Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

Gemeinden vereinigen. Nach einer kurzen Debatte über 
das Eigenthumsrecht der beiden landschaftlichen Spritzen 
wird das Gesetz einstimmig angenommen. 
Eine zweite Lesung dieses und des vorigen Gesetzes 
wird nicht nöthig erachtet. 
Die Annahme des Rekrutirungsgesetzes pro 1866 er 
folgt einstimmig, indem dasselbe gleichlautend ist mit 
dem von 1865. 
ES kommen nun einige Nachtragsbestimmungen zur 
Schulordnung in Berathung. Danach wird die Dauer 
des Schulbesuches für die Zeit vom angetretenen 7. bis 
zum vollendeten 14. Jahre festgesetzt. Ferner sollen in 
den Monaten Dezember, Januar und Februar wöchent 
lich 3 Stunden- Unterricht im Bauzeichnen gegeben wer 
den, dessen Kosten aus dem landschaftlichen Schulfonde 
zu bestreiten sind. 
Im Schulgesetze vom I. 1859 sind die Lehrergehalte 
ohne Angabe der Währung ausgesetzt, sie wurden bisher in 
Reichs-Wäbrung ausgezahlt, obwohl schon im Dezember 
1858 die ösir. Währung als Landeswährung eingeführt 
war. Um nun diese Unregelmäßigkeit zu heben hat die 
f. Regierung auf Grund einer Petition der Lehrerschaft 
beim Landtag die Zustimmung zur Auszahlung der Ge 
halte in östr. W. nachgesucht. Die Erhöhung der Ge 
haltsbezüge, welche sich in dieser Weise ergibt, wird zu 
Vz vom Schulfond und zu ^ von den Gemeinden ge 
tragen. Die Gesammtsumme des Mehrbetrags aller 
Besoldungen im Lande beträgt st. 512 57 kr., wovon 
der Schulfond fl 34l 70 kr. leistet. — Der Landtag 
gibt zu dieser Maßregel seine volle Zustimmung. 
In die Kommission für das Wuhrgesetz sind erwählt.- 
Marrer und Quaderer je mit 12, Kind und Schädler 
je mit 8, Bargetze mit 7 Stimmen. 
Nächste Sitzung wurde am 4. September abgehalten. 
Äer Bericht in nächster Nummer. 
' Kurze politische Rundschau. 
Wir haben lange keine Rundschau mehr gebracht. 
Unsere Leser haben dabei nicht viel verloren. Wohin 
man auch den Blick sendet, so ist wenig Neues oder 
Merkwürdiges zu erspähen. Im Sommer ist es in der 
Regel nicht anders. Erst wenn die Herren Diplomaten, 
Minister und Staatsoberhäupter ihre Winterquartiere 
wieder bezogen haben, sind bessere Zeiten in Aussicht. 
Eins hat vor kurzer Zeit alle Welt in Erstaunen ver 
setzt, der Handel, den die Monarchen von Oestreich und 
Preußen un Bad Gastein mit einander abgeschlossen ha 
ben. Nebst Schleswig-Holstein haben diese beiden Mo 
narchen auch das Herzogthum Lauenburg von Däne 
mark abgetreten erhalten. Oestreich und Preußen be 
sitzen diese Länder gemeinschaftlich. Cs hat nun Oestreich 
seinen Antheil von Lauenburg dm baare 2/2 Millionen 
Thaler an Preußen verkauft! — Holstein wird in Zu 
kunft allein von Oestreich, Schleswig allein von Preu 
ßen beherrscht. — Man hat seit, ein paar Jahren so 
sonderbare Dinge in Deutschland erlebt, daß solche Hän 
del eigentlich gar nicht mehr der Rede werth sind. Ob 
man einen einzelnen Menschen verkauft oder ein ganzes 
Land voll Menschen, wer will da einen Unterschied finden? 
So weit sind wir also mit dem bekannten „ Rechtssinne ^ 
des Königs von Preußen gekommen. Der deutsche Mi 
chel hat einen unbegrenzten Glauben an die Gutmüthig 
keit seiner Rebenmenschen und dieser Glaube ist wo mög 
lich noch gesteigert gegenüber denjenigen, welche vom 
Himmel irgend welche Auszeichnung erhalten haben. 
Da schreibt ein Philister in der Zeitung, des Königs 
von Preußen „unbeugsamer Rechtssinn" wird sich gegen 
die Emsackung von Schleswig-Holstein-Lauenburg sträu 
ben. Michel glaubt es aufs Wort. Wehe, wenn Einer 
diesen Rechtssinn bezweifelte. Heute findet fich Michel 
betrogen und nun geberdet er sich ganz untröstlich, daß 
das gute Recht so mit Küßen getreten werden kann. 
Michel wird seine Guthmüthigkeit noch viel arger zu 
büßen haben. 
So ist der Deutsche. Der Engländer aber ist z. B. 
über die Maßen eigensinnig. Was der sich einmal in 
Kops gesetzt, bringt ihm Niemand mehr heraus. Die 
Engländer wollen einen Telegraphen nach Amerika. Der 
erste Versuch mißlang, mit dem zweiten sind wieder an 
5 Millionen im Meer begraben worden, und kaum ist 
es gewiß, daß diese Millionen verloren sind, so wird 
schon wieder Geld gesammelt, um einen dritten Versuch 
zu machen. Einer muß doch gelingen, denkt der Eng 
länder. 
Von Amerika vernimmt man erfreuliche Nachrichten 
über Handel und Wandel. Die ungeheure Schuld von 
nahe 3000 Millionen Dollars wird regelmäßig verzinst 
und noch können jährlich 50 Millionen von der Haupt 
summe abgetragen werden, so daß dieselbe in weniger 
als 60 Jahren getilgt sein wird. Die Amerikaner ma 
chen in Friedenszeiten in der Regel keine Schulden, diese 
europäische Kunst gilt bei Ihnen nichts. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Vaduz, 6. Sept. Der Weinstock erfreut sich gegen 
wärtig der besten Witterung. Die Reife der Trauben 
ist schon weit vorgeschritten, es wird von vielen Seiten 
gewünscht, die Weinlese etwa in der Mitte des lau 
fenden MonatS vorzunehmen, damit nicht wieder wie 
früher der Ertrag durch Fäulniß .und Infekten vermin 
dert werde. Der heurige Wein w/rd von solch ausge 
zeichneter Güte werden, wie man es vielleicht seit 50 
Jahren nicht mehr erlebt hat. 
Triesen, 3. Sept. Unter dem Zuströmen einer 
außerordentlichen Volksmenge feierte heute der neuge 
weihte Priester Hr. L. Kindle feine erste hl Messe. Die 
Festpredigt hielt Hr. Pfarrer Balzer von hier, indem er 
die Wichtigkeit des Priesterstandes und die gegenüber 
stehende Pflicht der Dankbarkeit von Seite der Gläubi 
gen hervorhob. 
— In Süddeutschland haben die Viehpreise wieder 
etwas angezogen; es gibt nicht nur viel und gutes Emd, 
sondern auch die übrigen Herbstfutterkräuter, Klee, Rü 
ben zc. stehen vortrefflich. Die Fleischpreise sind in Süd 
deutschland im Ganzen niedriger als Hierzuland. In 
Augsburg kostet z. B. das Pfund Kalbfleisch 8—10 
Nkr.; das beste Mastochsenfleisch kostet zirka 22 Äkr.,
	        

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