Sie ivaren nicht von einem andern Land, fondern vom
Meere annectirt worden.
— Annexion. Auf den Wunsch der lauenburgi-
schen Regierung hat das preußische Kriegsministerium
gestattet, daß die aus dem dänischen Kriegsdienst ent
lassenen lauenburgischen Unteroffiziere und Musiker in
das preußische Kriegsheer eingereiht werden dürfen.
Ebenso ist den preußischen Truppen gestattet, Freiwillige
aus Schleswig-Holstein anzunehmen. Bis jetzt haben
sich aber keine Freiwilligen gemeldet. Die Lauenburger
wollen auch lieber in ihrem engeren Vaterlande bleiben.
—- Als die Präsidenten des preußischen Abgeordneten
hauses dem König zum Geburtstage gratulirten,
nahm dieser Gelegenheit, von der schweren Aufgabe sei
nes königlichen Berufes zu sprechen und schloß mit den
Worten: Es ist Ihre Aufgabe, mir die Regierungssorgen
zu erleichtern.
— Kurhessen will eine Militärkonvention mit Frank
furt am Main abschließen. Die Frankfurter sollen das
Geld hergeben und Kurhessen will die Soldaten stellen.
Aus der Schweiz. Die jGemeinde Buchs wird
eine Straße bis an die Rheinfähre bauen. Die Kosten
sollen 7000 Frcs. betragen. — Dem Großen Rath von
St. Gallen, welcher jetzt iversammelt ist, wurde vom
Regierungsrath das Begnadigungsgesuch des zum Tode
verurth eilten Walser von Quinten übergeben. Da
bei bemerkt die Regierung: „Das bis zum Augenblick
der That unbefleckte Leben des Unglücklichen, seine klag
lose Aufführung nach der That und sein reumüthiges
Benehmen im Untersuche vermochten uns, die Hinrich
tung aufzuschieben. Gerade am Jahrestage jenes
Tages, an welchem die Seele der Gemordeten die Gnade
des himmlischen Richters anfleht, übermitteln wir Ihnen
das Gesuch des Verurteilten um Gnade für sein Leben
und unterstellen dasselbe deshalb Ihrem Entscheide." —
Die St. Galler Regierung hat auf die Nachricht bin,
es sei die Rinderpest im Tirol ausgebrochen, sogleich
eine Grenzsperre gegen Oestreich und Liechtenstein ange
ordnet. Es dürfen weder Thiere noch thierische Roh
produkte, rohe Wolle, Klagen, Haare, Häute, Fleisch
und ungeschmolzener Talg über die Schweizergrenze ge
bracht werden. Die Bezirksämter an der Rheinlinie,
hier Werdenberg und Sargans, wurden mit dem Voll
zuge der Maßregel beauftragt. Auch der Bundesrath
hat seine Maßregeln gegen diese Krankheit ergriffen. Es
wurde ein Sachverständiger nach Tirol gesandt, um an
Ort und Stelle nähere Erkundigungen einzuziehen.
Der Tessiner Staatsrath hat den Protest des hl. Va
ters gegen das Schulgesetz zurückgewiesen, weil der
selbe nicht gegen einen Gesetzentwurf, sondern gegen ein
vom Großen Rath genehmigtes Gesetz gerichtet sei. Die
Regierung von Tessin müsse jede Einmischung eines
fremden Staates in cantonale Angelegenheiten zurückwei
sen. Der hl. Vater hatte in seinem Proteste das neue
Gesetz als ein sehr betrübendes Ereigniß für die Kirche
bezeichnet, „indem es die Söhne des Tessins in den höl
lischen Pfuhl der ewigen Verdammniß führen würde,
vor welcher er sie aus dem tiefsten Grunde seiner Barm
herzigkeit zu verwahren suchen muß."
— Wenn auch die französischen Abgeordneten
im Allgemeinen sehr beschränkte Rechte haben, so dürfen
sie alljährlich der Regierung und dem Kaiser doch wenig
stens ihre Meinung ohne Rückhalt aussprechm. Die
letzten Reden einiger französischen Abgeordneten waren
in dieser Beziehung wahrhaft unerhört; sie nannten die
Art und Weise, wie sich Napoleon zum Kaiser machte,
geradezu ein Verbrechen. Die Franzosen verlieren all-
mählig die Geduld. Während ringsum ihre Nachbarn
sich mehr oder minder des Genusses ausgedehnter poli
tischer Freiheiten erfreuen, sind die Söhne der großen
französischen Nation unter dem despotischen Joche Na
poleons geknechtet; denn gerade diejenigen Freiheiten,
die einst den Stolz Frankreichs bildeten, die Errungen
schaften der Revolution, hat Napoleon zumeist dem Lande
geraubt. Er versteht es, der Gier nach Geld und Reich
thum zu schmeicheln, und schädigt dafür die Güter der
geistigen und moralischen Cultur. Das kaiserliche Buch
über den Julius Cäsar hat'dex Welt die Augen vollends
geöffnet über hie geistige und sittliche Beschaffenheit des
Selbstherrschers aller Franzosen. Ein Mann, welcher
Cäsar und Napoleon vergöttert und im Ernste als Wohl
thäter der Menschheit preist, hat keinen Anspruch auf
unsere sittliche Hochachtung; und derjenige, welcher, wie
Napoleon, Alles vom blinden Schicksal regiert glaubt
und die Gesetze der Natur und des Geistes in ihrer
Bedeutung verkennt, steht im Allgemeinen auf einem
sehr einseitigen und untergeordneten Bildungsstandpunkt,
wäre er im Einzelnen noch so klug und listig.
— Der Kronprinz von England, Prinz von Wa
les, hat eine jährliche Einnahme von 100,000 Pfund
Sterling oder 2^ Mill. Franken; und doch kann er
mit dieser geringen Summe nicht leben. Es soll beim
englischen Parlament eine Erhöhung von 300,000 fl.
beantragt werden.
— Ein neues Land für den Papst. Eine
spanische Zeitung bringt die Nachricht, daß Spanien die
balearischen Inseln dem Papste als Besttzthum überlassen
werde, wenn er allenfalls den Kirchenstaat verlieren
würde oder sich flüchten müßte.
— Dem Kaiser Alexander von Rußland macht die Kon
stitution große Sorge, aber nicht die Rußlands oder
Polens, sondern die seines Sohnes und Thronfolgers.
Der blutjunge Mann, der Enkel des eisernen Nikolaus,
der einst das große nordische Reich regieren soll, leidet
an der Gicht und hält sich seit einem Jahre im Süden
Europas in Nizza auf, um allerlei Aerzte, die Lustkur
und warme Bäder zu gebrauchen. Die Aerzte und fein
Vater fürchten aber, daß seine Konstitution eine schwäch
liche bleiben werde, und das ist für den Kaiser aller
Reußen eine bedenkliche Sache, denn der Czaar unter
seinen Russen ist, wie Manche behaupten Patty unter
seinen Löwen. 5
— Aus Amerika vornimmt man fortwährende Sie
gesberichte der nördlichen Generale. Man erwartet in
nerhalb 6 Tagen den Fall Richmonds, der Hauptstadt
der Rebellen. Andere Nachrichten lauten dahin, die
Südstaaten hätten die Einstellung des Krieges beschlossen.