Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

äbzütettkett. Bei dkt Veredlung selbst müssen blk Wun 
den wieder frisch nachgeschnitten werden, bis man auf 
gehörig saftige Rinde trifft. 
2) Unter den Pfropfstellen sollen jederzeit beinahe alle 
Aeste, die nicht durch das Abstutzen oder Abwerfen weg 
fallen, als Zugäste belassen und erst in den folgenden 
^--3 Jahren nach und nach entfernt werden, zumal bei 
sehr vollsaftigen Bäumen; bei diesen ist es sehr anzu- 
rathen, das Umpfropfen nicht auf einmal, sondern in 
zwei Jahren auszuführen. Bei Nichtbeachtung dieser 
Vorsichtsmaßregeln können leicht die aufgesetzten Edel 
reiser im Ueberntaße des Saftes ersticken und selbst der 
Baum ist in größter Gefahr, das gleiche Schicksal zu 
theilen, weil ihm die Organe zur Saftverdunstung — 
die Blätter — durch Abschneiden fast sämmtlicher Aeste 
geraubt wurden. 
3) Die Schnittflächen der Aeste, worauf Edelreiser 
gesetzt werden, sollen gewöhnlich nicht über 2 Zoll Durch 
messer haben; auf solche von 1—Zoll werden 2, 
auf größere 3, 4 und mehrere Reiser gesetzt, damit die 
Schnittstelle bälder wieder überwalle. Das Verstreichen 
der Platten geschieht mit Baumwachs oder Baummörteh; 
kaltflüssiges Baumwachs leistet hiebei vortreffliche 
Dienste. — Im kommenden Frühjahr werden die zu 
dicht stehenden und zur Bildung neuer Aeste nicht noth 
wendigen Edelreiser ganz weggeschnitten. 
4) Von den verschiedenen Veredlungsarten können das 
Pfropfen in den ganzen und halben Spalt, das Rin 
denpfropfen und bei jungen Zweigen das Anschästen und 
Kopuliren angewendet werden. Ich gebe aus vielfacher 
Erfahrung dem Pfropfen hinter die Rinde den Vor 
zug, wenn die Aeste hiezu stark genug und gehörig im 
Safte sind. 
5) Bei Apfelbäumen wird das Umpfropfen am besten, 
wenn das Laub etwas getrieben hat, bei den übrigen 
Obstsorten zu gleicher Zeit, wie die gewöhnliche Früh 
jahrsveredlung ausgeführt. 
6) Windstille, warme und sonnige Tage sind, wenn 
immer möglich, zu dem Geschäfte des Umpfropfens zu 
benützen; bei rauher und regnerischer Witterung ist der 
Erfolg mehr als zweifelhast. 
7) Wird eine schwachtreibende Sorte auf eine starktrie- 
hige veredelt, so muß man mehr Reiser als gewöhnlich 
aufsetzen, auch mehr Zugäste stehen lassen und solche 
später als sonst wegnehme.n. 
8) In unserer von Föhnstürmen so häufig heimge 
suchten Gegend müssen die aufgesetzten Reiser durch bei 
gebundene kleine Pfähle oder eine überbogene und am 
Aste befestigte, stärkere Weidenruthe geschützt und an ge 
nannte Gegenstände die jungen Triebe angehestet werden, 
bis sie gehörig verholzt sind. Es dienen diese Vorrich 
tungen auch zum Schutze gegen Vögel, welche sich sonst 
gerne auf die Edelreiser setzen und sie abdrücken. 
9) Wenn im ersten Sommer, wie es durchschnittlich 
der Fall ist, nahe an der Veredlungsstelle viele und üp 
pige junge Wasserloden hervortreiben, so sind dieselben 
ganz oder theilweise zu entfernen, weil sie sonst den auf 
gesetzten Reisern zu viel Saft entziehen würden. 
Druck von Z. Grass's 
40) Die aufgesetzten Reiser Müssen durch meh 
rere Jahre von kundiger Hand beschnitten werden, 
damit sie bälder zu kräftigen Aesten erstarken und der 
Baum eine schöne Krone bilde. 
11) Den Boden unter dem umgepfropften Baume 
lockere man auf und gebe nach etwa zwei Jahren eine 
entsprechende Düngung. 
12) Damit bei dem Umpfropfen die letzten Dinge 
nicht ärger werden, als die ersten waren, d, 
h. daß man nicht wieder schlechtes oder un 
passendes Obst auf den Baum bekomme so 
achte man ja ängstlich darauf, die rechte Sorte der 
Edelreiser zu erhalten. Es müssen diese im Januar, 
Februar oder längstens Anfangs März geschnitten und 
bis zu ihrer Verwendung sorgfältig aufbewahrt werden. 
Oberlehrer Hing er. 
Künstlicher Dünger ist ein Ding, wovon noch 
die Meisten mit Achselzucken reden und es als Hirnge 
spinst der studirten Leute ansehen. So einer, der den 
Kunstdünger für Schwindel hielt, machte nun eine Probe 
und schreibt darüber in der Bauernzeitung: „Im vorigen 
Jahre habe ich ein Stück Feld, das ärmlich stand, zum 
Theil mit phosphorsaurem Kalk (Knochenmehl) überstreut 
und dadurch 295 Pfund Weizenkörner mehr qeerntet, 
als auf dem gleich großen, ungedüngt gebliebenen Theile." 
(Rechnung: 2^ Ctr. Knochenmehl kosten 7—8 fl.; 
295 Pfd. Weizen gelten noch jetzt, bei niederem Preise, 
14—15 fl. ö. W.; also Gewinn durch Knochenmehl: 
7—8 fl. Sind das nicht lohnende Prozente?). Ferner 
schreibt er: „Ich besamte im vorigen Jahre 380 Klafter 
eines mageren und dungarmen Bodens mit Gerste. Die 
selbe keimte spärlich und stellte sich so arm, daß ich in 
Versuchung kam, sieumzuackern, 10 Klftr. ließ ich indessen 
mit der Gerstensaat und bestreute 5 Klafter mit 15 Pfd. 
Knochenmehl (Superphosphat) und ließ die andern 5 
Klafter in ihrem ursprünglichen Zustande. Auf den be 
streuten 5 Klaftern erntete ich 33 Pfd. Gerstenkörner 
mehr. Diese Ergebnisse haben mich völlig zu Gunsten 
der künstlichen Dünger bekehrt." 
Vorarlberg bekommt nun auch eine landwirt 
schaftliche Zeitung. Sie erscheint in Bregenz monatlich 
2mal und kostet jährlich 3 fl. 
Berichtigung. Die Brod- und Fleisch-Taren, welche 
in Nr. 9 mitgetheilt wurden, sind die von Feldkirch und ver 
stehen sich in Banknoten. 
Curs. 
Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt: 
Freitag, den 25. März . . . . fl. 109. Banknoten. 
Donnerstag, den 30. März . . . fl. 108.50 -> 
Herausgeber: Gregor Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: Schädler. 
Wittwe in Feldkirch.
	        

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