Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

Liechtensteiner Kandeszeitung. 
Vaduz, Samstag 
Dritter ^adr^anS. 
Nro. S. 
21. Januar 1865, 
Dieses Blatt erscheint in der Regel monatlich 3mal und kostet ganzjährig 1 ff. 50 kr. Einrückungsgebühr für die gespal 
tene Zeile 4 Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion — in Feldkirch bei der löbl. Wagner'schen Buch 
handlung oder bei der k. k. Post. Die Redaktion besorgt auch Bestellungen auf das liechtenst. Landesgesetzblatt. 
Rundschau. 
Deutschland liegt im tiefen Schlaf — die Stille 
wird nur von dem Geschnatter einiger diplomatischen 
Federn unterbrochen. Was sie schnattern, — kein Mensch 
kümmert sich starum, man weiß ja, daß die Herren 
Staatsminister nur mit Worten fechten. Der preußische 
Staatsmaschinenlenker Bismark schoß am 13. Dezember 
v. Js. einen papiernen Pfeil nach München und später 
auch einen nach Stuttgart und den andern nach Dres 
den, um die vorlauten Regierungen dieser Länder etwas 
einzuschüchtern. Ihr müßt Euch gefallen lassen, was 
Preußen und Oestreich über Euch verfügen, sagt er. 
Man kann es nicht zugeben, daß der Bundestag Be 
schlüsse faßt, denen auch die preußische Großmacht sich 
unterwerfen müßte. Auf diese Note des Bismark hat 
nun der bayrische Minister v. d. Psordten eine Antwort 
gegeben. Daß damit aber etwas gebessert werde, glaubt 
Herr v. d. Pfordten selber nicht — und wir noch we 
niger. „Wir Bayern erlauben es nicht, daß irgend ein 
BundeSstaat sich die Vormundschaft über die andern an 
maßt. Wir müssen an dem Bunde festhalten, wie er ver 
tragsmäßig feststeht, in welchem alle Staaten gleiches 
Recht haben" — d. h. wo jeder thun kann, was er 
will. „Wir halten es für unsere Pflicht, der Nation 
dieses einigende (?) Band — den Bundestag — zu er 
halten"!? 
In Berlin wurde der Landtag wieder versammelt. 
Der König hat ihn persönlich eröffnet. Er meinte, weil 
die preußischen Krieger sich in dem schleswig-holstein'schen 
Kriege so gut gehalten hätten, so könne jetzt der Land 
tag nachgeben und das Geld bewilligen zur Umände 
rung des Militärwesens. Wenn man den Anzeichen 
trauen darf, so, macht sich der König vergebliche Hoff 
nung. Die Abgeordneten werden nicht nachgeben. 
Wir haben schon in der vorigen Rummer von einem 
Rundschreiben des Papstes berichtet, worin der 
selbe viele Dinge verdammt, die heutzutage für gut und 
recht gehalten werden. Der Kaiser Napoleon hat den 
französischen Bischöfen verboten, dieses Rundschreiben auf 
den Kanzeln zu verlesen. Natürlich, der Papst verdammt 
auch die Art, wie Napoleon Kaiser geworden ist und 
auch das französische Gesetzbuch ist vielleicht zur Hälfte 
verdammt. Aber die Bischöfe kümmern sich nicht um 
das Verbot und viele Haben das Rundschreiben bereits 
verlesen. Dadurch gibtS nun einen Krieg zwischen Kirche 
und Staat, der dem Napoleon noch theuer zu stehen 
kommen wird. — Ueberhaupt hat das päpstliche Schrei 
ben in der ganzen Welt einen Sturm verursacht, dessen 
Ende noch nicht abzusehen ist. 
In Amerika bekommt es auf einmal eine Wendung. 
Dem kühnen Unionsgeneral Sherman ist sein fast aben 
teuerlich scheinender Querzug geglückt; er hat Savannah 
besetzt und sitzt in der Wolle; denn er fand 30,000 
Ballen Baumwolle vor. Sein Hauptgegner, General 
Hardee, ist mit seiner Armee geflohen. In den Süd- 
st nahen steht's etwas jdesperat. Lebensmittel zwar hat 
Sherman auf seinem langen Zuge in Hülle und Fülle 
gefunden, die Soldaten aber schmelzen zusammen wie 
Schnee im Frühling. 200,000 Mann hat man noch 
auf den Beinen und im Nothfall das lebendige schwarze 
Ebenholz; das wird aber höchstens noch ein Jahr vor 
halten und dann heißt's Matthäi am letzten. Sehr em 
pfindlich fehlt's an Blei und Eisen; schon in den letzten 
Schlachten mußten die Soldaten das alte Blei auf den 
Schlachtfeldern auflesen und in Richmond reißt man die 
Wasserröhren auf, um Bomben draus zu machen. Auch 
an Salz fehlt's. 
Neuzahrsumnsche der ^C>bmaldner Wochenzeitnng". 
Bringe den Drucksachen die nöthige Freiheit und laß 
auf die Freiheit keinen Druck zu. — Laß die Hüte von 
besserem Filz machen und jbehüte uns besser vor Filzen. 
— Erhebe die Wahrheit zum Gesetz und laß das Gesetz 
eine Wahrheit sein. — Gib dem Gerichte mehr Münd 
lichkeit und der Mündlichkeit mehr Gerichte. — Laß die 
Leute nicht falsches Geld machen, aber laß auch das 
Geld nicht falsche Leute machen. — Erfülle unsere Hoff 
nungen zum besten und halte sie nicht zum besten. — 
Gib den Kaufleuten gute Messen und laß dagegen die 
Kaufleute besser messen. — Gib uns für die frommen 
Orden ordentliche Fromme. — Erhalte den Völkern die 
Preßfreiheit und nimm dagegen den Gewaltigen die 
Freiheit, zu pressen. — Schenke guten Menschen ein 
gutes Leben und laß die Schlechten zu einem besseren 
Leben übergehen. — Halte die Müller in Ehren und 
laß sie dagegen ehrlich sein. — Hebe die Schutzzölle auf 
und schütze uns dagegen vor vielen Zöllen. — Laß uns 
nicht erdrücken durch Steuern und steure dagegen der 
Unterdrückung. — Nimm den Wucherern das Getreide 
und laß dagegen das Getreide wuchern. — Schenke un 
fern Freunden mehr Wahrheit und der Wahrheit mehr 
Freunde. — Gib den Weisen Macht und den Mächti-
	        

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