Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

zusammentritt, neben anderen auch ein Wald- und eine 
Wuhrordnung vorzulegen. Ein wichtiger Berathungs 
gegenstand wird auch das Steuergesetz werden. Der 
bevorstehende Landtag ist auch insofern wichtig, als beim 
Schlüsse der Session 6 Mitglieder durch das LooS aus 
scheiden. Die Ergänzung geschieht durch eine neue Ab- 
Mrdmtenwähl. 
— Brodtare. Aus einer Gemeinde des Un 
terlands wird Klage geführt, daß sich der dortige 
Bäcker die 2 Kreuzer Brödchen mit 2^ Nkr. Kupfer 
münze zahlen lasse. Das macht 25 Agio. Es fragt 
sich, ob ein Bäcker das Recht hat die polizeiliche Brod 
tare zu überschreiten, ob er nicht verpflichtet ist, die ge 
setzliche Scheidemünze für voll zu nehmen? — Freilich 
kann er die Kupferkreuzer bei größeren Zahlungen nur 
nach dem Curs anbringen, der ist aber gegenwärtig nicht 
25 sondern 9 von 100. Weil wir im Lande keine wirk 
liche Silberscheidemünze haben — die Schweizermünze 
kommt hier nicht in Betracht — so glauben wir, daß 
der Bäcker wenigstens den Curs zu berücksichtigen hat. 
Mögen Bäcker und Konsument zusehen, wie sie das 
ausgleichen können! 
— Ueber die Baumschule in Mauren wird uns mit 
getheilt, daß dieselbe Eigenthum des Herrn Lehrer Ritter, 
sei; es sind demnach in 3 Gemeinden keine Gemeinde- 
Baumschulen. 
— Ueber die Hohenemser Jubelfeier bringt die 
Feldk. Ztg. nachträglich noch Toaste und Festgedicht vom 
Festprästdenten Herrn Leopold Reichend ach. Derselbe 
rühmt besonders das Gedeihen und die Eintracht der 
katholischen und israelitischen Gemeinde. Das Festgedicht 
preist Oestreichs mildes Regiment, unter dem sich Hohen- 
ems so glücklich fühle, und unter dessen Regierung 
„edle Freiheit muthig sproßt und keimt;" eS 
wird des schönen Vorarlberger Heimatlands gedacht, 
„wo jeder Bürger freier denkt und fühlt, und wo das 
Licht der Wahrheit hell erglänzet!" 
— Der Herzog voll Schleswig-Holstein-Augustenburg 
beabsichtigt, wenn seine Ansprüche keine Geltung erlan 
gen, nicht wieder nach Dolzjg zurückzukehren, sondern 
mit seiner Umgebung nach Koburg überzusiedeln. 
— Im August werden es 50 Jahre, daß die Rhein 
provinz preußisch geworden ist. In Köln haben die 
Stadtverordneten es abgelehnt, eine Jubelfeier zu veran 
stalten, da die Zeiten nicht danach angethan wären. 
Wenn freilich die preußische Regierung Ernst machen 
wollte mit ihrer Versöhnlichkeit und den unseligen Ver 
fassungskonflikt beilegen, dann werde auch am Rhein ge 
jubelt werden. 
— In Tangermünde haben sich einige preußische Dra- 
goneroffiziere aus Stendal sehr brutal benommen, 
Fenster eingeschlagen, die Nachtwächter durchgehauen und 
einige Bürger, die friedlich ihres Weges gingen, mit Sä 
belhieben arg verwundet. 
— Die Kaiserin Eugenie hat an alle souveräne 
Fürstenfrauen ohne Unterschied der Konfession ein Rund 
schreiben erlassen und darin um Beiträge zur Wiederhe!-- 
stellung der „Grabeskirche" in Jerusalem gebeten. 
— AuS der Schweiz. In Sargans wurde am 
letzten Sonntage eine Theatervorstellung zu Gunsten der 
flüchtigen Polen gegeben. Wir erhielten die Anzeige lei 
der zu spät, sonst hätten wir sie auf Wunsch der Thea 
tergesellschaft mit Vergnügen in unserem Blatte einge 
rückt. — Ein I. M. Walser von Quinten wurde wegen 
Raubmordes zum Tode verurtheilt. Der am 27. 
März zusammentretende Große Rath von St. Gallen 
hat über die Begnadigung des Verurtheilten zu entschei 
den. — Der Handelsverkehr mit Nordamerika 
steigt wieder. — Die Ausfuhr aus dem Bezirk Zürich 
war im Januar etwas über 400,000 Frs., im Februar 
betrug sie über 1 Mill. Frs. Es gehen besonders Sei 
denwaaren, Baumwollstoffe, Strohwaaren, Mühlebeutel 
stoffe :c. — Der hochw. Bischof Stephanus von Frei 
burg spricht sich in einem Hirtenbriefe für die Vermin 
derung der Feiertage aus: „Anstatt vor dem Altare 
die Entschlüsse zu erneuern, ein christliches Leben zu füh 
ren, vergeuden viele ihre Zeit, ihre Seele und die Frucht 
ihrer Arbeit im Spiel und in ^strafbarem Besuch der 
Trinkhäuser, und so werden die Gläubigen in Gefahr 
gebracht, auf den weiten Weg des Lasters hingerissen, 
statt auf den schmalen Weg der Tugend geführt und 
darauf beschäftigt zu werden, so daß sie sich dann weni 
ger mit der Demuth und Eingezogenheit abgeben und 
mehr mit dem, was der Hoffart und Eitelkeit schmeichelt, 
und Gott weniger geehrt, der Teufet aber mehr erfreut 
wird durch das Böse, welches geschieht." — In Bün 
den verstehen sie das Sparen. Im Jahre 1864 wur 
den 2845 Einlagen in die Sparkasse gemacht mit 
405,884 Frs., also fast ^ Million. Nach dem neuen 
Sparkassengesetz wird auch der Stand der liechtensteiner 
Sparkasse alljährlich veröffentlicht. Es lassen sich als 
dann gewiß lehrreiche Begleichungen anstellen. — Am 
7. März wurde die erste Konferenz wegen Abschluß ei 
nes Zoll- und Handelsvertrags zwischen Deutsch 
land und der Schweiz abgehalten. — In Mal ans 
hat die unvorsichtige Handhabung von Feuerwaffen wie 
der ein Opfer gefordert. Ein Mann trat mit dem Ge 
wehr in der Hand aus der Küche heraus. Dasselbe 
war mit einem starken Schrotschuß geladen, jedoch ohne 
Kapsel. Wie es scheint, war aber auf dem Piston hin 
reichender Zündstoff vorhanden, denn beim Abschnappen 
des Hahns entlud sich die Flinte und ein in der Nähe 
befindliches Kind stürzte schwer getroffen zusammen. Un 
ter unsäglichen Schmerzen verschied dasselbe nach meh 
reren Stunden. Die Schrotkörner waren bis in die 
Eingeweide eingedrungen und hatten einzelne Theile des 
selben schwer verletzt. — In den Gemeinden Valens, 
Vasön. Vättis und Pfäfers hoher Schnee. Noch 
ragt keine Spitze von Zaunstecken aus demselben hervor. 
Gesundheitszustand gut. 
— Auch das Königreich Italien hat die To 
desstrafe abgeschafft. Wenn es in Italien ohne das 
Hängen und Köpfen gut thut, dann, sollte man meinen, 
könnten die meisten europäischen Staaten ohne diese 
Strafe bestehen; denn es wird kaum ein Land geben, 
wo Raub und Mord so häufig sind, als in Italien. 
— Der berühmte Wetterprophet Mathieu de
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.