
gelang ihm, nach hartem Kampfe, wobei das Thier ein 
Auge verlor, einen Strick aus seiner Tasche zu ziehen 
und den Arrestanten zu binden. Derselbe befindet sich 
gegenwärtig im Besitze von I. Graß in Klosters. 
Thurgau. Letzter Tage hat ein Grenzjäger auf seiner 
Streislour zwischen Kreuzlingen und Tägerweilen einen 
Menschen aufgegriffen, der sich erschießen, verbrennen, 
den Hals abschneiden und hängen wollte. Indessen 
tiatte er weder Gewehr noch Pistole bei sich, sondern 
streute Pulver auf ein auf dem Felde angezündetes Feuer 
und hielt den Kopf darüber, so daß er sich weiter nichts 
als das Gesicht verbrannte. Alsdann schnitt er sich mit 
dem Rastrmeffer in den Hals, aber nicht tief genug. 
Schließlich war er eben daran, sein Halstuch als Strick 
zum Hängen zu gebrauchen, als ihn der Grenzjäger 
abfaßte und durch die badische Polizei in's Spital zu 
Konstanz befördern ließ; der Mann, etwa 35 Jahre 
alt, ist von Hilzingen im badischen Amt Engen. 
Landtagsverhandlungen. 
Berichtigung. In letzter Nr. steht unmittelbar 
nach Mittheilung des Eommissionsberichtes über die An 
gelegenheit des Martin Büchl der Satz: „Der Commis- 
sions-Antrag wird nicht angenommen," dafür ist zu 
lesen: „Der Commissions-Antrag wird einstimmig 
angenommen." 
Cnrs. 
Für 100 fl Silber wurden in Wien bezahlt: 
Samstag, den 15. September. . . fl. 128.25 Banknoten' 
Donnerstag, den 20. September. . . fl. 127.50 » 
Herausgeber: Gregor Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler. 
Graff in Feldkirch.
	        

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