Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1866)

Liechtensteiner 
Vierter «kakrSÄitS. 
Vaduz, Samstag 
Nro. R 
k. Zämer 18KK. 
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Dieses Blatt erscheint in der Regel monatlich 3mal und kostet ganzjährig t ss. 5N kr. EinrückungSgebühr für die gesvaö« 
tene Zeile 4 Nkr. Vlan bestellt die Geltung m Vaduz bei der Redaktion - in Feldkirch bei der lövl Wagner'schen Buc^ 
Handlung oder bei der k. k. Post. Die Redaktion besorgt auch Bestellungen auf das liechtenst. Landesgesetzvlatt. 
- An unsere Leser. 
Es ist das vierte Jahr, in welches die Landeszeitung 
mit dieser Nummer eintritt. Die Landeszeitung ist gleich 
alterig mit dem konstitutionellen Leben in unserem Länd 
chen. Mit dem Beginn der neuen Ordnung fand sich 
das Bedürfniß eines öffentlichen Blattes, um den Lan 
desbewohnern von dem Entwicklungsgange des staatli 
chen Lebens Nachricht zu geben. In den möglichst um 
fassend mitgetheilten Landtagsberichten hat unser Blatt 
diese Aufgabe zu lösen versucht, sowie die Mittheilung 
des Landesgesetzblattes jedem Leser Gelegenheit geben 
sollte, die ^neuen Verordnungen und Gesetze kennen zu 
lernen. 
Neben dieset Richtung wollte die Landeszeitung auch 
jene Fragen besprechen, welche in der Ausübung und 
Anwendung der Gesetze angeregt werden. Es ist man 
cherlei in den Spalten dieses Blattes in dieser Beziehung 
debattirt worden — es ging kein ^ür das Allgemeine 
oder für einzelne Gemeinden wichtiges Ereigniß vorüber, 
ohne die gebührende Beachtung in der Landeszeitung zu 
finden. 
Wenn aber zu manchen Zeiten die Besprechung von 
Landesangelegenheiten zurücktrat, so findet, sich das leicht 
erklärlich. Wie der Kreis unseres staatlichen Lebens 
kein ausgedehnter, so sind auch die Erscheinungen dieses 
Lebens nicht so mannigsqltig als in größeren Staaten. 
Es liegt nicht in der Aufgabe der Presse, die Thatsachen 
zu machen, sondern sie ist nur im Stande, ihnen beob 
achtend, berichterstattend :c. zu folgen. Ein anderer 
Umstand ist auch der, daß uns, mit wenigen, verdan- 
kenswerthen Ausnahmen, fast keine Berichte oder^ münd 
liche Mittheilungen von Begebenheiten, Fragen zc. aus 
den einzelnen Gemeinden gemacht wurden. Es kann 
damit Niemand ein Korwurf zugedacht sein, indem das 
persönliche Ermessen des Einzelnen in dieser Beziehung 
allein maßgeblich ist. Allein es ist wenigstens billig, 
daß dieses Verhältniß bei der Beurtheilung unserer Be 
ziehungen zu den Landesangelegenheiten in Berechnung 
gebracht wird. 
Es besteht nun die Absicht, die Leistungen unseres 
Blattes-in dieser Beziehung zu erhöhen, infoferne es 
durch freundliche, theilnehmende Unterstützung der gemein 
samen Sache des politischen Fortschrittes, der Verbrei 
tung allseitiger Einsicht in die Landesangelegenheiten 
möglich ist. Indem wir diese Worte an alle gleichse 
hende Leser richten, hoffen wir auch im neuen " 
auf den Fortbestand unserer freundschaftlichen Beziehun 
gen. Möge das neue Jahr in allen Theilen so günstig 
ausfallen wie das verwichene. Möge sich mit dem Glücke 
und Wohlergehen der Einzelnen und der Familien das 
Gedeihen und die Blüthe der Gemeinden und deS gan 
zen Landes vereinigen. ^ Es grüne und wachse die Ein 
sicht, die Eintracht und der Friede, die Freude am ge 
meinsamen Fortschritt — fern bleibe die Wietracht, der 
verächtliche Eigennütz! 
Die Redaktion. 
Rundschau. 
Seit Oestreich so glücklich war, bei den französischen 
Geldbarönen eine Anleihe zu machen, hat sich eine 
freundschaftliche Zuneigung zwischen Wien und Paris 
entwickelt. Man will sogar von einem östreichisch-fran 
zösischen Bündniß vernommen haben. Bei dieser Sach 
lage wird Oestreich den Bismark'schen Plänen aufSchles- 
wig-Holstein kaum entgegen kommen. Eine andere Folge 
dieses Bündnisses oder dieser vorläufigen Freundschaft 
wird sein, daß Oestreich sich mit Italien auf einen bes 
seren Fuß stellt. 
Die Preußen sind ganz erbost auf diese glückliche 
Situation Oestreichs und sie machen sich Lust durch ge 
waltiges Schimpfen. Im eigenen Lande gebt es dem 
Preußenkönig noch immer nicht nach Wunsch. Es naht 
wieder die Zeit, wo der Landtag zusammenberufen wer 
den muß. Was von der Stimmung der Abgeordneten 
verlautet, ist nicht erfreulich für Bismark und seine 
Schergen. Sie werden noch ferner sich genöthigt sehen, 
mit ungesetzlichen Geldern zu wirthschaften. 
Die nordamerikanischen Volksvertreter sprechen sehr 
unziemlich von dem „sogenannten Kaiser" von Meriko 
und sie geben ganz unverblümt pl erkennen,, daß das 
Kaiserthum nie und nimmer von der Republik an 
erkannt werden wird. Im Gegentheil halten sie den 
Präsidenten Juarez für das rechtmäßige mexikanische 
Staatsoberhaupt. Ob aber die Franzosen bei solcher 
Sachlage noch länger in Meriko aushalten können ohne 
einen Krieg, mit den Vereinigten Staaten zu erregen, ist 
sehr zweifelhaft. Mit dem Abzüge der Franzosen ist 
aber der Kaiser Mar sozusagen völlig hilsloL und ver 
lassen; er würde den ziehenden Franzofen auf dem Fuße 
folgen. Kaiser Napoleon zieht zwar seine Soldqten 
aus Rom heraus, erlaubt über dem Papste 
Mann auf seine Kosten in Frankreich anzuwerben
	        

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